Zwölf Interessierte waren in aller Herrgottsfrühe mit dem Experten Jonathan Guest unterwegs. Doch es wurde nicht nur gelauscht, sondern auch beobachtet.
"Wer piept denn da?" Das fragen besonders oft Kinder, wenn sie mit ihren Eltern durch Wald und Flur spazieren, doch keiner weiß so richtig wem dies schönen Singstimmen zuzuordnen sind. Deshalb waren in den sehr frühen Morgenstunden, so ab sechs Uhr, einige Interessierte unterwegs, um sich das Vogelstimmenkonzert in Lauenstein anzuhören. Damit die vielstimmige Zwitscherei auch zu den richtigen Solisten interpretiert wurde, hatte man zur Vogelstimmenexkursion den Vogelstimmenkenner Jonathan Guest eingeladen, der erklärt die Einzigartigkeit der unterschiedlichen Vogelstimmen.
Zwölf Vogelstimmenbegeisterte machten sich auf Einladung des Jugendwaldheims Lauenstein, das Träger des Qualitätssiegels "Umweltbildung.Bayern" und eine Einrichtung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach ist, mit dem Vogelstimmenexperten Jonathan Guest aus Gundelsdorf auf Exkursion, um dem morgendlichen Vogelstimmenkonzert zu lauschen.
Das Fernglas war dabei unabdingbarer Begleiter, um schließlich auch die kleinen Sängerstars etwas größer in den Blickpunkt des Auges zu rücken. Denn oft ist nicht nur die Stimme ein Ohrenschmaus, sondern auch das bunte Gefieder der Vögel ein Augenschmaus für die Beobachter.
Unterschiedliche Lebensräume
Die Tour führte durch Fichtenwald, an blühenden Waldrändern entlang und auch teilweise durchs Dorf, um möglichst viele unterschiedliche Lebensräume abzudecken. Die frühmorgendliche Ruhe ließ die Vogelstimmen besonders laut klingen. Stare und Amseln sangen gleich am Großparkplatz unterhalb der Burg Lauenstein lautstark. Auch die Mauersegler ließen sich bei ihren rasanten Flugmanövern gut beobachten und ihre schrillen Schreie ertönen. Der seltene Gartenrotschwanz überraschte auch den Vogelkenner Guest.
Als Höhlenbrüter ist er auf alte Baumbestände, Streuobstwiesen usw. angewiesen. Bei den alten Obstbäumen in Lauenstein fühlt er sich scheinbar zu Hause.
Im Fichtenbestand sang laut und kräftig der Zaunkönig. Melanie Schwarzmeier vom Jugendwaldheim Lauenstein erzählte das Märchen "Wie der Zaunkönig zu seinem Namen kam". Vogelstimmenexperte Guest erklärte den Teilnehmern die gesanglichen Unterschiede zwischen Tannenmeise, Kohlmeise, Blaumeise und Haubenmeise. Im Wald ließen sich auch der Fitis und die kleinsten Vögel Europas, das Winter- und das Sommergoldhähnchen, hören, obwohl man für den hohen feinen Gesang der Goldhähnchen gute Ohren benötigt.
Überkreuzter Schnabel
Den Fichtenkreuzschnabel konnte man beobachten, wie er auf der obersten Spitze einer Fichte saß. Dieser Vogel verdankt seinen Namen seinem überkreuzten
Schnabel. Damit kann er, wie mit einer Schere, die Schuppen der Fichtenzapfen aufschneiden und so an die Samen gelangen. Die Forst- und Naturexpertin Melanie Schwarzmeier führte an seine Fraßspuren heran. In Jahren, in denen die Fichten eine Vollmast erleben, also fast alle Fichten im Dezember und Januar voller reifer Zapfen hängen, brüten die Fichtenkreuzschnäbel sogar mitten im Winter. Das Weibchen wärmt die Eier ständig und wird dabei vom Männchen gefüttert, informierte Schwarzmeier. Auf den offenen Wiesen und Weiden vernahmen die Vogelstimmenliebhaber die Misteldrossel, die Feldlerche, die Goldammer, den Baumpieper, die Heckenbraunelle und viele andere. Nach fast dreistündiger Wanderung durch Feld und Flur fand die Exkursion am Großparkplatz, nahe des Jugendwaldheims, schließlich ihren Schlusspunkt. Die Teilnehmer erlebten ein großartiges Konzert, wie dieses täglich in den frühen Morgenstunden ohne großen Beifall der Zuhörer zu hören ist und die Interpreten harmonieren ganz ohne Dirigenten. Die Teilnehmer dieser Exkursion zeigten sich begeistert.