Kronach: Corona-Lage soweit im Griff

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In der Corona-Teststrecke in der Industriestraße wurden 539 Personen getestet. Foto: Cindy Dötschel
In der Corona-Teststrecke in der Industriestraße wurden 539 Personen getestet. Foto: Cindy Dötschel
 

Seit zwei Monaten gilt in Bayern der Katastrophenfall. Im Landkreis Kronach ist die Lage derzeit gut. Doch der Coronavirus hat ein Miteinander von vielen Seiten gefordert. Und das funktioniert, weswegen die Aussichten nicht schlecht sind. Aber es bleibt Vorsicht geboten.

Mehrere Tische stehen an einer Seite des Raumes. Darauf jeweils ein Computer und ein Telefon. An der Wand dahinter befinden sich ein großer Bildschirm und mehrere Stelltafeln, auf denen verschiedene Informationen zu lesen sind. In der Mitte des Raumes sind Tische zu einem großen Viereck zusammengestellt. Darum herum Stühle mit ausreichend Abstand zueinander. So sieht er aktuell aus: Der Sitzungssaal im Landratsamt Kronach.

Normalerweise finden hier die Sitzungen des Kreistages statt. Der Raum ist derzeit das Lagezentrum der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK). Von hier aus operiert der Krisenstab 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Und das seit der Katastrophenfall in Bayern am 16. März 2020 ausgerufen wurde.

80 Mitarbeiter von Landrat Klaus Löffler (CSU) sind darin involviert. Zusätzlich noch externe Partner: Technisches Hilfswerk (THW), Polizei und die örtliche Einsatzleitung. Täglich wird sich besprochen, wie die Situation gehandhabt wird. "Wir können stolz sein, auf das was wir gemeinsam erreicht haben", sagt Klaus Löffler. Das Gesundheitssystem wurde bislang nicht überlastet, und die Infektionszahlen konnten gesenkt werden. Durch die Lockerung komme es nun auf die Bevölkerung an: "Wir legen die Verantwortung in die Hände der Menschen."

Kronacher vorbildlich

Dass diese Verantwortung bei den Kronachern in guten Händen ist, hat sich bereits in den vergangenen Wochen gezeigt. Die Polizei hat relativ wenig mit Verstößen gegen die Beschränkungen zu tun. Bei knapp 5000 Kontrollen gab es nicht einmal 400 Verstöße. "Wir sind bemüht nicht die Spaßbremse der Bevölkerung zu sein", sagt der Kronacher Polizeichef Matthias Schuhbäck. Mit Fingerspitzengefühl sollen die Beamten bei den Kontrollen vorgehen.

Verantwortungsvoll waren auch die Kontaktpersonen der ersten Coronafälle. Sie haben sich selbstständig in Quarantäne begeben, noch bevor das Gesundheitsamt sie kontaktiert hatte, erzählt Helmut Weiß, Leiter des Gesundheitsamtes Kronach. Durch dieses Verhalten konnte bislang eine weitaus höhere Zahl an Infektionen verhindert werden, sagt Weiß.

Insgesamt wurden im Landkreis 153 Menschen positiv auf Covid 19 getestet (Stand: Freitag, 16.13 Uhr). 74 dieser Infizierten waren bereits in Quarantäne, als sie erkrankt sind. 25 Personen erkrankten durch eine Infektion in einem anderen Landkreis. Neun Personen infizierten sich in einem Risikogebiet, zum Beispiel beim Skiurlaub. Nur bei knapp 30 Prozent der positiv getesteten stammt die Infektion von einer anderen Quelle, die nicht bestimmt werden konnte. Eine relativ geringe Zahl, wenn sie mit anderen Landkreisen verglichen wird. Dafür verantwortlich ist auch der "Kronacher Weg", wie von der FüGK das Vorgehen beschrieben wird, das die Verbreitung des Virus stoppen soll.

"Das wichtigste Ziel ist es, die Infektionskurve möglichst flach zu halten", sagt Markus Heckel. Um das zu erreichen, galt es, die gefährdetsten Bürger zu schützen. Nach dem derzeitigen Wissensstand sind besonders ältere Menschen gefährdet. So sollten zuerst die Pflegeheime mit ausreichend Schutzmaterial versorgt werden. Zu Beginn war nicht genügend Material vorhanden. Nur drei Paletten erhielt das Technische Hilfswerk, das für den Transport der Schutzausrüstung verantwortlich ist. Um weitere Ausrüstung zu erhalten, wurde diese anderweitig zugekauft und heimische Firmen wurden an der Produktion beteiligt. So dass, als die Pflegeheime und Pflegedienste ausreichend versorgt waren, der Kreis der zu Unterstützenden auf Ärzte und medizinisches Personal ausgeweitet wurde. Denn es war wichtig, dass das normale Gesundheitssystem durch die Praxen erhalten bleibt - mit Erfolg. Im Landkreis musste keine Praxis schließen, weil zu wenig Schutzausrüstung zur Verfügung stand. Das Landratsamt hat sich darüber hinaus noch dazu entschieden, weitere Institutionen mit Schutzausrüstung zu versorgen: Schulen, Feuerwehr und Gemeindeverwaltungen wurden ebenso ausgestattet.

THW übernimmt Versorgung

Unter Hochdruck arbeitete das THW am Transport von Material. Über 40-mal wurden bereits neue Paletten Schutzausrüstung aus dem Münchner Raum nach Kronach transportiert. Davon circa 20 200 FFP-2-Masken und etwa 79 200 Mund-Nasen-Schutzmasken. Über 15 000 Kilometer legten die THW-Helfer dabei zurück. Über 1200 Arbeitsstunden wurden in acht Wochen von ihnen eingesetzt, um den Virus zu bekämpfen. Wie der Leiter des Kronacher Ortsverbandes, Udo Höfer, erzählt, wurde darauf geachtet, dass möglichst wenig Personal dafür verwendet wurde. Denn die Einsatzfähigkeit für andere Notfälle musste weiterhin gewährleistet werden.

Auch bei der Errichtung der Corona-Schwerpunktpraxis war das THW beteiligt. Innerhalb von zwölf Tagen wurde die Praxis errichtet; seit Ostern wird sie genutzt. Auch eine Teststrecke wurde in der Industriestraße errichtet. "539 Personen wurden dort bislang getestet", sagt Ralf Schmidt, örtlicher Einsatzleiter vom BRK. Zusammengerechnet mit den Tests des Gesundheitsamtes und der Arztpraxen wurden im gesamten Landkreis 1000 Tests durchgeführt.

Trotz der guten Entwicklung, die der Landkreis genommen hat, ist dem Landrat eines besonders wichtig: "Die Bedrohung durch den Virus muss ernstgenommen werden." Sollte sich die Lage verschlechtern, würde der Landkreis Maßnahmen ergreifen, betont Klaus Löffler. Stand Freitag beträgt der 7-Tage-Inzidenz-Wert im Landkreis 11,92. Noch ist also die Warn- und Höchstgrenze von 35 und 50 weit entfernt. Aber es liege in der Hand der Bürger, verantwortungsvoll mit den Lockerungen umzugehen. Im Landkreis hat man aktuell die Lage im Griff, dennoch fehlt das Verständnis für die Demonstrationen, die stattfinden.

Derzeit gibt es in folgenden Gemeinden im Landkreis Infizierte:

Kronach: 5

Küps: 3

Mitwitz: 1

Nordhalben: 2

Pressig: 2

Steinbach am Wald: 2

Steinwiesen: 1

Stockheim: 2

Teuschnitz: 1

Weißenbrunn: 1