Kronacher Freischießen: Werden XXL- zu XS-Nächten?

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Ein Anwohner aus der Alten Ludwigsstädter Straße beklagt die Veranstaltungen unter anderem auf dem Schützenplatz. Foto: Archiv/Igler
Ein Anwohner aus der Alten Ludwigsstädter Straße beklagt die Veranstaltungen unter anderem auf dem Schützenplatz.  Foto: Archiv/Igler

Ein Anwohner aus der Alten Ludwigsstädter Straße will laut Schützengesellschaft drei Tage vor Beginn des Festes der Feste in Kronach die langen Nächte dort unterbinden. Und das soll noch nicht alles gewesen sein.

"Freischießen in Gefahr?" So titelten wir vor gut drei Wochen - aus damaliger Sicht vielleicht etwas überspitzt. Am Montagabend aber wurde bekannt, dass das nun tatsächlich gar nicht so abwegig ist.

"Es gibt eine Neuigkeit, die das Freischießen in seiner Form, in der man es kennt, in Frage stellt und in Gefahr bringt", teilte Erster Schützenmeister Frank Jungkunz am Montagabend mit. Er spricht von einem "Frontalangriff auf das Freischießen". Grund sei die Beschwerde eines Anwohners.

Zur Erinnerung: Im Juli hatte dieser Anwohner erwirkt, dass eine Veranstaltung der Parti GmbH, die Pächter des Schützenhauses ist, auf dem Schützenplatz abgesagt werden musste. In diesem Zuge war auch die Rede von einem Veranstaltungsstopp. "Bis Klärung erfolgt ist, können keine Discoveranstaltungen, Partys usw. auf dem Platz und in den Hütten genehmigt werden", hatte Platzmeister Charly Wittig damals verkündet.


Die Schützengesellschaft ging zu diesem Zeitpunkt aber davon aus, dass das Freischießen in gewohnter Form stattfindet. Entsprechend äußerte sich damals auch der Anwohner: Seine Beschwerde habe nichts mit dem Freischießen zu tun, "das ist ein Fest mit Tradition, das hat einen Freifahrtschein", erklärte er damals auf Anfrage unserer Zeitung. Jetzt sieht das aber wohl anders aus. Die Stadtverwaltung und das Landratsamt haben ein anwaltliches Schreiben erhalten, wie Hauptamtsleiter der Stadt, Stefan Wicklein, am Montagabend auf Nachfrage bestätigte.

Während sich Wicklein mit Verweis auf ein "offenes Verfahren" nicht weiter dazu äußern wollte, erklärten die Schützen, was in diesem Schreiben gefordert werde: Sämtliche Vergnügungsveranstaltungen auf dem Platz und im Schützenhaus sollen nicht mehr genehmigt, der Parti GmbH sowie der Schützengesellschaft untersagt werden.

Beim Freischießen konkret betroffen seien eine Ü-30-Party, die am 12. August in einer Bierhalle stattfinden sollte, sowie die XXL-Nächte.

Zwar hat die Schützengesellschaft schon die Genehmigung, dass die XXL-Nächte bis 2 Uhr stattfinden dürften. Allerdings wolle sie der Anwohner lediglich bis 1 Uhr dulden. "Es wird mit einer einstweiligen Verfügung gedroht", sagt Frank Jungkunz und ergänzt: "Da ist für mich jetzt die rote Linie überschritten."

Matthias Steller, Schatzmeister der Schützengesellschaft, erklärt zudem, dass die XXL-Nächte zum einen von wirtschaftlicher Bedeutung für die Schützengesellschaft seien und zum anderen auch einen gewissen Sicherheits-Aspekt haben. "Es war ja ein Wunsch der Stadt und der Polizei, die Leute länger auf dem Platz zu halten, so dass sie von hier aus heim gehen und nicht erst noch in die Stadt ziehen, wo es zum Teil Randale gab", so Steller.

Was passiert, wenn man die XXL-Nächte wieder zurückfahren muss? "Dann gehen die Leute wieder in die Stadt, zum Bahnhof oder auf das Landesgartenschau-Gelände - und dort gibt es auch Anwohner", so der Schatzmeister.

Die Schützengesellschaft sei auf die Veranstaltungen auf dem Platz auch außerhalb der Freischießen-Zeit angewiesen. "Es geht um unsere Existenz", betont Steller. Schriftführerin Thea Xynos, Zweiter Schützenmeister Matthias Kümmet und Platzmeister Charly Wittig stimmen zu.

Drei ärgerliche Punkte

Für Frank Jungkunz sind drei Dinge besonders ärgerlich: Erstens, "dass uns ein einziger Anwohner Steine in den Weg legt, die anderen Anwohner distanzieren sich davon". Zweitens, "dass die Gesprächsebene übersprungen wurde. Wir haben das Gespräch gesucht, aber das ist nicht möglich." Charly Wittig ergänzt, dass der Anwohner nur über seinen Anwalt mit der Schützengesellschaft spreche. Und drittens, dass der Anwohner so kurz vor dem Fest der Feste in Kronach damit kommt und noch dazu eine Frist von nur wenigen Tagen setze. "Das ist nicht fair", so Jungkunz.

Er habe mit anderen Veranstaltern, die auf dem Platz etwas abhalten wollen, nach Kompromissen gesucht. "Aber wie soll ich Kompromisse machen, wenn mir das Messer an den Hals gehalten und gefordert wird, dass Nullkommanull stattfindet?"

Kleinkriegen lassen wollen sich die Schützen aber nicht. "Wir lassen uns nicht mit Ein- oder Zwei-Tagesfristen einschüchtern. Wir müssen attraktiv halten, was wir im Landkreis haben und was 300 000 Leute im Jahr für gut empfinden", so Jungkunz. Immerhin gibt es das Freischießen im 425. Jahr, seit 300 Jahren ist es ein Volksfest, weiß Thea Xynos.

Gespräch heute Vormittag

Heute Vormittag wird ein Gespräch von Stadt und Landratsamt stattfinden und über die Angelegenheit beraten werden, wie auch Stefan Wicklein bestätigte.

Der Anwohner selbst war am Montagabend telefonisch nicht erreichbar.