In der Lucas-Cranach-Schule Kronach gibt es jetzt ein Sinneszimmer. Dieser Ruhe- und Entspannungsraum für die Grundschüler, der so genannte Snoezelen-Raum, wurde eingeweiht.
Emma und Benedikt machen es sich gemütlich. Die Siebenjährigen legen sich auf ein großes, orange-gelbes Liegekissen, einen so genannten Doppel-Moppel. Fast kommen sich die beiden Erstklässler ein wenig vor wie in einer anderen Welt.
Ihre Lehrerin, Konrektorin Sabine Freifrau Bock von Wülfingen, liest ihnen die Geschichte "Muscheln im Sand" vor. Aus dem CD-Player dringt der Klang von Wellenrauschen. Ein Film zeigt Wellenspiele im Atlantik. Eine große Sitz- und Kuschellandschaft mit verschiedenfarbigen Matten und weichen Kissen lädt zum Sich-Wohlfühlen ein. Dahinter blubbern in einer Wassersäule, die ihre Farbe wechselt, die aufsteigenden Blasen.
Zur Ruhe kommen Das und noch vieles mehr gehört zu der Ausstattung des neuen "Snoezelen-Raums" in der Lucas-Cranach-Schule.
Dieser Raum hat es in sich: Durch die verschiedenen Materialien und Einrichtungsgegenstände sollen die Schüler einerseits zur Ruhe kommen und andererseits stimuliert werden.
"Unser Snoezelen-Raum ist ein richtiges Schmuckstückchen geworden", freute sich Rektorin Anita Neder bei der Einweihung. Die Schüler verbrächten einen Großteil ihrer Zeit in der Schule. Mit dem neuen, multifunktionalen Raumangebot möchte man den Jungen und Mädchen die Möglichkeit zum Abschalten geben. Selbst Lehrer habe sie schon "ertappt", als sie in der Mittagspause das Zimmer aufgesuchten haben, um neue Energie zu tanken.
Von Reizen überflutet "Die Kinder brauchen heutzutage Möglichkeiten, zur Ruhe zu kommen und zu entspannen. Sie werden dermaßen von Reizen überflutet, dass sie einfach einmal abschalten müssen", ist sie überzeugt.
Der Snoezelen-Raum biete zwar ebenfalls Reize, diese würden jedoch gefiltert. Der Raum rege daher auch an, aktiviere und wecke Interesse. Das künstlich eingerichtete Sinnesreiz-Angebot schaffe dafür eine angenehme und entspannte Atmosphäre.
Wichtig für gutes Lernen seien auch Pausen. "Wer angespannt ist, Stress und Hektik hat, kann nicht mehr so gut lernen", betonte die Rektorin. Der Raum sei gerade auch ideal für die Ganztagsklassen. Sehr freute sich Anita Neder, dass ihre Schule ab dem kommenden Schuljahr bereits ihre fünfte Ganztagsklasse einführen kann. In diesem Zusammenhang bedankte sie sich bei der Stadt und Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) für die Unterstützung.
Auf die Doppel-Moppel Sehr geeignet ist der "Time-out-Raum" auch für Projekte in Kleingruppen und insbesondere für Kinder, die sich schlecht konzentrieren
können, um deren Aufnahmefähigkeit zu verbessern. Dies bestätigte auch Konrektorin Sabine Freifrau Bock von Wülfingen, die mit den Schülern der Klassen 1 a und 4 a eine kurze Einführung in das Snoezelen gab. Dabei legten sich die Jungen und Mädchen auf ihre Doppel-Moppel. Sie hörten der Geschichte von den Muscheln im Sand zu und wurden beispielsweise animiert, durch gegenseitige Massagen die Wellen im Meer nachzuahmen.
Und was sagen die Hauptpersonen zum neuen Angebot? "Mir gefällt das Zimmer sehr gut. Besonders schön finde ich die Wassersäule und dass man so schön kuscheln kann. Auch der Film hat mir gefallen. Ich finde es schön, nach dem Lernen mal meine Ruhe zu haben", sagt Emma. Ihr Klassenkamerad Benedikt schließt sich dem an: "Ich mag auch die Blubber-Säule gerne und die Doppel-Moppel. Auf denen kann man sich gut ausruhen.
Man kann es sich gut gehen lassen und hat dann wieder Kraft zum Lernen."
Bei der Einweihung Kosten: Rektorin Anita Neder bedankte sich beim Elternbeirat für die Finanzierung des 6500 Euro teuren Raumangebots. Kassiererin Kerstin Löffler vom Elternbeirat ist stolz, dass ein solches Projekt ermöglicht werden konnte. Sie überreichte auch eine Spende der Zahnarzt-Praxis Thomas Löffler für drei neue Doppel-Moppel.
Planung: Der Raum hat sich über ein Jahr in der Planung befunden, wie es bei der Einweihung hieß. Es hatte auch Vorschläge von Architekten gegeben, wie man ihn gestalten könnte. Das vorhandene Angebot will man noch ergänzen, sobald ein entsprechender finanzieller Spielraum vorhanden ist, beispielsweise durch die Erlöse von Schulfesten. Auch das Herbstfest will man dafür heranziehen.
Unterstützung: In seinem Grußwort zeigte sich Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein begeistert vom neuen Angebot. Auch nach der Generalsanierung werde die Stadt weiterhin die Schule unterstützen. Einen Dank zollte er den Ehrenamtlichen, die sich in die Schule einbringen, für deren vorbildliche Arbeit. Umrahmt wurde die Feierstunde von der Flötengruppe der zweiten Klassen sowie den Schülern der Klassen 1 a und 4 a, die in einem Gedicht den neuen Raum vorstellten.
Ehrenamtliche: Die Feierstunde nutzte die Schule, um sich bei Ehrenamtlichen zu bedanken, welche die Einrichtung in verschiedenen Aufgabenbereichen unterstützen.
Mit einem kleinen Geschenk bedacht wurden die Spiele-Paten Edda Fischer, Brigitte Krüger, Klaus Seifert und Elisabeth Beetz sowie das Ehepaar Richard und Marliese Bär, die den Schwimm-Unterricht der Grundschüler ermöglichen. Eine wichtige Aufgabe übernimmt auch Rosa Pugachev, die sich als "Buslotsin" darum kümmert, dass die Kinder an der Bushaltestelle in den richtigen Bus einsteigen.
Snoezelen: (sprich: "ßnuselen"): ist ein Angebot zur ganzheitlichen Sinneserfahrung in einem vorgegebenen Raum. Das Wort setzte sich zusammen aus den beiden niederländischen Wörtern "snuffelen" und "douzelen", also "schnuppern" und "dösen". Mitte der 70er Jahre ist Snoezelen in den Niederlanden als Raumangebot mit verschiedenen Sinnesreiz-Angeboten für die Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung entwickelt worden. In den letzten Jahren gewann Snoezelen immer mehr Bedeutung im Bereich der sozialen Arbeit mit unterschiedlichen Menschengruppen - beispielsweise in Senioren-Einrichtungen.