Der Kronacher Ehrenbürger und Altbürgermeister Baptist Hempfling wird am Montag 95 Jahre alt. Als Zeitungsmacher, Landtagsabgeordneter und Stadtoberhaupt war er für die Stadt unermüdlich und erfolgreich tätig.
Er ist immer noch so vital und elequent wie eh und je. So wie man ihn in über 40 Jahren Einsatz für seine Heimatstadt gekannt hat. Kaum zu glauben, dass Baptist Hempfling, Kronacher Ehrenbürger und Altbürgermeister, am kommenden Montag seinen 95. Geburtstag feiert. Das will er zusammen mit seinen Verwandten und Freunden im Hotel "Sonne" tun. Wer ihm gratulieren will, hat von 10 bis 13 Uhr die Gelegenheit dazu.
Um kurz nach eins legt er sich nämlich - wie jeden Tag - zu einem Mittagsschläfchen hin. Vielleicht ist das auch ein Rezept für seine Vitalität?
In seinem langen und erfüllten Leben hat Baptist Hempfling so viel erlebt, dass man mit den Anekdoten mindestens eine ganze Zeitungsausgabe füllen könnte.
Im Gespräch mit ihm kristallisieren sich drei Episoden heraus, stellvertretend für seine drei Berufe Zeitungsmacher, Landtagsabgeordneter und Bürgermeister.
Als gelernter Schriftsetzer baute er nach dem Zweiten Weltkrieg das "Kronacher Volksblatt" mit auf, das später mit dem "Fränkischen Tag" fusionierte. "Das war damals eine turbulente Zeit", erinnert sich Baptist Hempfling an die Anfänge so genau, als wäre das gestern gewesen. Er musste von Haus zu Haus, um Abonnenten für die Zeitung zu werben, schließlich brauchte man einen soliden Abostamm, um die Druckmaschine auszulasten. Mit dem Motorrad - einer Triumph 250 - ist er kreuz und quer durch den Kreis Kronach sowie den Raum Stadtsteinach und Presseck gefahren, um Leser zu werben. "Das war im Winter oft keine Freude", erinnert er sich an die Fahrten nach Tschirn im tiefen Schnee. Baptist Hempfling war erfolgreich.
Es gelang ihm, einen Leserkreis von Tausenden von Abonnenten für das "Volksblatt" zu gewinnen. Das wurde in der Buchdruckerei Julius Heim in der Amtsgerichtsstraße gedruckt.
Abgeordneter als Fensterputzer Im Jahr 1954 zog Baptist Hempfling als CSU-Abgeordneter ins Maximilianeum ein. Selbstverständlich hatte er in seinem Wahlkreisbüro Bürgersprechstunde. Die war jeweils am Samstag im Büro im ersten Stock des Sparkassengebäudes. An einem Samstag fiel die Sprechstunde aus. Das war in der Zeitung angekündigt, und auch ein Zettel hing an der verschlossenen Bürotür. Der Landtagsabgeordnete war trotzdem da, denn er wollte Fenster putzen. Er stand also auf der Fensterbank, die Ärmel hochgekrempelt, einen Eimer Wasser auf dem Fensterbrett und sorgte für klare Scheiben.
Viele Leute gingen unten auf der Straße vorbei und grüßten den "Bappist".
Ehen wieder gekittet Plötzlich klopfte es an der Tür. Doch bevor er von der Fensterbank gestiegen war und die Tür geöffnet hatte, war die Person verschwunden. Also ging's weiter an die Arbeit. Am Samstag danach kam eine Frau in die Sprechstunde, die sich nach der staatlichen Förderung für den Wohnungsbau erkundigen wollte. Der Abgeordnete Hempfling war in dieser Hinsicht Fachmann der CSU. "Sie sind der Abgeordnete?", fragte die Frau staunend. "Ich habe Sie doch vergangenen Samstag beim Fensterputzen gesehen." Sie konnte nicht glauben, dass ein Mitglied des Maximilianeums als Fensterputzer im Einsatz war.
Als Kronacher Bürgermeister freute sich Baptist Hempfling nicht nur über viele Eheschließungen, er tat sein Möglichstes, dass die Ehen nicht geschieden wurden.
Wenn es trotzdem kriselte, gab es eine Versöhnungsstelle beim Bürgermeister.
Manche wurden laut In diese Sühnestelle bestellte er beide Kontrahenten nacheinander ein, dann zusammen. Oft gelang es ihm, eine Scheidung abzuwenden. Manchmal aber leider nicht. "Besonders manche Frauen wurden bei mir im Amtszimmer laut, so dass der Sühnetermin einen vorzeitigen Abschluss fand", bedauert Baptist Hempfling. Er hat da schon manchmal mit der Faust auf den Bürotisch gehauen und energisch darum gebeten, im Amtszimmer des Bürgermeisters doch den Anstand nicht zu vergessen. Meist hat's gewirkt, und es ist Baptist Hempfling gelungen, die Partner zu einer Einigung zu bewegen.