Kronach vielleicht doch von Stromtrasse bedroht

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Die neuen Varianten der Stromtrasse P44 sorgten im Kreisausschuss für Diskussion. Sabine Weinbeer
Die neuen Varianten der Stromtrasse P44 sorgten im Kreisausschuss für Diskussion. Sabine Weinbeer

Im zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplanes der Bundesnetzagentur sind nun doch Trassenvarianten aufgeführt, die durch den Kreis Kronach führen würden.

Anfang August ertönte der Paukenschlag: Die Bundesnetzagentur hat die vermeintlich schon verworfenen Ausbauvarianten für eine Stromtrasse wieder ins Spiel gebracht. In dem vorläufigen Prüfungsbericht zum zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplanes 2030 sind alle vorgestellten Varianten für neue 380-kV-Wechselstromleitungen als gleichwertig dargestellt.

"Ende Juli gab es noch Gespräche mit Tennet. Deshalb sind wir jetzt umso überraschter", sagt Landrat Klaus Löffler (CSU) zu Beginn der Sitzung. Nun müsse man mit den anderen betroffenen Landkreisen konzentriert in Aktion treten. Landräte und Bürgermeister aus den Kreisen Lichtenfels, Kulmbach, Bamberg, Kronach, Hof und Forchheim haben bereits eine Resolution gegen den Bau neuer Stromleitungen durch ihre Heimat verabschiedet. Die Gemeinden und die Landräte lehnen die Trassenvorschläge P44 mod., P44 mod. Var. 2, P44 mod. Var. 2+ und P44 mod. Var. 3 im Entwurf des Netzentwicklungsplanes 2030 grundsätzlich ab.


Alternativen zu P44

Wolfgang Puff, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Strukturentwicklung Landkreis Kronach (WSE), erläutert im Kreisausschuss den Sachstand zum Thema Stromtrassen. Im zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplans sind nun alle Trassenvarianten nochmals auf den Tisch gekommen, wie Puff berichtet. Zu der Stromtrasse P44 gibt es laut Puff drei Alternativen. Das sind die P44 mod., Variante 2 (von Altenfeld über Remptendorf, Würgau nach Ludersheim), die P44 mod., Variante 2+ (von Remptendorf nach Ludersheim) und die P44 mod., Variante 3 (von Altenfeld über Remptendorf nach Mechlenreuth). Diese Varianten würden durch den Landkreis Kronach verlaufen.

Bei der Variante P44 soll ab Schalkau (Thüringen) eine neue Stromtrasse gebaut werden, die direkt nach Grafenrheinfeld führt. Bei der Alternative P44 mod. soll die Bestandstrasse von Schalkau über Redwitz (Kreis Lichtenfels) bis nach Ludersheim bei Nürnberg ausgebaut werden.


Trassen durch Kronach teurer

"Die ungünstigsten Varianten sind die, die durch Kronach laufen", betont Puff. Unter anderem wirtschaftliche Gründe sprächen dagegen . Käme es tatsächlich zu diesen Varianten, so würden mehrere Kilometer Umweg drohen, die modifizierten Trassen wären durchschnittlich viel länger. Bei einem Kilometerpreis von rund 1,5 Millionen Euro ist das ein wichtiger Aspekt. Um die notwendige Leistung auf der bestehenden Trasse zu erreichen, müssten entweder die bestehenden Leitungen entfernt und dort wieder höhere Masten errichtet werden (Ersatzneubau). Oder es müsste neben der bestehenden Trasse eine zusätzliche Trasse (Parallelbau) gebaut werden.

Puff betont in der Sitzung des Kreisausschusses jedoch: "Geld spielt aus Sicht der Bundesnetzagentur keine Rolle mehr." Letztendlich liege die Entscheidung bei der Bundesregierung. Eine Neubeseilung bis zum Jahr 2022 werde es auf jeden Fall geben. "Damit wird man leben müssen", sagt Puff.

Bei den Kreisräten löst das großes Unverständnis aus. "Dafür zahlen letztlich die Steuerzahler. Das ist ein unglaublicher Vorgang", sagt Stefan Wicklein (FW). Dem schloss sich SPD-Kreisrat Ralf Pohl an: "Die Skepsis von damals ist nun bestätigt."


Widerspruch bis 16. Oktober

Bis zum 16. Oktober können die Bürger in einem Beteiligungsverfahren Widerspruch einlegen. Dazu können sie online auf der Internetseite der Bundesnetzagentur eine Stellungnahme einreichen (www.netzausbau.de). Puff weist darauf hin, dass bei dem Konsultationsverfahren die Stimme eines jeden Bürgers gleich viel Wert besitzt. "Letztendlich wird es darauf ankommen, wer am lautesten schreit, der wird Recht bekommen", mahnt SPD-Kreisrat Richard Rauh. Er fordert deshalb, dass Kronach eine eigene Resolution erarbeitet, um sich gegen die möglichen Varianten zu mobilisieren. "Es kann nicht sein, dass eine teure Trasse gewählt wird, nur weil bei uns der Widerstand kleiner ist", bekräftigt auch sein Parteikollege Ralf Pohl (SPD). Dem schloss sich auch Stefan Wicklein (FW) an.

"Die Bevölkerung in den entsprechenden Gemeinden muss sich mobilisieren und an die Bundesnetzagentur schreiben", betont Wicklein. Er plädiere ebenfalls für eine eigene Resolution des Landkreises Kronach, die von dem zuständigen Berliner Abgeordneten unterschrieben werden müsse. Eine solche Resolution des Kreises Kronach, in der alle möglichen Alternativen abgelehnt werden, hat der Kreisausschuss in seiner Sitzung am Montag beschlossen.