Kinder der Kronacher Lebenshilfe bereiten sich auf die Erstkommunion vor

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Zu den Gruppenstunden gehören auch einige sich wiederholende Teile wie die Begrüßung mit der Nennung der Namen, Lieder und das gemeinsam gesprochene "Vater unser". Foto: Heike Schülein
Zu den Gruppenstunden gehören auch einige sich wiederholende Teile wie die Begrüßung mit der Nennung der Namen, Lieder und das gemeinsam gesprochene "Vater unser".  Foto: Heike Schülein

Derzeit bereiten sich fünf Kinder, die die Lebenshilfe in Kronach besuchen, auf ihre Erstkommunion vor. Wir waren bei einer Gruppenstunde im Gemeindezentrum St. Nikolaus dabei.

Gemeindereferent Andreas Roderer greift zu seiner Gitarre. Zusammen mit Annemarie Nietner sowie den angehenden Kommunionkindern Leon, Nico, Paul und Moritz und ihren beiden Betreuern sitzt er in einem Kreis. Die Buben schauen ihn mit erwartungsvollen Augen an. Die ersten Töne von "Einfach spitze, dass du da bist" erklingen. Die Kinder freuen sich.

War es gerade im Gemeindezentrum St. Nikolaus noch andächtig ruhig, ändert sich das schlagartig. Die kleine Gruppe stampft auf den Boden und klatscht in die Hände, ganz so wie sie im Liedtext dazu aufgefordert wird. Gemeinsam singen sie den Refrain "Komm, wir loben Gott den Herrn".

Kleine Rituale gehören dazu

Leon, Nico, Paul und Moritz bereiten sich auf den Empfang der ersten heiligen Kommunion vor. An diesem Nachmitttag nehmen sie an ihrer dritten Gruppenstunde teil.
Zu jedem Treffen gehören kleine Rituale wie dieser musikalische Willkommensgruß, bei dem alle so voller Freude dabei sind, aber auch die persönliche Begrüßung. Der Gemeindereferent geht dafür Reihum, um alle einzeln mit ihrem Vornamen willkommen zu heißen.

Die Jungs stecken jeweils einen bunten Blumenstecker mit ihrem Namen in einen kleinen Eimer mit Sand. Diesen stellt Roderer in die Mitte der kleinen Runde auf den Boden. Dort steht bereits ihre Gruppenkerze, die angezündet wird. Sie ist ein Symbol für die Gegenwart Jesu, der, so erklärt Roderer den Kindern, "immer bei uns ist, auch wenn wir ihn nicht hören, sehen oder fühlen können".

Später kommen noch zwei Bilder hinzu: Eines zeigt Jesu, das andere einen Jungen, umgeben von zwei großen schützenden Händen. "Wer bin ich, dass ich Dir so kostbar bin", steht darunter geschrieben. Auch in der erste Gruppenstunde ging es insbesondere darum, dass Jesus immer bei uns ist - also auch bei der Kommunionvorbereitung. In der zweiten Stunde durften die Kinder ihre eigene Kommunionkerze ganz nach ihren Vorstellungen gestalten.

Nun stand die dritte Gruppenstunde an. Andreas Roderer hatte hierfür Bilder mit verschiedenen Alltagssituationen mitgebracht. "Wann beten wir zu Jesus?", will er von den Jungen wissen. Er zeigt dabei ein Bild mit einem krank im Bett liegenden Kind. "Wir bitten Jesus, dass er uns, wenn wir krank sind, wieder gesund macht", sagt Paul.

Nun hält der Gemeindereferent ein Bild mit einem weinenden Kind in die Höhe. "Wenn wir traurig sind, lass uns - Jesus - wieder fröhlich sein", bittet erneut Paul. Ein anderes Bild zeigt einen gedeckten Tisch. "Wir beten vor dem Essen: Danke, lieber Gott für das Essen", überlegt Leon.

