Kronacher ernten ihren Hopfen

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Hopfenkönig Tino Vetter
Hopfenkönig Tino Vetter
 
 
Karl-Josef Dicker
Karl-Josef Dicker
 
 
 
 
Stefan Ender begab sich bereits vor der Kronacher Hopfenernte auf eine Hopfen-Radeltour
Stefan Ender begab sich bereits vor der Kronacher Hopfenernte auf eine Hopfen-Radeltour
 

Der Kronacher Karl-Josef Dicker gehörte am Sonntag zu den Helfern auf Thomas Kaisers Feld. Gut zwei Dutzend Männer und Frauen zupften dort Hopfen.

Bei Karl-Josef Dicker wurden am Sonntag Kindheitserinnerungen wach. Fleißig erntete er auf dem Hopfenfeld von Braumeister Thomas Kaiser zwischen Kronach und Dörfles Hopfendolden. Das hat der 71-Jährige zuletzt vor etwa sechs Jahrzehnten getan. "Meine Mutter war fast 30 Jahre bei einem Bauern in Massendorf bei Spalt beschäftigt. Mein Bruder und ich waren oft dabei", erklärt er. Jahr für Jahr habe seine Mutter etwa 15 Kronacher und Kronacherinnen organisiert, die zur Hopfenernte nach Massendorf gefahren sind. "Mit Bulldog und Latterwagen hat uns der Bauer immer am Bahnhof abgeholt", erinnert sich Dicker mit einem Lachen.

14 Tage lang habe man dann Tag für Tag die Dolden gezupft. Und Karl-Josef Dicker zeigt, wie das geht: Mit dem Nagel seines Daumens zupft er die kleinen Früchte von den Hopfenstangen ab.
"Wir Kinder sind hauptsächlich wegen des Essens mit", sagt Dicker.
Schließlich musste der Bauer einige Tage vor der Ernte frisch schlachten, um all die Helfer zu verköstigen. "Auf Strohsäcken haben wir übernachtet", erinnert sich der Kronacher.

Pro Korb, der voll mit Dolden war, gab es eine Mark. "Die richtig Guten haben 14, 15 Körbe am Tag geschafft", weiß Dicker. Er selbst habe um die acht Körbe gefüllt. Und von dem "Hopfengeld" hat sich der heute 71-Jährige seinen ersten Anzug gekauft, erinnert er sich noch: "Das war in Nürnberg im Kaufhof."

Einen Lastwagen voller Körbe mit Hopfen haben am Sonntag auch die fleißigen Helfer von Thomas Kaiser geerntet. Von den Stangen abgezupft wurden die Dolden aber erst in der Strau. "Damals hat man das direkt auf dem Feld gemacht. Jeder hatte einen Stuhl und einen Korb, und da hat man auf dem Feld gesessen und gezupft und gezupft", sagt Dicker.

"Nur die letzten Stangen wurden immer um einen Wagen gewickelt, mit dem wir heimgefahren sind", erinnert sich Dicker und erzählt von einem Hopfenernte-Fest, das sich "Niederfall" nannte.
Außerdem seien die Drähte, an denen die Triebe in die Höhe wachsen, in Spalt mit Haken an den Holzbalken befestigt gewesen. "Man musste die Haken nur abschlagen", sagt Dicker. Der Vorteil: Man konnte die Drähte wieder verwenden. Diesen Tipp gab er gleich an Thomas Kaiser weiter, der die Drähte abgeschnitten hat.

Irgendwann habe der Bauer, bei dem Karl-Josef Dicker, sein Bruder und seine Mutter Hopfen gezupft haben, auf Maschinen umgestellt. "Sie ist dann zwar noch ein paar Jahre zu einem anderen Bauer", sagt er über seine Mutter, doch nach etwa 30 Jahren Hopfenernte sei diese dann für sie beendet gewesen. Er selbst hat sie am Sonntag wieder einmal miterlebt. Genau wie gut zwei Dutzend andere Kronacher und Kronacherinnen. Darunter auch Stefan Ender, der zuvor sogar eine dreitägige Hopfenradtour bis nach Abensberg absolviert und sich schon vorab bei einem Bauern schlau gemacht hat, wie der Hopfen denn geerntet wird. Und sogar einen Hopfenkönig haben die Kronacher gekürt: Tino Vetter durfte sich den Kranz, gewickelt aus einer Hopfenpflanze, aufsetzen.