Eigentlich sollte es nur ein erster Test werden - der prompt gelang. Dabei hatte sich die Edelbrandsommelière Ina Kirschner aus Waldbuch gleich ein hohes Ziel gesetzt: den Geschmack ihrer Heimat in Form von Gin in Flaschen abzufüllen.
Was der Frankenwald mit Holland beziehungsweise England gemein hat? Die Fußball-Leidenschaft? Mag sein. Ganz sicher aber ist es der Gin. Während 1689 Wilhelm III. von Oranien-Nassau bei der Besteigung des englischen Throns den Wacholderschnaps namens Genever aus seiner niederländischen Heimat mit nach Großbritannien brachte, kam im Frankenwald die Edelbrandsommelière Ina Kirschner auf den Geschmack.
Nachdem sie seit gut einem Jahr diverse Geiste, Brände und Liköre in ihrer Destillerie "Gebranntes Glück" auf dem elterlichen Hof herstellt, wollte sie mit ihrer neuesten Idee ihren Kunden den Frankenwald im wahrsten Sinne des Wortes schmecken lassen. Mit dem In-Getränk, nämlich dem Gin. Genauer gesagt dem Frankenwald-Gin.
Hommage an die Heimat
;
"Dadurch, dass Gin mittlerweile so ein In-Getränk ist, wird damit natürlich auch viel Schindluder getrieben. Da sucht sich eine Agentur jemanden, der einen Gin brennt, dann kommt ein schön ausschauendes Etikett drauf und es wird ganz viel Marketing drum herum gemacht. Aber wie der Gin gemacht wurde oder ob er wirklich etwas taugt - das interessiert dabei niemanden", ärgert sich die junge Edelbrandsommelière.
Zahlreiche Messen hat sie besucht, bevor sie ihren ersten Gin gemacht hat - und ist dabei zu dem ironischen Entschluss gekommen: "Man braucht einen Vollbart und ein Holzfällerhemd, um Gin zu machen." Trägt sie beides nicht. Trotzdem ist ihr ihr erster Gin hervorragend gelungen - und das auf Anhieb, erzählt sie mit einem fast verlegen wirkenden Lächeln. Die strahlenden Augen verraten aber ihren Stolz.
Und dazu brauchte sie weder Bart noch Holzfällerhemd, sondern "nur" ihre Heimat: den Frankenwald.
Der Gin ist nämlich eine Hommage an ihre Heimat. "Es hat mich gereizt, zu tüfteln, denn, ein reines Marketingprodukt zu sein - das hat der Gin nicht verdient", sagt Ina. Also hat sie sich in die Gin-Geschichte, die Variationen und Herstellung eingelesen, Fortbildungen besucht und Spaziergänge durch ihre Heimat, den Frankenwald, gemacht.
"Der Frankenwald, das sind für mich der Wald mit seinem einzigartigen Duft - gerade im Frühjahr, die Bauerngärten, die Kerwa mit dem Bier, die Bratwürste mit Kraut und die Ködeltalsperre", erzählt die 30-Jährige aus dem Marktrodacher Ortsteil Waldbuch.