Hier fällt ein Stück Kronacher Stadtgeschichte in sich zusammen: Absichten des neuen Eigentümers unklar
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Teresa Hirschberg
Kaputte Treppe, bröckelnder Putz: Das Flößerhaus im Ziegelanger ist dringend sanierungsbedürftig. Dafür zuständig scheint sich jedoch niemand zu fühlen. Fotos: Teresa Hirschberg
Kaputte Treppe, bröckelnder Putz: Das Flößerhaus im Ziegelanger ist dringend sanierungsbedürftig. Dafür zuständig scheint sich jedoch niemand zu fühlen. Fotos: Teresa Hirschberg
Kaputte Treppe, bröckelnder Putz: Das Flößerhaus im Ziegelanger ist dringend sanierungsbedürftig. Dafür zuständig scheint sich jedoch niemand zu fühlen. Fotos: Teresa Hirschberg
Kaputte Treppe, bröckelnder Putz: Das Flößerhaus im Ziegelanger ist dringend sanierungsbedürftig. Dafür zuständig scheint sich jedoch niemand zu fühlen. Fotos: Teresa Hirschberg
Kaputte Treppe, bröckelnder Putz: Das Flößerhaus im Ziegelanger ist dringend sanierungsbedürftig. Dafür zuständig scheint sich jedoch niemand zu fühlen. Fotos: Teresa Hirschberg
Kaputte Treppe, bröckelnder Putz: Das Flößerhaus im Ziegelanger ist dringend sanierungsbedürftig. Dafür zuständig scheint sich jedoch niemand zu fühlen. Fotos: Teresa Hirschberg
Im Ziegelanger steht das letzte Flößerhaus Kronachs. Wie lange noch, ist jedoch fraglich. Das seit Jahren ungenutzte Gebäude ist in einem extrem schlechten Zustand. Die Stadt wollte das Gebäude nicht, trotz Fördermöglichkeiten.
Das Fenster steht einladend einen Spalt offen, darunter bröckelt der Putz von der Wand, die Efeuranken haben eine komplette Hausseite erobert. Das letzte Flößerhaus Kronachs fällt langsam in sich zusammen. Und das macht Robert Wachter wütend. "Es ist unfassbar", echauffiert sich der Kreisheimatpfleger. "Und die Stadt unternimmt nichts dagegen." Im Dezember 2017 gab es die Möglichkeit, das denkmalgeschützte Gebäude zu erwerben. Doch die Stadt lehnte das Angebot des damaligen Eigentümers ab. Mittlerweile hat das Flößerhaus einen neuen Besitzer, doch seine Zukunft bleibt weiterhin unklar.
Die Ziegeln der Hausnummer 8 stammen noch aus dem 14. Jahrhundert. "Die sind anscheinend unverwüstlich", meint Wachter. "Aber der Rest des Hauses ist in einem sehr schlechten Zustand." Die ehemaligen Besitzer hätten zumindest versucht, das Dach dicht zu halten. Mittlerweile regnet es jedoch hinein. "Sie waren wohl irgendwann überfordert." Bis in die 1990er gab es in Kronach etwa zehn Flößerhäuser, unter anderem am Bahnhofsplatz. Sie wurden inzwischen abgerissen, authentisch erhalten ist nur noch das Exemplar im Ziegelanger.
Stadt Kronach lehnte Angebot ab
Im Dezember 2017 fand eine Besichtigung des Gebäudes statt, an der Wachter und ein Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalschutz sowie Stefan Wicklein als Vertreter der Stadt teilnahmen. "Der damalige Besitzer hatte gehofft, dass die Stadt das Gebäude übernimmt", erzählt der Heimatpfleger. Aber die Option sei von vorneherein abgelehnt worden. "Das ist ja das, was mich schockiert hat. Das Flößerhaus war auch nie Thema im Stadtrat."
Dabei hätte die Sanierung des Hauses finanziell durch die Förderinitiative Nordostbayern unterstützt werden können. Die soll helfen, leerstehende Gebäude in Ortskernen neu zu beleben. "Die Initiative wird häufig genutzt, um Häuser abzureißen", sagt Wachter. "Was aber nicht der ursprüngliche Sinn der Förderung ist."
