In Kronach ist den Jugendlichen zu wenig los

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Hubert Zapf (links) nahm sich Zeit für die Anliegen der Schülerparlamentarier. Das Bild zeigt ihn unter anderem mit (von links) Organisatorin Ulla Vogel-Ertl sowie Julia Wich, Katrin Luja und Amir Iljazi. Foto: Heike Schülein
Hubert Zapf (links) nahm sich Zeit für die Anliegen der Schülerparlamentarier. Das Bild zeigt ihn unter anderem mit (von links) Organisatorin Ulla Vogel-Ertl sowie Julia Wich, Katrin Luja und Amir Iljazi. Foto: Heike Schülein

Hubert Zapf von der Stadtverwaltung nahm an einer Sitzung des Schülerparlaments der Gottfried-Neukam-Schule teil. Die engagierten jungen Leute sehen ein großes Verbesserungspotenzial für die Kreisstadt.

Von wegen "null Bock" auf Stadtpolitik: Im "Struwwelpeter" schnellt gerade eine Hand nach der anderen in die Höhe. Hubert Zapf, Sachgebietsleiter für Familie und Soziales bei der Stadt Kronach, nimmt sich Zeit für die Anliegen der jungen Leute. Es geht darum, wie sie die Kreisstadt sehen und wie man sie für Jugendliche in ihrem Alter attraktiver machen könnte. Und da gibt es nach Ansicht der Schülerparlamentarier jede Menge Handlungsraum.

"Kronach ist keine Stadt, die junge Leute begeistert. Es fehlt eine Disco oder auch ein Einkaufszentrum. In der Stadt ist einfach nichts los. Ich kenne viele Jugendliche, die weg wollen. Wenn nichts für sie gemacht wird, gehen sie später auch weg", ist sich Katrin Luja, Landkreis-Schülersprecherin und stellvertretende Bezirks-Schülersprecherin, sicher.

Freizeitangebot hat Lücken

Ihre Kollegen aus dem Schulgremium pflichten der Zehntklässlerin bei. Amir Iljazi ist Dritter Schülersprecher an der Mittelschule und sitzt neben Katrin in der ersten Reihe. "Wenn man durch Kronach geht, sieht man kaum noch Jugendliche", bedauert er. Auch Freizeitangebote wie Minigolf oder eine Bowlingbahn fehlten. "Wer hätte Interesse an einer Bowlingbahn?", fragt Zapf in die Runde. Alle Hände gehen nach oben.

Zapf zeigt Verständnis für die Wünsche der jungen Leute. Allerdings, so verdeutlicht er, seien dies Standortentscheidungen. Im Klartext: Kronach ist für viele Investoren und Betreiber nicht attraktiv genug. "Den Investoren geht es darum, Geld zu verdienen, also um den Einzugsbereich", macht er klar und verweist darauf, dass das Okay des Kronacher Stadtrats für eine Bowlingbahn bereits vorhanden gewesen sei, der Investor aber abgesprungen sei.

Ähnlich verhalte es sich auch mit Modeketten wie beispielsweise "H & M", der man schon mehrmals Kronach als Standort angeboten habe. Gleiches gelte für McDonald's, der ebenfalls kein Interesse gezeigt habe.

Kühnlenzpassage eine Option?

"Was ist mit der Kühnlenzpassage? Die steht einfach nur so da. Soll das so bleiben, oder wird sie jetzt öfters genutzt?", will Katrin wissen. "Die Kühnlenzpassage ist ein Industriemonument. Man hat städtebaulich versucht, die dortige Industrieanlage so zu sichern, dass sie als Denkmal erhalten bleibt. Leider darf man mit einem so großen Raum nicht alles machen, was man damit machen könnte", erklärt Zapf. "Es gibt Probleme, beispielsweise nicht ausreichende Toilettenanlagen oder nicht vorhandener Schallschutz. Möglich sind nur Veranstaltungen am Tag, wie Modenschauen oder Ausstellungen. Die Nachfrage hierfür ist aber nicht so groß, dass die Passage permanent genutzt wird", bedauert Zapf, der die jungen Leute zur Eigeninitiative ermuntert.

"Nennt Eure Wünsche und fordert sie ein. Die Stadt wird bestimmt niemanden ausbremsen. Im Gegenteil: Wir warten darauf", appelliert er und verweist auf erfolgreiche Einrichtungen wie den "Struwwelpeter". Gleichzeitig legt er den Jugendlichen ans Herz, im geeigneten Alter selbst für den Stadtrat zu kandidieren und politisches Engagement zu zeigen. "Je mehr junge Leute junge Menschen wählen, umso mehr werden sie vertreten", so Zapf.

Eine Frage der Argumente

"Aber würden wir überhaupt wahrgenommen?", zweifelt Katrin. Und auch Amir meint: "Ich denke, dass viele Jugendliche sich schon einbringen möchten. Aber sie haben das Gefühl, dass sie eh nichts erreichen und nicht gehört werden." Laut Zapf zählten lediglich die besseren Argumente. Er betont noch einmal: "Wer nicht auf sich aufmerksam macht, wird keine Aufmerksamkeit bekommen. Wenn ich nichts sage, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn sich nichts tut."

Aktuelle stadtpolitische Themen

Zapf informiert die Schüler aber auch über aktuelle stadtpolitische Themen, für die er verantwortlich zeichnet. "Von der Wiege bis zur Bahre könnt Ihr alles von mir haben", erklärt er den jungen Leuten seinen Zuständigkeitsbereich. Derzeit beschäftige er sich hauptsächlich mit der Kindergarten-Situation in der Stadt, wobei es hier prinzipiell genügend Plätze gebe - nämlich circa 520 bei einem Bedarf von 480. Allerdings kämen Kinder - derzeit etwa 50 - von außerhalb dazu, die die Belegung durch ein Kind aus Kronach verhinderten.

Die Schülerparlamentarier machte er noch auf Austauschprogramme für junge Leute in Europa aufmerksam, bei der er ihnen - sofern Interesse bestehe - gerne behilflich sei.