Bereits in den 80er Jahren waren die Baumbestände massiv bedroht. Ein Grund: saurer Regen.
Der Wald muss nicht nur derzeit wegen dem Borkenkäfer so einiges wegstecken. Auch in den 80er Jahren war die Rettung des Waldes eines der bedeutendsten Umweltthemen. Damals wurden die Baumkronen schütter, an den Fichten vergilbten die Nadeln und fielen ab. Wissenschaftler fahndeten nach den Gründungen und entdeckten Schwefeldioxid (SO2) als Schuldigen. Auch der Frankenwald blieb nicht verschont.
Der Revierleiter der Gemeinde Steinbach am Wald, Martin Körlin, studierte Anfang der 80er Jahre Forstwirtschaft. "Der saure Regen hat uns stark beschäftigt", erinnert er sich. "Es gab die Befürchtung, dass der Wald abstirbt." Die Situation war mit vielen Herausforderungen verbunden. Körlin hat sich mit seinen Kommilitonen für Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen eingesetzt. Aufgrund des öffentlichen Drucks musste die Politik schnell reagieren. Kraftwerke und Müllverbrennungsanlagen mussten ihren Rauch entschwefeln. Autos fuhren mit Katalysator, bleifreies Benzin hielt Einzug.
Eine Wespe macht Probleme
Der saure Regen und vor allem die Fichtengespinstblattwespe machten den Waldbesitzern zu schaffen, erinnert sich auch der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung (WBV) Kronach-Rothenkirchen, Wolfgang Schirmer. Hinzu kamen Schneebruch und heftige Stürme wie "Vivian" oder "Wiebke". Vor allem die Tanne litt damals unter dem "sauren Regen", so Schirmer.
Einer, der in dieser Zeit mit der Problematik nahezu täglich konfrontiert wurde, ist Wolfgang Ruß. Er war damals als Förster beim Forstamt Rothenkirchen beschäftigt. Ruß erinnert sich allen voran an die Fichtengespinstblattwespe. Typisch für diese Schädlinge sind die von den Larven gebildeten Gespinste, die mit Kot angefüllt seien. Diese seien zunächst grün, später rotbraun gefärbt. Bei einem starken Befall überziehen diese Gespinste teilweise ganze Äste. Vor allem in den Fichtenbeständen kam es dadurch zu Massenvermehrungen. Teilweise überzogen bis zu 30 000 solcher Raupen die Baumkronen. "Wir haben Jahre lang dagegen gekämpft."
In diesem Zusammenhang erzählt Ruß von regelmäßig durchgeführten Bodenuntersuchungen nach "Nymphen" im Herbst beziehungsweise im Frühjahr. Bei befallenen Bereichen und einer damit verbundenen Bestandsgefährdung wurden Luftfahrzeuge und ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel eingesetzt, um von oben aus den gefährdeten Bestand zu bekämpfen.
Damals gab es keine Handys und keine Digitalisierung. Die Organisation und die Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Fichtengespinstblattwespe seien deshalb sehr umfangreich und personalintensiv gewesen, so Ruß. Hand in Hand wurde mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft zusammengearbeitet. Die Einsätze wurden vor dem Sonnenaufgang und bei Windstille ausgeführt. "Es ging darum, nur die gefährdeten Flächen der Baumbestände mit dem Pflanzenschutzmittel zu treffen."
An die 80er Jahre erinnert sich auch der Forstdirektor des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michael Schmidt, der mit Humor in der Stimme sagt: "Zu dieser Zeit bin ich mit der Trompete um den Christbaum gelaufen." Aber, so wird er ernster, er habe die Thematik voll mitbekommen. Michael Schmidt kommt aus einer Försterdynastie. Deshalb hat ihn das Thema Wald von frühester Kindheit an begleitet. "Die Luftemissionen haben der Tanne den letzten Todesstoß gegeben", sagt er. Schmidt erinnert daran, dass der Wald vor Jahrhunderten von Jahren in der Region zu 60 Prozent von Tannen geprägt war. Jetzt seien es nur noch etwa zwei Prozent. Der Hohe Schwefeldioxidanteil in der Luft sei vor allem aus den hohen Schornsteinen der Industrieanlagen in den Ruhegebieten und Tschechien sowie aus dem Braunkohleabbau in der DDR resultiert. Die damit verbundenen Luftverunreinigungen trafen schließlich die fränkischen Wälder.