Von Habecks Heizgesetz "entsetzt": Oberfränkische Waldbesitzer laden ihr Brennholz vor Grünen-Büro ab

Das geplante neue Heizgesetz erntet derzeit von verschiedener Seite starke Kritik. Die FDP hat zuletzt wiederholt grundsätzliche Bedenken in Hinblick auf das von der Bundesregierung beschlossene Gebäudeenergiegesetz (GEG) geäußert. Der Streit der Ampel-Koalition droht zu eskalieren. Unterdessen trifft der Gesetzesentwurf auch bei Waldbesitzern aus Oberfranken auf massive Ablehnung. Ihr Unmut richtet sich vor allem gegen Wirtschaftsminister Robert Habeck, dem Initiator des verschärften Heizgesetzes. Sind Scheitholz, Pellets, Hackschnitzel & Co. bald verboten? Das droht Besitzern von Biomasseheizungen.
In Kronach haben Waldbesitzer nun mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion gegen die Pläne aus Berlin protestiert. Sie seien "entsetzt" über die Pläne der Regierung und insbesondere Wirtschaftsminister Habeck, ab kommendem Jahr den Einbau von Holzheizungen in Neubauten zu verbieten. Das erklärt die Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen (WBV) in einer Pressemitteilung, die inFranken.de vorliegt. Das Heizen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz in Form von Scheitholz, Hackschnitzeln und Pellets werde damit nahezu unmöglich gemacht. "Bei Umrüstungen in bestehenden Gebäuden entstehen erhebliche Mehrkosten für die Eigentümer", beklagt der Verein.
Kronach: Waldbesitzer üben starke Kritik an geplantem Heizgesetz - Protestaktion für Grünen-Büro
Mit dem aktualisierten Heizgesetz soll der Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen und bei der Warmwasserbereitung gesetzlich verankert werden, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Jede Heizung, die ab 2024 neu eingebaut wird, muss damit zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Bestehende Heizungen dürfen weiter betrieben werden, kaputte Heizungen können repariert werden. Der Bayerische Waldbesitzerverband warnte, dass Pellet-, Scheitholz- und Hackschnitzel-Zentralheizungen faktisch verboten würden, wenn Holz im Neubau nicht als erneuerbare Energiequelle für das 65-Prozent-Ziel anerkannt werde.
Ins gleiche Horn stoßen auch die Waldbesitzer im Landkreis Kronach. Ihren "Frust und Ärger" (O-Ton) über die politischen Pläne luden die Verantwortlichen der Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen am Freitag (19. Mai 2023) in Form eines Sters Brennholz vor dem Kronacher Büro des Grünen-Bundestagsabgeordneten Johannes Wagner ab. Das Ziel der Protestaktion: Der Kommunalpolitiker und Parteifreund von Robert Habeck soll den Protest der Frankenwald-Waldbesitzer in Berlin vortragen. Wagner zeigte sich von der Aktion derweil "etwas irritiert", erklärte der Grünen-Abgeordnete auf Facebook. Der Grund: Erst zwei Tage vorher habe er sich mit Vertretern der Waldbauernvereinigung getroffen, um über das Heizgesetz zu sprechen.
"Aber geschenkt", hält Wagner zugleich fest, "protestiert werden darf natürlich immer." Ein wichtiger Aspekt bezüglich des Gesetzesentwurfes sei aus seiner Sicht die Frage, ob Holz ein regenerativer Rohstoff ist oder nicht. Der Kernpunkt sei demnach, ob Holz weiterhin zum Heizen verwendet werden darf. "Spoileralarm: Ja, darf es", betont der Bundestagsabgeordnete. Das geplante Gesetz lasse die Nutzung von Holz zum Heizen auch künftig zu. "Was sich ändert, sind die Regeln, wie das zu geschehen hat, und das aus gutem Grund".
Grünen-Angeordneter verteidigt Gesetzentwurf - "Holz nicht gleichwertig regenerativ wie Wind oder Sonne"
"Holz ist sicherlich nicht gleichzusetzen mit Öl oder Gas, aber eben auch nicht gleichwertig regenerativ wie Wind oder Sonne", gibt der Grünen-Politiker zu bedenken. Der Einsatz von Holz zur Wärmegewinnung müsse daher reglementiert werden. "Das Heizen unserer Häuser verursacht immens viele Emissionen." Holz sei nach seiner Auffassung als CO2-Speicher und Rohstoff viel zu wertvoll, um es in Großkraftwerken zu verheizen und dadurch wieder CO2 freizusetzen. "Als Baustoff ist es da deutlich besser geeignet", hält Wagner in seinem Facebook-Post fest.
Die Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen sieht dies indes völlig anders. Mit ihren über 1900 Mitgliedern stellt die WBV laut eigener Aussage die größte Waldbesitzervereinigung im Landkreis Kronach dar. WBV-Vorsitzender Markus Wich verdeutlichte, dass er und seine Vorstandsmitglieder das geplante Gebäudeenergiegesetz für "unakzeptabel" halten. Bei der seit Jahren wegen des Borkenkäferbefalls unausweichlichen Aufarbeitung von Fichtenholz im Frankenwald sei nicht alles Holz an die Sägewerke abzusetzen. "Es verbleiben rund 20 Prozent Restholz, das sich zum großen Teil hervorragend für Scheitholz, Hackschnitzel und Pellets eignet", heißt es in der Mitteilung des Vereins.
"Verbliebe dieses Restholz im Wald, würde es beim Verrotten genauso viel Kohlendioxid freisetzen wie bei der Verbrennung in Heizanlagen." Ein Verbieten von Holzheizungen spare damit kein Kilo Kohlendioxid. "Unser Brennholz aus dem Frankenwald ist erneuerbar, nachhaltig und CO2-neutral", wird Wich zitiert. Für die Zukunft werde es genügend Heizmaterial für Holzheizungen aus nachhaltiger Nutzung geben.
Verein beklagt "Frontalangriff gegen Holzenergie" - Vorwurf des "enteignungsgleichen Eingriffs"
Und noch etwas "brennt" der Waldbesitzervereinigung laut Eigenaussage "unter den Nägeln". Die WBV plant demnach aktuell den Neubau einer eigenen Geschäftsstelle. Und diese solle natürlich mit Holz beheizt werden. "Wir hängen, wie viele Menschen, wegen der Heizungsfrage jetzt völlig in der Luft", so der Vorsitzende. "Eigentlich war klar, es kommt für die WBV nur eine Hackschnitzelanlage infrage."
Die Waldbesitzervereinigung sieht in dem Gesetz in der jetzigen Form einen "Frontalangriff gegen die Holzenergie, funktionierende regionale Wirtschaftskreisläufe und damit gegen unseren ländlichen Raum". Für die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer bedeute der Gesetzentwurf "einen enteignungsgleichen Eingriff", so der Verein wörtlich. Das beschlossene Heizgesetz verhindere ein Stück weit die Möglichkeiten, sich von den fossilen Energieträgern unabhängig zu machen.
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