Wie kann eine strukturschwache Region ihre Demografie-Probleme in den Griff bekommen? Mit dieser Frage kam Bundespräsident Joachim Gauck in den Kreis.
Klappt es mit der Landung in Kronach? Gibt es doch einen Zwischenstopp in Hof? Ist der Termin an der Lucas-Cranach-Schule überhaupt noch zu halten? Als es 11 Uhr schlägt, vom Bundespräsidenten Joachim Gauck jedoch weit und breit noch keine Spur zu sehen war, wuchsen die Zweifel - nicht nur bei den vom Regen durchnässten Journalisten. Auch den Kronachern Bürgern, die zumindest einen kleinen Blick auf Gauck erhaschen wollten, wurde vorerst ein Strich durch die Rechnung gemacht: "Der Bundespräsident wird nicht mehr zu dieser Station kommen", erklärte ein Polizist den Wartenden. Die Stimmung war gedrückt: "Der schaut sich doch eh' bloß das Schöne an", sagte ein Herr mit blauem Regenschirm im Vorbeigehen. Er gehe jetzt lieber wieder nach Hause, wer wisse schon, wann Gauck wirklich auftaucht. Auch den Sicherheitskräften blieb bloß ein Schulterzucken - sie wussten lange nicht, wie es denn weitergehen sollte. Schließlich war Gaucks Zeitplan minutiös getaktet. Doch dann kam er doch noch. Eine knappe halbe Stunde verspätet. Dennoch nahm er sich Zeit, als ob nichts gewesen wäre.
Das Ausharren lohnte sich
Als der schwarze Audi mit dem Kennzeichen "0 - 1" vor der Schule hielt, war keine Spur von Hektik zu spüren. Gauck wurde von den Vertretern der Stadt, des Landkreises und der Grundschule empfangen. Sekunden später verschwand er in einem Klassenzimmer. Dort gab es ein kurzes Gespräch hinter verschlossenen Türen, bevor er wieder zu den Journalisten stieß und von den Schülern musikalisch begrüßt wurde. "Jetzt bin ich aber gespannt, was hier abgeht", sagte der Staatsmann zu den Kindern wie ein netter Onkel von nebenan. Nach zwei Liedern trug sich Gauck - nach 2005 bereits zum zweiten Mal - mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt ins Goldene Buch der Stadt ein. Zuvor ließ er das Protokoll aber Protokoll sein und schnappte sich schnell den Kinderchor für ein Foto. "Jetzt kriegt Ihr ein schönes Bild für zu Hause - und die Omis freuen sich dann auch", versprach er.
In der Aula bekam der Besuch wieder einen offizielleren Anstrich, aber ohne dass Gauck von seiner lockeren, umgänglichen Art abgewichen wäre. "Ein wenig Zukunftsmusik" spielten ihm Willi Fehn und Michaela Morhard vom Regionalmanagement des Landkreises am ersten von drei Stehtischen vor, als sie ihm das neue Mobilitätskonzept präsentierten. Landrat Oswald Marr (SPD) wies darauf hin, dass es im September ernst damit wird, sobald der reguläre Bahnbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Dann erwartet der Bundespräsident Erfahrungswerte: "Ich will sehen, wie weit sie gekommen sind."
Am nächsten Tisch traf Gauck auf Schulleiterin Anita Neder, Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW), Lehrerin Beate Schneider, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Birgit Rittmann und die Schüler Fridolin Faller sowie Maria Fischer. Die beiden Viertklässler erklärten ihm gleich, dass die Schule sehr schön saniert wurde. Derweil übernahm Daniela Schadt das "Catering" für den Nachwuchs, damit der auch keinen Durst hatte. Wolfgang Beiergrößlein ging auf die über sechs Millionen Euro teuere Generalsanierung ein. "Wir können's nur gemeinsam schaffen", betonte er auf Gaucks Frage, wie solche Projekte im ländlichen Raum zu stemmen sind. Diskutiert wurde auch über Klassengrößen, Schülerbeförderung und Inklusion. Staatsministerin Melanie Huml (CSU) versicherte wie auch Gauck, dass man gerade am Thema "Inklusion" weiter arbeiten wird.
Mit Schulamtsdirektor Uwe Dörfer, Schulleiter Reinhard Horn (Pressig) sowie dem Landrat unterhielt sich Gauck noch über die Abdeckung mit Schulen in der Fläche und den Schülerverkehr, wobei Gauck auch gezielt nach den Rennsteiggemeinden fragte. Dörfer sicherte zu, dass abgesehen von einer Mittelschule keine Schulschließungen im Landkreis in Sicht seien. Sichtlich zufrieden mit der einstündigen Informationsrunde ging Gauck zum nächsten Termin. Und er lobte den Erfolg seines Schulbesuchs: "Jetzt haben wir aber viel gelernt."
