Jäger bitten Waldbesitzer um Mithilfe

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Die Wildschweine vermehren sich auch im Frankenwald so stark, dass die Jäger gar nicht mit der Bejagung hinterherkommen. Foto: dpa
Die Wildschweine vermehren sich auch im Frankenwald so stark, dass die Jäger gar nicht mit der Bejagung hinterherkommen.  Foto: dpa

Weil sich die Wildschweine so rasant vermehren, können gar nicht so viele geschossen werden wie es Nachkommen gibt. Die Jäger im Landkreis haben die Schwarzkittel im Visier. Doch so viel sie auch schießen, das Schwarzwild vermehrt sich stärker.

Bernhard Schmitt bat die Waldbesitzer deshalb um Mithilfe bei der Reduzierung des Schwarzwildbe stands. Vergangenes Jahr freute sich die Jägerschaft, dass sie die Abschusszahlen der Schwarzkittel um 80 Prozent steigern konnten, doch die Wildschweine haben sich um 200 Prozent vermehrt.

Bernhard Schmitt ist Kreisvorsitzender des Jagdschutz- und Jägerverbands und hielt die Festrede bei der Jahresversammlung der Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen in der Zecherhalle in Neukenroth. Angesichts der immer stärker steigenden Wildschäden sind manche Waldbesitzer nicht gerade freundlich auf die Jäger zu sprechen. Bernhard Schmitt wagte sich sozusagen in die "Höhle des Löwen". Er warb um Verständnis, dass die Jäger fast alle einem ziemlich zeitintensiven Beruf nachgehen und nicht sieben Nächte pro Woche ansitzen können. Und er warb um Unterstützung der Waldbauern, damit man der Schwarzwildplage langsam Herr wird.


Auf Grund des veränderten Verhaltens im Freizeitbereich - ohne Rücksicht auf Jäger und Waldbauern - trete das Wild nicht mehr zu gewissen Zeiten aus dem Wald. Trotzdem schafften die Jäger den Abschuss, der vorgegeben sei. Nicht das Rehwild sei das Problem, sondern das Schwarzwild, weil das sich so stark vermehre. Man wisse nicht, wie es in einigen Jahren aussehe. Die Schäden, die die Landwirte in der Region hätten, seien hoch. Man stehe vor einer Herausforderung. "Heutzutage pachten nur noch Verrückte eine Jagd", sagte Schmitt mit Hinblick auf die Schwarzwildproblematik. Das sei von den Jägern alleine nicht zu bewerkstelligen. Das könne man nur gemeinsam mit dem Jagdvorstand und den Jagdgenossen lösen. Wenn man Schwarzwild regulieren wolle, brauche man mehr Zusammenarbeit. Er erbat Unterstützung durch die Jagdgenossen - beispielsweise beim Aufstellen von Hochsitzen, weil die Jäger meist keine Traktoren hätten.

Verstärkung aus der Jägerschule

Die Jäger streben nach Verstärkung in ihren Reihen. In der Kronacher Jägerschule habe man eine Erfolgsquote von über 90 Prozent. Das liege an der hervorragenden Ausbildung, sagte Schmitt. Durch die Jägerschule gewinne man massiv an Nachwuchs. "Wir sind immer noch Jäger, keine Schädlingsbekämpfer. Wir sind ein Naturschutzverband. Man muss nach Lösungen suchen, die auch waidgerecht sind. Die Qualität eines Jägers definiert sich nicht über die Höhe der Jagdpacht", betonte Schmitt.

Forstdirektor Michael Schneider erinnerte die Waldbauern daran, dass es seit 300 Jahren den Begriff der Nachhaltigkeit gebe. Das heiße, man dürfe nicht mehr Holz nutzen als nachwachsen könne. Generationen von Waldbesitzern hätten nach diesem Prinzip gehandelt. Man habe im Frankenwald nicht mehr die natürlichen Wälder wie im 17. Jahrhundert, aber einen Holzvorrat von 400 Festmeter pro Hektar, meist Fichte. Mit den Bedingungen der vergangenen Jahre komme die Fichte nicht mehr so zurecht. Die Wälder erfüllten zahlreiche Schutzfunktionen. Eine effektive Holznutzung trage dazu bei, dass Kohlenstoff in Form von Möbeln etc. gespeichert bleibe. Auch unbewirtschaftete Wälder leisteten einen Beitrag zum Klimaschutz. Bewirtschaftete Wälder leisteten aber einen höheren Beitrag. Die Wälder böten eine Erholungsfunktion für die Bevölkerung. Die Wälder gewährten zahlreichen Tieren einen Lebensraum.

Neben den Vegetationsgutachten habe man auch revierweise Aussagen zum Waldzustand treffen müssen. Er sei enttäuscht, dass die Chance, Revierbegehungen durchzuführen, nur von acht der 80 Jagdgenossenschaften im Landkreis genutzt worden sei. Ein Schwerpunkt der Arbeit sei die Pflege. Man wolle versuchen, die Tanne mehr einzubringen.

WBV-Vorsitzender Georg Konrad stellte das gute Verhältnis mit den Jägern heraus. Er dankte allen, die am neuen Internetauftritt mitgewirkt hätten, für ihre Mühe. Die WBV sei zu finden unter www.wbvkc.de. . Die Aktion "Mitglieder werben Mitglieder" sei erfolgreich gewesen und werde weitergeführt.

Geschäftsführer Wolfgang Schirmer berichtete über die Holzvermarktung. Glücklicherweise sei man von größeren Kalamitäten verschont geblieben. 22.800 Festmeter Holz mit einem Wert von 1,75 Millionen Euro seien vermarktet worden. Im Frühjahr habe man 80.000 Pflanzen, im Herbst 49.000 Pflanzen ausgeliefert.

Zweiter Vorsitzender Markus Wich berichtete über den Sägespaltautomaten. Die hohe Nachfrage der Mitglieder sei so nicht zu erwarten gewesen. Im vergangenen Jahr sei der Sägespalter 382 Stunden in Betrieb gewesen. "Die Zahlen zeigen, dass es richtig war, den Sägespaltautomaten anzuschaffen." Der Hacker sei auf 225 Betriebsstunden gekommen. Wer die Maschinen einsetzen wolle, könne sich im WBV-Büro, bei Hans-Ulrich Müller oder Klaus Dressel melden. Ab Mai werde ein Rückewagen zur Verfügung stehen. Der koste etwa 30 000 Euro. Geschäftsführer Wolfgang Schirmer habe sich federführend bei der Beschaffung eingesetzt. Ebenfalls ab Mai stehe ein 20-Tonnen-Holzspalter für Zapfwellen- und Starkstrombetrieb zur Verfügung.

Rechnungsführer Hans-Ulrich Müller gab einen Überblick über die finanzielle Situation der WBV und die zahlreichen Buchungsvorgänge. Wegen der größeren Anschaffungen heuer werde das Guthaben sinken. Rechnungsführer Hans-Ulrich Müller ging auf die Notwendigkeit einer Beitragserhöhung ein. Der Beitrag, den jedes einzelne Mitglied zahle, solle die Aufwendungen für dieses Mitglied decken. Das sei inzwischen nicht mehr der Fall. Bei acht Gegenstimmen wurde der Antrag angenommen.