Großes Theater am Kaspar-Zeuß-Gymnasium

2 Min
Die Schauspieler von links: Colombina (Antonia Pfadenhauer), Rosaura (C. Wachter) und Dottore (L. Geißler) Fotos: Heike Schülein
Die Schauspieler von links: Colombina (Antonia Pfadenhauer), Rosaura (C. Wachter) und Dottore (L. Geißler) Fotos: Heike Schülein
Rosaura (Carolin Wachter, links) und Dottore (Lilly Geißler)
Rosaura (Carolin Wachter, links) und Dottore (Lilly Geißler)
 
 
 
 
 
 
 
 

Obwohl er lügt, dass sich die Balken biegen, gibt es für Lelio ein Happy-End. Die Rede ist von Carlo Goldonis "Der Lügner", der auf der KZG-Studiobühne am Wochenende in drei Aufführungen jede Menge "geistreiche Erfindungen" zum Besten gab.

"Der Teufel soll mich holen, wenn ich noch eine Lüge verbreite" - Ein ums andere Mal beteuert der Gewohnheitslügner Lelio, dass aus ihm nun ein "Mann der Wahrheit" werden soll. Allein die Umsetzung fällt schwer, hat er sich doch ein solch kompliziertes Lügennetz aufgebaut, dass er selbst den Überblick verliert. Obwohl der Schwindler schließlich auffliegt, kommt er am Ende ungeschoren davon und erhält sogar die Hand seiner Auserwählten Rosaura, die sich längst in den charmanten Filou verliebt hat.

Den Mittelpunkt des Geschehens bildet Lelio - ein notorischer Schwindler und Süßholzraspler. Der schlitzohrige Taugenichts nimmt Reißaus von Rom, wo seine Angebetete ihn heiraten will, und flüchtet in seine Heimatstadt Venedig. Hier entflammt sein Herz für die schöne Rosaura, die Tochter eines angesehenen Arztes, der vortrefflich von Lilly Geißler gespielt wird.


Lügenmaschinerie kommt in Gang

Um Rosaura, diecharmant von Carolin Wachter dargestellt wird, für sich zu gewinnen, ist ihm jedes Mittel Recht. So gibt er nicht nur die geheimen Geschenke und Liebesgedichte des schüchternen Florindo (Katharina Schwabe) für die eigenen aus, sondern setzt - mit Hilfe seines getreuen Dieners Arlecchino (Temperamentsbündel Sarah Neubauer) - eine aberwitzige Lügenmaschinerie ohnegleichen in Gang. Hat er diese anfangs noch einigermaßen unter Kontrolle, wird es immer schwieriger - insbesondere als sein gestrenger Vater Pantalone (wunderbar aufbrausend: Leo Mertel) auftaucht und ihn mit einer Unbekannten verheiraten will. Hätte Lelio geahnt, dass es sich bei dem "braven Mädchen" um seine Auserwählte handelt, hätte er natürlich auf der Stelle zugestimmt. So erfindet er aber eine schwangere Ehefrau, was natürlich Rosaura, als sie davon erfährt, weniger gefällt. Bis die Liebe am Ende aber die Oberhand gewinnt, haben die jungen Darsteller - sehr zur Freude des Publikums - jede Menge hanebüchene Irrungen und Wirrungen zu bestehen.

Schwindeln und Süßholz raspeln

Mit "Der Lügner" aus dem Jahr 1750 schuf Goldoni eine seiner über 200 Komödien. Der Lustspiel-Klassiker ist ein leichter Spaß zum Amüsieren und Schmunzeln. Obwohl die Geschichte im Italien des 18. Jahrhunderts spielt, wirkte sie am Schultheater am Kaspar-Zeuß-Gymnasium ungemein frisch. Temporeich von Rainer Gräbner mit viel Situationskomik inszeniert, sprüht sie nur so vor Wortwitz. Voll und ganz wurde sie dem Schwung und der Vitalität von Goldonis Komödie gerecht, begeisterte aber auch mit vielen eigenen netten Einfällen und Ausflügen ins Fränkische. Die durchwegs glänzenden Darsteller gingen dabei völlig in ihren Rollen auf. Ida Engelhardt durfte als Lelio nach Herzenslust schwindeln und Süßholz raspeln, was ihr - und mit ihr dem Publikum - sichtlich Freude bereitete.

Zur elfköpfigen Darstellerriege zählte weiter die zauberhafte Dienerin Colombina (Antonia Pfadenhauer), in die Arlecchino verliebt ist. Der brave Ottavio (Anika Gräbner) wiederum hat sein Herz an die liebreizende Beatrice (Lena Kirmes), Schwester von Rosaura, verloren. Brighella (Stephanie Brand), Florindos treuer Freund und Diener, versucht seinem Herren immer wieder zu seinem Glück zu verhelfen und gibt ihm gute Ratschläge. Anneke Münch, die auch den Part der Souffleuse innehatte, rundete als Briefträger die gelungene Ensembleleistung ab. Sie sorgten dafür, dass sich die Zuschauer über eine Stunde lang an bester Unterhaltung erfreuen konnten. Ihr spür- und sichtbare Schauspielfreude übertrug sich sogleich auf das begeisterte Publikum.

Gelungenes Bühnenbild

Ein dickes Lob verdient auch das mediterrane Bühnenbild mit dem Schauplatz Venedig. Sogar das Gurren der Tauben war zu hören. Fazit: Ein gelungener Bühnenspaß mit talentierten Nachwuchs-Akteuren und - trotz Happy-End - der Erkenntnis, dass ehrlich doch am längsten währt.