Ingo Cesaro gewinnt Preis bei Poesie-Wettbewerb

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Ingo Cesaro beim Blick in den Band "Aus dem Schatten der Engel", in dem auch das prämierte Gedicht "Es ist keine Legende" veröffentlicht ist. Im Vordergrund zwei neue Gedichtbände des Künstlers. Foto: Friedwald Schedel
Ingo Cesaro beim Blick in den Band "Aus dem Schatten der Engel", in dem auch das prämierte Gedicht "Es ist keine Legende" veröffentlicht ist. Im Vordergrund zwei neue Gedichtbände des Künstlers. Foto: Friedwald Schedel

Ingo Cesaro wurde einer der Gewinner eines deutschsprachigen Poesie-Wettstreits mit 7500 Teilnehmern.

Der atomare Supergau von Tschernobyl lässt den Kronacher Dichter Ingo Cesaro auch fast 28 Jahre nach den tragischen Geschehnissen nicht los. Seine Empfindungen hat er in Engel-Gedichten niedergeschrieben. Inzwischen sind das 150 an der Zahl. Eines davon wurde nun beim 16. Gedichtwettbewerb der "Bibliothek deutschsprachiger Gedichte" prämiert, sein Siegerbeitrag mit einer professionellen Vertonung und einer Veröffentlichung in der Anthologie "Ausgewählte Werke XVI" belohnt.

Im prämierten Gedicht geht es nicht direkt um Tschernobyl, sondern um das unendliche Leid, das im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens in Sarajewo angerichtet wurde. Ingo Cesaro beschreibt in Versen die grenzenlose Trauer einer Mutter, die mit dem Kopf ihres toten Sohns in den Gassen Sarajewos herumirrt. Und Cesaro folgert: "Sarajewo und die Ausbrüche von Gewalt wird es wieder geben." Leider.
Als ob die Menschen durch das unsägliche Leid, das sie angerichtet hätten, nicht schlauer geworden wären.

Den Band "Aus dem Schatten der Engel" mit den 150 Engelgedichten hat Ingo Cesaro zur Leipziger Buchmesse im vergangenen Jahr veröffentlicht. Im Buch gibt es 130 Übersetzungen einzelner Gedichte in 21 Sprachen. Die Spanne der Inhalte reicht von politisch bis erotisch.

Tschernobyl und Wermut

Vier- bis bis fünfmal nahm Cesaro bisher am deutschsprachigen Poesie-Wettstreit der "Bibliothek deutschsprachiger Gedichte" teil. Mit dem Gedicht "Es ist keine Legende" landete er nun einen großen Erfolg. Bei all der Freude über die Prämierung hat der Perfektionist Cesaro einen Wermutstropfen gefunden: Er ärgert sich, dass das Gedicht von den Münchnern auf Mittelachse gesetzt worden ist - und teilweise zwei kurze Zeilen zu einer langen vereint wurden. Da Cesaro ohne Satzzeichen arbeitet, wären ein linksbündiger Satz und das Einhalten seines Versmaßes für ihn sehr wichtig gewesen. "Da dreht sich einem der Magen um", grummelt der Dichter. "Auf Mittelachse setzen, das ist Mädchenlyrik. Da fehlen nur noch Blümchen drauf." Der Zuhörer merkt, der Kronacher Dichter ist richtig sauer. Pro Jahr bringt es Ingo Cesaro auf sechs Einzelveröffentlichungen, bisher 288 an der Zahl. In Anthologien und Sammelbänden sind pro Jahr zehn Beiträge zu finden. Insgesamt war das bisher 474-mal Lyrik und Kurzprosa.

Und dann kommt Cesaro wieder auf Tschernobyl und Wermut zu sprechen. Dass er auf die Engelgedichte gestoßen sei, hänge mit der 2000 Jahre alten Johannes-Offenbarung zusammen. Ingo Cesaro fand dort unter "Das siebte Siegel" und "die ersten zehn Posaunen" die Formulierung "... und es fiel ein Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel. Und der Stern hieß Wermut." Wermut werde auf Russisch oder Ukrainisch mit Tschernobyl übersetzt.

Was das Unglück von Tschernobyl für die Menschheit bedeute, könne man nicht ermessen. Zu viel sei von den dortigen Behörden verheimlicht oder vertuscht worden.
Etwa 100 Atommeiler des Typs Tschernobyl seien im Osten noch im Einsatz. Wissenschaftler hätten nach Tschernobyl gesagt, eine solche Katastrophe geschehe nur alle 25 Jahre. Genau ein Vierteljahrhundert später sei es zum Reaktorunfall im japanischen Fukushima gekommen.

Lyrik Anna Gabler von der "Bibliothek deutschsprachiger Gedichte" lud zum 17. Gedichtwettbewerb ein. Bei diesem Lyrik-Contest seien ambitionierte Hobby-Autoren aufgerufen, ein Gedicht zu einem Thema der eigenen Wahl einzuschicken.

Sonderthema Erstmals werde ein Sonderthema eingerichtet, dieses Jahr das Thema "Reise".

Internet Die genauen Teilnahmebedingungen sowie das Teilnahmeformular finden Interessierte hier.