Andere Kronacher Immobilien haben Priorität
Stefan Wicklein hält die Entscheidung gegen den Kauf des Flößerhauses weiterhin für richtig: "In Kronach gibt es mehrere denkmalgeschützte Immobilien, die auf eine Sanierung warten, wie das Amtsgericht oder das Eichamt." Der Denkmalschutz bestehe im Falle des Flößerhauses nur noch in der Kubatur des Gebäudes, also im Volumen des Bauwerks. Denn das Ergebnis der Begehung sei gewesen, dass das Haus in seiner Substanz stark geschädigt ist, erklärt Wicklein. Die Stadt habe das Gebäude anschließend auf verschiedenen Vermarktungsportalen ausgeschrieben, als eine Hilfestellung für den Eigentümerwechsel.
Das Flößerhaus für öffentliche Zwecke, beispielsweise als Museum zu nutzen, würde zu viele Folgekosten mit sich bringen, sagt Wicklein. Den Vorwurf des Heimatpflegers, die Stadt Kronach gehe nachlässig mit ihrer Geschichte um, weist Wicklein aber entschieden zurück. "Das ist nicht ganz fair. Wir haben beispielsweise schon immenses Kapital in das historische Rathaus oder die Festung Rosenberg gesteckt."
Es gäbe sicherlich viele historische und denkmalgeschützte Gebäude, die auf eine Sanierung warten, darunter auch die alte Synagoge. Die Stadt müsse aber Prioritäten setzen. "Wir hätten das Gebäude zunächst auch nur auf Halte lagern können", sagt Stefan Wicklein. "Unsere Herangehensweise war aber, einen neuen Käufer zu finden."
Neuen Eigentümer des Flößerhauses kontaktiert
Im August 2018 wurde das Haus tatsächlich weiterverkauft. Die Stadt sei bei dem Besitzerwechsel aber nicht involviert gewesen. Von Seiten des Landratsamtes heißt es, dass sich die Denkmalschutzbehörde am 8. April an den neuen Besitzer gewandt habe, der nicht im Kronacher Landkreis lebt. In dem Schreiben sei dieser darauf hingewiesen worden, "dass es sich bei dem Gebäude um das letzte authentisch in seiner Kubatur erhaltene Flößerhaus der Stadt Kronach handelt, das als Einzeldenkmal in der Bayerischen Denkmalliste eingetragen ist".
Laut Pressesprecher Bernd Graf wurde der Eigentümer dazu aufgefordert, dem Landratsamt mitzuteilen, wie er das Gebäude zukünftig nutzen und vor Verfall schützen will. Dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz zufolge sei er dazu verpflichtet,, das Gebäude instand zu halten. Seit diesem Schreiben gebe es keine neuen Erkenntnisse zum Thema.
Heimatpfleger Wachter ist jedoch besorgt, dass das Gebäude irgendwann illegal abgerissen wird. Er könnte sich das Flößerhaus aufgrund seiner Lage gegenüber vom Bahnhof gut als Ferienwohnung vorstellen. In seinem jetzigen Zustand sei es aber eine Katastrophe für Kronach.
25 Jahre steht das Flößerhaus leer. Zuvor war es im Besitz einer Kronacher Familie, die es jedoch nicht bewohnte.
90 Prozent beträgt der Fördersatz der Förderoffensive Nordostbayern mittlerweile.
Das steckt hinter der Förderoffensive Nordostbayern
Der Wirtschaftswandel der vergangenen zwei Jahrzehnte hatte Nordostbayern stark geprägt und eine Abwanderung der Bevölkerung in die Städte und viele Leerstände in den Ortskernen zur Folge. Hier setzt die Förderoffensive an: Im Rahmen der Städtebauförderung sowie der Dorferneuerung soll von 2017 bis 2020 versucht werden, solche leerstehenden Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen. Die Maßnahme ist eine Initiative der Regierung von Oberfranken und betrifft die Landkreise Kronach, Hof, Kulmbach und Wunsiedel.