Als nächstes ging es in das Mehrgenerationenhaus (MGH). Für Journalisten ein Zeitplan, der nicht einzuhalten war. Denn die Pressevertreter wurden erst aus der Schule gelassen, sobald Gauck bereits weg war. Journalisten mussten jedoch eine halbe Stunde vor dem zweiten Termin zur erneuten Sicherheitskontrolle anwesend sein. Unverständnis und Frustration machten sich breit. Am Eingang des MGH wurden erst einmal die Taschen durchforstet. Danach folgte die Funktionskontrolle der Kamera. Kurz abdrücken und den Bildspeicher zeigen: Erst dann bekam man ein gelbes Bändchen und durfte die Kamera benutzen. Von einer Mitarbeiterin des Mehrgenerationenhauses wurde man in den Presseraum gebracht. "Bis dahin dürfen Sie. Nicht weiter", sagte die Dame. Um das noch deutlicher zu machen, stellten zwei Sicherheitskräfte eine Abgrenzung auf. Der Chor des MGH übte zum letzten Mal seine beiden Stücke und man kam mit Musikern, Bürgermeistern und Kollegen ins Gespräch. Eine entspannte Atmosphäre bis dahin. Doch kaum ist das Blaulicht der Polizeieskorte vor der Tür zu sehen, ändert sich die Stimmung komplett. Männer in schwarzen Anzügen kontrollierten, dass auch wirklich alle Journalisten hinter der Absperrung blieben.
20 Journalisten auf drei Metern. Jeder will in die erste Reihe, um das beste Bild zu bekommen. In der Hektik passierte es dann schon einmal schnell, das jemand eine Kamera an den Kopf bekam. Dazu kam die ständige Beobachtung: An jeder Ecke und auch hinter den Journalisten stand eine Sicherheitskraft. Sogar im Garten wurde patrouilliert. Keine Bewegung blieb unbeobachtet - ein wirklich unangenehmes Gefühl.
Gauck sieht positive Entwicklung
Unter Applaus betrat Joachim Gauck den Raum. Er begrüßte alle Anwesenden. Der Chor besang derweil das wunderschöne Oberfranken. Roland Beierwaltes, Kreisgeschäftsführer des BRK Kronach, gab Joachim Gauck und seiner Lebensgefährtin einen kleinen Abriss der Aktivitäten im MGH. Bianca Fischer-Kilian, Vorsitzende der Seniorengemeinschaft Kronach, erklärte ihr Projekt: den nachbarschaftlichen Zusammenhalt in Dorf und Stadt stärken und die kommunalen Hilfseinrichtungen entlasten. "Eine wunderbare Idee. Man muss nur darauf kommen", so Gauck. Auch das Projekt Lebensqualität für Generationen wurde vorgestellt - nur leider so leise, dass keiner der anwesenden Journalisten etwas davon verstehen konnte.
Mit dem Rücken zu den Pressevertretern standen die Protagonisten vor Plakaten und diskutierten über Familie und Beruf sowie Demografie - das waren zumindest die Schlagwörter, die durchgedrungen sind.
Nach Gesprächen mit den Bürgermeistern, die in einem Eck stattfanden, gab der Bundespräsident dann noch ein Statement vor der Presse - es blieb das einzige am Vormittag. Alle Journalisten mit Mikrofonen ausgestattet, reihten sich wieder einmal am Absperrband auf. Joachim Gauck sieht eine positive Entwicklung für den Landkreis und erklärt warum. Doch laute Umgebungsgeräusche und der Aspekt, dass Gauck drei Meter entfernt stand, machten Tonaufnahmen unbrauchbar. Kaum hatte er den letzten Satz ausgesprochen, war er schon wieder weg. Fragen durfte hier niemand etwas.
Warum haben die den Mr. Gauck nicht nach Nordhalben, Teuschnitz oder Wilhelmsthal gelassen, da hätt der wenigstens gesehen das bei uns die Katz gfreckt ist. Kein Geld in den Kommunen alles muss vom kleinen Mann bezahlt werden, weil die im Süden von Bayern alles abzocken.
...dann nicht gesehen hätte wie es funktionieren kann! Und genau darüber wollte er sich informieren.
da bin ich mal ganz keck und vermute, dass die Gesundheitsministerin hier die Staatsregierung vertritt?
........ eine Huml aus Bamberg in Kronach?
Ich finde ein MdL Baumgärtner hätte besser gepaßt als diese Huml ....!