In Kronach ist ein Bier-Wettstreit entbrannt

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Wer gewinnt das Kunigundenmaßkrüge-Stemmen? Fotos: Heike Schülein
Wer gewinnt das Kunigundenmaßkrüge-Stemmen? Fotos: Heike Schülein
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Mit dem Schmäußtag stimmten sich die Gewandeten traditionsgemäß auf das Kronacher Stadtspektakel in einer Woche ein. Dabei entbrannte ein Wettstreit um den Gerstensaft.

Als ein Bier zum Schmäußen und Schmusen bezeichnete Oberbürgermeister Wolfgang Beiergrößlein am Donnerstag den für das Kronacher Stadtspektakel gebrauten Gerstensaft.

Nur die zartesten, "jungfräulichen" Pflanzen wollte er verwenden, im Mondschein von Jungfrauen gepflückt. Dieses Versprechen hatte der Bräu Thomas Kaiser im vergangenen Jahr dem Stadtvogt Hans Götz gegeben. Da der Stadtvogt beim diesjährigen Schmäußtag in der Brauerei Kaiserhof nicht anwesend sein konnte, stellte der Bräu das bei Mondschein gebraute Bier um ein Jahr zurück. Bis dahin würden sich sicherlich seine in Richtung Dörfles angepflanzten Hopfenpflänzchen entsprechend entwickeln, um den Gerstensaft mit dem "Kro nicher Hopfen" weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt zu machen.


Doch auch das für dieses Jahr von ihm gebraute Bier mundete den erwartungsvollen Gästen - bestehend aus Vertretern der historischen Kronacher Szene und aus Nordhalben.

Ausgiebige Prüfung des Bieres

Das Recht der Bierprüfung liegt seit dem 16. Jahrhundert bei den Viertelmeistern, die den Trunk hinsichtlich Geschmack und Würze ausgiebig testen dürfen. Und dieser angenehmen Pflicht kamen sie auch heuer gerne nach. Unter lautem Jubel ließ der Bräu das erste Fass des holden Trunkes herbeischaffen, das sogleich mit dem Holzhammer "entjungfert" wurde. Schnell waren die Bierhumpen gefüllt, und der erste gekühlte Gerstensaft floss durch die durstigen Kehlen. Das Bier mundete allen vorzüglich.

Hatte Viertelmeister Markus Steller anfangs noch getadelt, dass ja nur Luft und Schaum in den Humpen seien, so zeigte er sich schließlich doch sehr angetan. Sein Amtskollege Stefan Wicklein sprach von einem "wahrlich kaiserlichen Getränk", und der Großmeyster der Rytterschaft, Sigi Mayer, dichtete gar: "Dem Bräumeister gilt mein Dank, wenn ich heut glücklich dank Schmäuß nach Hause wank." Norbert Neugebauer hoffte, dass das Schmäuß auch einmal in einer Nordhalbener Wirtschaft zum Ausschank kommen möge. Lucas Cranach (Wolfgang Eckert-Hetzel) erinnerte das Bier an die Schaumgeborene. Auf Grund der breiten Zustimmung gab Stefan Wicklein das Schmäußbräu für die schon ungeduldig wartende Gästeschar frei.

Oberbürgermeister Wolfgang Beiergrößlein freute sich über die gelungene Bierprobe. Sein Dank namens des Rates und der Stadt galt insbesondere Heidi Kaiser sowie Thomas Kaiser, die nun schon rund zwei Jahrzehnte die Tradition aufrechterhalten.

Kampf um den Gerstensaft

Kerstin Löw vom Tourismus- und Veranstaltungsbetrieb der Stadt Kronach hatte in der jüngsten Sitzung des "Arbeitskreises Historisches Stadtfest" Fässer voller Gerstensaft für die darstellenden Gruppen versprochen. Leider war bei der Bestellung etwas schief gelaufen. So hatte man relativ große und relativ kleine Fässer mit Kaiserhöfer sowie Antla-Bier bestellt.

