Keine Tonnen für Bioabfälle

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Thomas Mattes von der Abteilung Abfallwirtschaft im Landratsamt Kronach zeigte den Ausschussmitgliedern die vielen Möglichkeiten an Bioabfalltonnen, Beuteln und Säcken, die derzeit auf den Markt sind. Im Landkreis Kronach sollen aber die Bürger den Bioabfall zum Wertstoffhof bringen. Von dort kommt er zur Vergärung nach Rehau. Foto: K.- H. Hofmann
Thomas Mattes von der Abteilung Abfallwirtschaft im Landratsamt Kronach zeigte den Ausschussmitgliedern die vielen Möglichkeiten an Bioabfalltonnen, Beuteln und Säcken, die derzeit auf den Markt sind. Im Landkreis Kronach sollen aber die Bürger den Bioabfall zum Wertstoffhof bringen. Von dort kommt er zur Vergärung nach Rehau.  Foto: K.- H. Hofmann

Die hohen Kosten waren ausschlaggebend dafür, dass sich der Abfallwirtschaftsausschuss des Kreises gegen ein Abholsystem entschied. Stattdessen stehen den Bürgern die Wertstoffhöfe des Kreises als Anlaufstellen zur Verfügung.

Der Abfallwirtschaftsausschuss des Landkreises Kronach entschloss sich am Freitag zur Einführung eines Bringsystems für Bioabfälle. Die Erfassung und Verwertung von Bioabfall soll im Bringsystem über geeignete Sammelbehälter an den Wertstoffhöfen im Landkreis Kronach umgesetzt werden.

Nach Vorstellung eines Gutachtens über die Einführung der Bio-Tonne kamen die Mitglieder im Ausschuss zu dem Ergebnis, dass die Müllgebühren über die Einsammlung von Bioabfällen über gesonderte Biotonnen die Müllgebühren stark ansteigen ließen. Außerdem funktioniere die Grüngutverwertung im Landkreis bereits gut. Deshalb einigte man sich auf das kostengünstigere Bringsystem. Dies kostet dem Landkreis etwa 15 000 Euro für die Anschaffung von bis zu 150 Bio-Tonnen in den Wertstoffhöfen.
Damit hat die jahrelange Diskussion im Abfallwirtschafts- und Umweltausschuss sowie im Kreistag ein Ende.

Kosten höher als der Nutzen

Die Ausschussmitglieder hatten sich informiert und ein Gutachten erstellen lassen. Demnach ist der Nutzen für die Bevölkerung bei der Einführung einer Entsorgung von Küchenabfällen über die Bio-Abfalltone bei weitem nicht so hoch, wie dies die Kosten erwarten ließen. Landrat Oswald Marr fasste zusammen, dass es zwar technisch möglich sei, die Bioabfälle über ein Holsystem zu erfassen und zu verwerten, die Einführung der Biotonne jedoch für die Bevölkerung eine hohe Kostenbelastung bedeuten würde.

Bernd Liebhardt (CSU) dankte der Verwaltung für die breiten Informationen, die eine sachliche Abwägung ermöglichten. Für Stadt und Landkreis Kronach sei eine weitere Tonne wegen des benötigten Platzes nur eine weitere Belastung. Schlimmer aber seien die Kostenerhöhungen. Ohnehin kommt Liebhardt zufolge für die Müllentsorgung in den nächsten drei bis vier Jahren eine Gebührenerhöhung von 20 bis 25 Prozent auf die Bevölkerung zu, nach Berechnung des Gutachtens würden für getrennte Bioabfälle zudem Kostenerhöhungen von bis zu 60 Prozent anstehen. Dies sei nicht nachvollziehbar, zumal das bisherige System über Kompostierung und Grünguterfassung ohnehin gut funktioniere.

Nur zwei Gegenstimmen

Landrat Oswald Marr wies auf ein in den vergangenen Tagen eingegangenes Schreiben der Regierung von Oberfranken hin, wonach der Landkreis aufgefordert werde, den gesetzlichen Pflichten nachzukommen. Diese schreiben nämlich seit 1. Januar 2015 eine getrennte Sammlung von Bioabfällen vor. Um auch den gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen und dem Bürger nicht weitere hohe Kosten aufbürden zu müssen, sei die Lösung über ein Bringsystem richtig.

Edith Memmel (Die Grünen) meinte ebenfalls, dass dieses Bringsystem für den Landkreis Kronach die bessere Variante sei. Dies führe zu einer sinnvollen Entsorgung, denn weitere Tonnen oder Säcke für Bioabfälle führtene zu weiteren Belastungen. Sie zeigte sich erschrocken darüber, wie viel an Lebensmitteln von Haushalten weggeworfen werde.

Norbert Gräbner (SPD) sah das jetzige System im Landkreis Kronach als vorbildlich an, dank eines vergleichsweise geringen Anteils an organischen Abfällen im Restmüll sowie hoher Eigenkompostierungsraten.
Letztlich stimmte für diese Lösung bei Gegenstimmen von Egon Herrmann und Peter Schmittnägel (SPD) die Mehrheit der Ausschussmitglieder. Die Verwaltung wurde beauftragt und ermächtigt, die erforderlichen Ausschreibungen vorzunehmen.

Zuvor hatten Umweltingenieurin Sarah Meyer vom bifa Umweltinstitut Augsburg und Johann Baumann, Gesellschafter von AU Consult, Augsburg, die Ergebnisse einer gutachterlichen Bewertung nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz zur getrennten Bioabfallerfassung im Landkreis Kronach, vorgestellt. Thomas Mattes von der Abteilung Abfallwirtschaft im Landratsamt hatte dazu die Möglichkeiten für den Landkreis Kronach unter Berücksichtigung der bisher gut funktionierenden Grüngutentsorgung dargestellt.

Dabei stellte sich heraus, dass das Holsystem über etwa 5500 benötigte Biotonnen rund 750 000 Euro kosten würde. Die Alternative über 2475 Kleinbehälter würde 412 000 Euro an Kosten verursachen. Die dritte Alternative des Bringsystems durch die Bürger zu den Wertstoffhöfen kostet lediglich die Anschaffung der Tonnen für die Wertstoffhöfe in Höhe von rund 15 000 Euro. Im Wesentlichen geht es um Küchenabfälle, Obst, Gemüse, Fisch- und Fleischreste.