In China steht die Produktion hingegen momentan still. Die Heinz-Gruppe ist vor drei Jahren aus dem 2005 gegründeten Joint Venture ausgestiegen, will kommendes Jahr aber in einem Industriepark zwischen Shanghai und Nanchang wieder mit der Produktion von Glasflakon starten.
Nicht immer deutsche Maßstäbe ansetzen
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In Lima (Peru) produziert die Heinz-Gruppe auf einer Wanne mit vier Linien Glasflakons. Es gilt, so Carl-August Heinz, von dort aus den heimischen und südamerikanischen Markt zu bedienen. In den vergangenen zehn Jahren sei dort der Mittelstand gewachsen und die Kaufkraft habe zugenommen. "Es muss einem klar sein, dass man nicht immer deutsche Maßstäbe ansetzen kann", weiß er. In solchen Kulturkreisen müsse man sich den Mensch auch ein Stück weit anpassen. Das bedeute beispielsweise, sich mit deren Geschichte befassen, den Menschen zuzuhören und zu zeigen, dass man bereit ist, sich anzunähern.
Sorge bereitet dem 68-Jährigen neben der politischen Entwicklung in Deutschland auch die Versorgungssicherheit mit Energie. Die Menschen werden erst aufwachsen, wenn eine richtig schwere Energiekrise kommt, ist er überzeugt. Bedingt durch die heißen Sommertemperaturen sei die Energieerzeugung bereits an ihre Grenzen gestoßen. Es sei eine windarme Zeit. Die Sonne sei zu viel für die Solarkollektoren - mit der Folge, dass nur die halbe Leistung an Energie von dort geliefert wird. Zudem fehle es an Kühlwasser für die Kraftwerke und an Leitungen, die den Strom über weite Strecke in den Süden transportieren. Er hält kurz inne und ergänzt: "Ich habe auch im Zuge der Energiewende das Vertrauen in die Politik verloren." Den Unternehmen werde eine Rechtssicherheit "vorgegaukelt", die im Endeffekt keine ist. "Das alles dämpft die Investitionsbereitschaft!"
Als eine weitere Herausforderung bezeichnet Carl-August Heinz die Gewinnung von Fachkräften. Er beobachtet einen "Akademisierungswahn", der aufhören müsse. Auch werden aufgrund der Überalterung der Gesellschaft künftig Konsumenten fehlen. Denn die Erfahrung zeige ihm: "Alte Leute haben Angst vor der Verarmung, sie sparen jeden Cent!"
Trotz aller Herausforderungen werde Heinz-Glas aber in der Region bleiben, verspricht der Unternehmer. "Wir sind Traditionalisten, wir können hier nicht einfach alle Zelte abbrechen und wir wollen es auch nicht!" Und wie sieht es und mit einer Expansion nach Afrika aus? "Diesen Schritt muss die nächste Generation übernehmen", sagt er mit einem Schmunzeln im Gesicht. Denn irgendwann steht sogar für Carl-August Heinz einmal der Ruhestand an.
Hintergrund: Das ist die Heinz-Glas-Group
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Die Heinz-Glas-Group mit Hauptstandort in Kleintettau ist eine Unternehmensgruppe zur Herstellung und Veredelung von Glasflakons für die Parfüm und Kosmetikindustrie. Der Unternehmensbereich Heinz Plastics stellt Kunststoffbehältnisse und -verschlüsse her.
Das Unternehmen agiert in 16 Ländern und an zwölf Standorten. Die Glas- und Kunststoffproduktion findet in Deutschland, Indien, Peru, Polen und der Schweiz statt. Veredelungsstandorte gibt es in Deutschland, Indien, Peru, Polen und Tschechien. Hinzu kommen Vertriebsniederlassungen in den USA, England, Spanien und China.
Gründung des Unternehmens: 1622
Erwarteter Umsatz in 2018: 310 Millionen Euro weltweit , davon 210 Millionen Euro in Deutschland.
Täglich werden in den Glaswerken in Kleintettau und Piesau jeweils eine Million Glasflakon produziert, davon werden 75 Prozent nachveredelt, überwiegend in der Region, insbesondere in Spechtsbrunn.