Mit ganzem Herzen dabei

Roderer freut sich über die Antworten und ermuntert die Kinder zum Mitbeten: "Guter Gott, du bist immer bei uns. Sei bei mir, wenn ich krank bin, wenn ich traurig bin und gib mir jeden Tag zu essen. Dann kann ich wieder fröhlich sein." Alle stimmen in das Gebet mit ein - ein schöner, sehr andächtiger Moment dieser Gruppenstunde, bei der alle Kinder spürbar mit ganzem Herzen dabei sind.

Auch als Andreas Roderer eine Geschichte aus der Bibel erzählt, hören die Jungen aufmerksam zu. In der Erzählung geht es darum, dass man Kinder zu Jesus bringen wollte. Manche hätten das damals nicht so gern gesehen, erzählt der Gemeindereferent, weil sie noch so klein und auch laut gewesen seien. Jesus aber liebe die Kinder und deshalb sei es sein Wunsch gewesen, die Kinder zu ihm zu lassen.

"Er wollte der Freund von ihnen sein. Und er will auch euer Freund sein", sagt Roderer. Deshalb seien sie auch schon bald zu einem großen Fest eingeladen. Welches Fest könnte das sein? "Das ist unsere Erstkommunion", sagt Paul bestimmt.

Die Kinder setzen sich nun an den Tisch. Sie haben ihre Kommunionmappen dabei und füllen einen kleinen Text aus. Einige können nicht so gut schreiben. Das macht nichts. Sie erhalten Hilfe von Andreas Roderer, Annemarie Nietner oder ihren Betreuern.

Dann dürfen sie malen. "Ich male gerne", freut sich Nico. Sie sollen sich selbst malen mit ihrem schönsten Lächeln, umgeben von einer Hand - ähnlich wie auf dem Bild, das sie gemeinsam betrachtet hatten. Keine leichte Aufgabe: Aber alle geben sich viel Mühe und sind mit Begeisterung dabei. Es werden schöne, bunte, lebendige Bilder.

Die nächste Gruppenstunde wird in der Kreuzbergkapelle stattfinden - dort, wo die Kinder am 25. Mai ihre Erstkommunion empfangen werden. Dann wird auch Leonard, der heute krank ist, wieder mit dabei sein. "Wir werden dort die Kirche erkunden, den Altar kennenlernen und uns auf die Kommunionfeier vorbereiten", erklärt Andreas Roderer.

Die letzte Gruppenstunde findet wieder im Gemeindezentrum statt unter dem Motto "Ich empfange Jesu im Brot". "Es ist für mich eine sehr schöne Erfahrung, zu sehen, mit welcher Freude die Kinder dabei sind. Das ist jede Stunde immer wieder schön", freut sich der Gemeindereferent.

Zuwendung schließt keinen aus

Man könne mit den Kindern in den Gruppenstunden sicherlich nicht ganz so in die Tiefe gehen. Das sei aber in Ordnung. "Die Kinder sollen erfahren, dass Jesus als unser Freund in unserem Herzen sein will, dass sie mit ihm sprechen können und er ganz nahe bei ihnen ist. Sie sollen erfahren, dass der Leib Christi etwas Besonderes ist und er ihnen damit besonders nahe ist", betont er. Gottes Zuwendung gelte allen und er schließe niemanden aus.


Man müsse nicht alles vom Kopf her verstehen. Wichtig sei es, mit dem Herzen dabei zu sein. Diesen Eindruck habe er von den Kindern, die bereits vom Religionsunterricht in der Lebenshilfe viel "Vorwissen" mitbrächten.
Das letzte Mal, dass auf Wunsch der Eltern eine Vorbereitung auf die Erstkommunion speziell für Kinder der Lebenshilfe stattfand, war 2009. Meist empfingen die Kinder in ihren Heimatpfarreien die erste heilige Kommunion. Beide "Varianten" beziehungsweise Wünsche der Eltern kann der Gemeindereferent nachvollziehen.