Jung und Alt backen Muffins im Lucas-Cranach-Haus

2 Min
(von links) Hauswirtschaftsleiterin Gerda Müller, stellvertretende Pflegedienstleiterin Christina Barnickel, die Heimbewohnerinnen Christine Hummel und Anna Beranek sowie Berufsschülerin Barbara Feigl waren von der Aktion begeistert.Fotos: Heike Schülein
(von links) Hauswirtschaftsleiterin Gerda Müller, stellvertretende Pflegedienstleiterin Christina Barnickel, die Heimbewohnerinnen Christine Hummel und Anna Beranek sowie Berufsschülerin Barbara Feigl waren von der Aktion begeistert.Fotos: Heike Schülein
 
 
 

Angehende Hauswirtschafterinnen backten am Donnerstag mit den Bewohnern des Lucas-Cranach-Hauses Muffins. Alt und Jung zeigten sich dabei gleichermaßen begeistert.

Der Duft von frisch gebackenem Kuchen durchzieht den Speisesaal. Anna Beranek schlägt einige Eier auf und gibt sie dem Teig zu. Dann schüttet sie noch etwas Mehl in die Rührschüssel, während Christine Hummel mit dem elektrischen Rührgerät den Teig bearbeitet. Die beiden älteren Damen haben gut zu tun. Schließlich gleicht das Lucas-Cranach-Haus eher einer Muffin-Bäckerei. Für die süßen Köstlichkeiten wurde zunächst ein Rührteig zubereitet, anschließend wurden die kleinen Förmchen gefüllt, was durchaus Geschick erforderte. Nach dem Backen wurden die Muffins noch liebevoll verziert.

Zu den fleißigen Bäckerinnen zählen aber nicht nur die beiden Seniorinnen, sondern auch Schülerinnen der Hauswirtschaftsklasse 12 der Kronacher Berufsfachschule. Obwohl es sich um zwei verschiedene Generationen handelt, gibt es keinerlei Berührungsängste. Die Schülerinnen gehen den älteren Herrschaften gerne zur Hand und erklären die Handhabung der teilweise für sie unbekannten Geräte. "Elektrische Rührgeräte gab es zu unserer Zeit noch nicht. Wir haben einen Kochlöffel genommen oder ein Handrührgerät. Das ging aber viel schwerer und dauerte wesentlich länger", erzählt Christine Hummel der angehenden Hauswirtschafterin Barbara Feigl. Die 17-Jährige absolviert im Rahmen ihrer Ausbildung ein einjähriges Praktikum im evangelischen Altersheim, wo sie einmal pro Woche arbeitet.

Die Kooperation zwischen den beiden Einrichtungen besteht schon lange. "Aber Aktionen wie diese, gab es noch nie. Wir hatten das schon lange im Kopf, doch bis jetzt ist nie etwas daraus geworden. Das ist unsere Premiere", erklärt Gerda Müller, Hauswirtschaftsleiterin im Lucas-Cranach-Haus, die Barbaras Lehrerin Gudrun Marr für das gemeinsame Projekt gewinnen konnte. Die Hauswirtschaftslehrerin hatte das generationsübergreifende Projekt organisiert und sogar alte Kuchenförmchen - "Näpfla" wie sie sagt - besorgt. "Muffins gab es ja damals noch nicht. Darunter können sich die älteren Herrschaften nichts vorstellen", erklärt Gudrun Marr.
Das bestätigt auch Christine Hummel. Die Seniorin hat früher oft und gerne gebacken, am liebsten Streubla. "Das hat mir meine Mutter beigebracht", erzählt die 82-Jährige, die in Hesselbach wohnte. Anna Beranek ist gebürtige Kronacherin und lebt ebenfalls schon seit einigen Jahren im Lucas-Cranach-Haus. Auch sie hat früher gerne gebacken.

Schöne Abwechslung

"Ich finde es schön, dass die jungen Leute zu uns in Haus kommen. Sie sind sehr freundlich und geben sich viel Mühe. Außerdem bringen sie Leben ins Haus", sagt die 86-Jährige. Christine Hummel pflichtet ihr bei. "Das macht Spaß und ist eine schöne Abwechslung", sagt sie und macht sich ans Dekorieren der Muffins mit Kokosraspeln, Smarties oder auch Pistazien.
Und auch den Berufsschülerinnen gefällt die Aktion. Barbara verrät. "Mir gefällt das gemeinsame Projekt, weil ich sowieso gerne mit älteren Leuten zusammenarbeite. Ich habe eine soziale Ader. Deshalb möchte ich, obwohl mir meine derzeitige Ausbildung auch Spaß macht, danach umschulen - und zwar in die sozialpädagogische Richtung", verrät die Kronacherin.

Für Anna Treuner war die Ausbildung eher eine Notlösung. "Ich wusste damals nicht so recht, was ich machen sollte. Und bei dieser Ausbildung lernt man ja fürs Leben. Jetzt gefällt es mir total gut, und ich möchte weiter lernen und mich zur Hauswirtschaftslehrerin fortbilden", verrät die 19-Jährige. Ihr habe bereits das Gemeinschaftsprojekt im vergangenen Jahr mit Kindern gut gefallen, und auch die Zusammenarbeit mit Senioren mache es Spaß. "Ich bin erstaunt, wie fit die Heimbewohner noch sind und wie sie mitgemacht haben", lobt die Ludwigsstädterin.

Sehr erfreut über das Projekt zeigt sich Heimleiter Harald Klier. "Im Lucas-Cranach-Haus soll bald ein Marktplatz der Sinne und Begegnung entstehen. Verschiedene Stationen sollen dabei die sinnliche Wahrnehmung fördern und einen Treffpunkt für Generationen bilden", erklärt er. Die Back-Aktion passe genau zu diesem Sinne-Projekt, weil Kochen und Backen viel mit Sinneswahrnehmung zu tun habe. Das in Planung befindliche Projekt wird begleitet und betreut von der stellvertretenden Pflegedienstleiterin Christina Barnickel, die derzeit berufsbegleitend zu ihrer Arbeit als Pflegefachkraft und im Qualitätsmanagement ein Pflegemanagement-Fernstudium über die Hamburger Fernakademie absolviert. Sie freut sich: "Es ist schön zu sehen, wie gut das heute funktioniert hat. Sicherlich lassen sich noch weitere ähnliche Aktionen initiieren."