"Es liegt nun an den Gruppen selbst, wie viel Bier sie mit nach Hause nehmen können", machte Stefan Wicklein neugierig. Zu einer besonderen Aufgabe bat er die jeweils Stärksten und Mutigsten der Bürgerwehr, Ausschüsser, Rytterschaft zum Goldenen Turm zu Cranaha, Tapferen Weiber von Kronach, des Fränkischen Reichskreises und der Nordhalbener nach vorne. Diese mussten sich in einem Kunigundenmaßkrüge-Stemmen erproben und mit ausgestrecktem Arm die in mehreren Farben angefertigten Kunigundenmaßkrüge halten.

Siegerin wurde Gisela Lang, die 30 Liter Antla-Bier für ihre tapferen Weiber gewann. Zweiter wurde Alex Schirmer von den Ausschüssern, für die es 25 Liter Kaiserhöfer gab. Da er nach dem Motto "Ladies first" Gisela Lang den Vortritt gelassen hatte, sponserte Stadtrat Bernd Liebhardt spontan weitere fünf Liter Bier für die Ausschüsser. 20 Liter Bier gingen an den Fränkischen Reichskreis, 15 Liter an die Rytterschaft, zehn Liter an die Bürgerwehr, während die Nordhalbener Gäste fünf Liter mit nach Hause nehmen durften.

Die neue Housnkuh

Vor dem eigentlichen Schmäußtag war am Neuen Rathaus die neue Kroniche Housnkuh "Clara" in Amt und Würden gebracht worden. Die große Ehre wurde in diesem Jahr einem eineinviertel Jahre alten Hasenkaninchen der Familie Arnold und Gudrun Nentwich aus Mitwitz zuteil.

Cranach-Wegweiser

Unter dem Motto "Auf den Spuren der Schlange" wurde der Cranach-Wegweiser feierlich eingeweiht. Dieser leitet Gäste vom Kaulanger-Parkplatz und vom Parkplatz am Krahenberg in die Obere Stadt.

Die Wegweiser in den Franken-Farben Rot und Weiß bestehen aus einer weißen, geflügelten Lucas-Cranach-Schlange, eingebettet in einem roten, nach oben spitz zulaufenden Dreieck. Zu verdanken sind diese Idee und auch ihre Umsetzung Eva Schreiber-Dümlein sowie dem Lucas-Cranach-Arbeitskreis.

Den Namen Kronachs hinaustragen

Am Donnerstag weihte Lucas Cranach der Ältere (Wolfgang Eckert-Hetzel) höchstpersönlich den Weg mit den Gewandeten ein. "Es ist mir eine Ehre, in Erinnerung an meine Kinder- und Jugendzeit den Namen meiner Stadt Kronach in die Welt hinauszutragen", so Cranach. Eine große Freude sei es ihm, dass das ihm einst von seinem Dienstherrn, dem Kurfürsten Friedrich der Weise von Sachsen, verliehene Emblem den Weg in die Obere Stadt ziere.

"Ich hoffe, die Symbole leuchten nachts gut, damit die Weiber gut nach Hause kommen", meinte Kreiskulturreferentin Gisela Lang. Die Wegmarkierungen seien auch symbolträchtig zu verstehen. So möge Kronach aufrichtig und wie ein "Berg" in der Welt stehen - sozusagen wie eine Speerspitze, um sich gegen alle Feinde zu erwehren.

Touristische Bedeutung

Kerstin Löw ging auf den touristischen Kontext ein. So sei der Wegweiser eine weitere Thematisierung von Lucas Cranach, mit der man die Stadt ins rechte Licht rücke. Die Cranach-Schlange führe als Symbol Gäste in die Obere Stadt, wo sie vom Cranach-Kopf und dem Bronze-Modell begrüßt würden. Für Fremde sei es gar nicht leicht, den Weg von den Parkplätzen dort hinauf zu finden. Neben der praktischen Hilfe, stelle der Wegweiser auch eine Attraktivitätssteigerung der Stadt dar. Gemeinsam lief man einen Teil des Weges erstmalig ab - bis zur Brauerei Kaiserhof, wo der Schmäußtag stattfand.