Großes Fest in der "Villa Sonnenschein"

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Sonja Welsch und ihr Sohn Henry beim gemeinsamen Puzzeln. In den 70-er Jahren besuchte die Kronacherin selbst die "Villa Sonnenschein". Foto: Heike Schülein
Sonja Welsch und ihr Sohn Henry beim gemeinsamen Puzzeln. In den 70-er Jahren besuchte die Kronacherin selbst die "Villa Sonnenschein".  Foto: Heike Schülein
Madlen, Katharina und Victoria (von links) malen gern. Mit im Bild ist Kita-Leiterin Elke Reif-Beck. Fotos: Heike Schülein
Madlen, Katharina und Victoria (von links) malen gern. Mit im Bild ist Kita-Leiterin Elke Reif-Beck. Fotos: Heike Schülein
 
Die "Villa Sonnenschein" wird 110 Jahre.
Die "Villa Sonnenschein" wird 110 Jahre.
 
Arthur, Aaron und Luca (von links) haben Spaß beim Puzzeln.
Arthur, Aaron und Luca (von links) haben Spaß beim Puzzeln.
 
Madlen, Katharina und Victoria (von links) malen gern. Mit im Bild ist Kita-Leiterin Elke Reif-Beck. Fotos: Heike Schülein
Madlen, Katharina und Victoria (von links) malen gern. Mit im Bild ist Kita-Leiterin Elke Reif-Beck. Fotos: Heike Schülein
 
Sonja Welsch und ihr Sohn Henry beim gemeinsamen Puzzeln.
Sonja Welsch und ihr Sohn Henry beim gemeinsamen Puzzeln.
 
Emilia, Arthur, Aaron und Luca (von links) haben Spaß beim Puzzeln.
Emilia, Arthur, Aaron und Luca (von links) haben Spaß beim Puzzeln.
 
Den Krippenkindern Lina (links) und Ingrid (rechts) gefällt es auf dem Schoß von Kinderpflegerin Nicole Fehn (Mitte).
Den Krippenkindern Lina (links) und Ingrid (rechts) gefällt es auf dem Schoß von Kinderpflegerin Nicole Fehn (Mitte).
 
Die "Villa Sonnenschein" wird 110 Jahre.
Die "Villa Sonnenschein" wird 110 Jahre.
 
Sonja Welsch und ihr Sohn Henry beim gemeinsamen Puzzeln.
Sonja Welsch und ihr Sohn Henry beim gemeinsamen Puzzeln.
 
Sonja Welsch und ihr Sohn Henry beim gemeinsamen Puzzeln.
Sonja Welsch und ihr Sohn Henry beim gemeinsamen Puzzeln.
 

Der evangelische Kindergarten in Kronach besteht seit 110 Jahren. Am Samstag gibt es eine große Geburtstagsfeier. Die Kindertagesstätte wurde umfassend saniert.

Wie die Mutter, so der Sohn! In den 70-er Jahren besuchte Sonja Welsch die jetzige "Villa Sonnenschein". Mittlerweile geht ihr Sohn Henry bereits im dritten Jahr in die evangelische Kita. Obwohl sich viel verändert hat, gibt es auch Parallelen.

Sonja Welsch und Henry sind an diesem Mittwoch hochkonzentriert "bei der Arbeit". Das Mutter-Sohn-Gespann macht gerade in der Bärengruppe der "Villa Sonnenschein" gemeinsam ein Puzzle. Gar nicht so einfach! Fast scheinen sie die Welt um sich herum ein wenig vergessen zu haben, obwohl mächtig was los ist. In jeder Ecke wird gespielt, gelacht, gebaut, konstruiert oder gemalt.

Sie gibt jedem die Hand

Gerade kommt Erzieherin Uschi Keppel in das Zimmer. So wie jeden Morgen reicht sie jedem ihrer Schützlinge die Hand zur Begrüßung - heute auch Sonja Welsch.
Dabei ist es schon "ein paar" Tage her, dass die Kronacherin selbst die evangelische Kita in der Friedhofstraße besuchte. Doch sie hat sich viele Erinnerungen an diese - wie sie sagt - wunderschöne Zeit bewahrt.

"Bei der Villa handelt es sich ja um einen evangelischen Kindergarten. Da ich katholisch bin, mussten meine Eltern einen Antrag stellen, damit meine ältere Schwester Petra und ich überhaupt den Kindergarten besuchen durften - und das, obwohl wir ja gleich auf der anderen Seite des Friedhofs wohnten", erzählt Sonja Welsch. Auch in der Schule seien damals katholische und evangelische Kinder noch getrennt voneinander unterrichtet worden. "Erst in der vierten Klasse kamen die evangelischen Jungen und Mädchen, meine alten Freunde und Freundinnen vom Kindergarten, zu uns in die Klasse. Da habe ich mich sehr gefreut", erinnert sich die Kronacherin. Als sie in den Kindergarten kam, habe es zunächst nur einen großen Raum für alle Kinder gegeben. Nur wenig später sei jedoch der Kindergarten umgebaut und ein zweiter Raum sei geschaffen worden.

Während der Bauzeit waren die Kinder im evangelischen Gemeindehaus untergebracht. "Dort hat es mir sehr gut gefallen. Da kamen immer Produktpromoter beispielsweise von Köllnflocken. Ich mochte vorher nie Haferflocken, weil sei mir zu langweilig schmeckten. Der Vertreter hat Joghurt rein gerührt. Dann wollte ich das jeden Tag essen. Auch ein Kaba-Vertreter war dort. Der Kaba von ihm hat natürlich viel besser als unserer zu Hause geschmeckt, obwohl das die gleiche Marke war", meint sie lachend. Auch während der Kindergartenzeit ihres Sohns habe man umgebaut. Henry habe aber die Auslagerung ebenso wenig gestört wie sie damals. "Er fand das spannend. Wir mussten aber mindestens einmal im Monat in der Villa vorbeischauen, was sich so getan hat", berichtet sie schmunzelnd.

Die Leiterinnen

Zu der damaligen Zeit habe Tante Waltraud den Kindergarten geleitet, dann habe Tante Conny die Leitung übernommen. "Ich war ein richtiger Fan von Conny. Ich habe die Tante Conny heiß und innig geliebt. Während ich im ersten Jahr noch nicht so gerne in den Kindergarten gegangen bin, hat es mir dort dann sehr gut gefallen", blickt sie zurück. Auch das sei ähnlich wie bei Henry, der anfangs auch noch nicht so begeistert wie jetzt vom Kindergarten gewesen sei. Jetzt als Vorschulkind sei er traurig, nur noch vier Wochen in die Villa zu dürfen.

Besonders in Erinnerung blieben Sonja Welsch der Laternenumzug und das Laternenbasteln im Vorfeld sowie die Hochzeit von Kinderpflegerin Beate Renk, die damals schon in der Villa arbeitete. "Wir Kinder haben vor der Kirche aufgehalten. Sie hat Geld ausgeworfen. Sie war eine wunderschöne Braut und eine der ersten Bräute, die ich überhaupt gesehen habe", so Sonja Welsch. Als sie Henry in den Kindergarten gebracht habe, habe sie zu Beate Renk gemeint, "da ist ja die Tante Beate". Die Kinderpflegerin habe daraufhin gelacht und ihr erklärt, dass man jetzt nicht mehr Tante sage. Dass Henry einmal die "Villa Sonnenschein" besuchen werde, sei der Kronacherin von Anfang an klar gewesen. "Er war gerade auf der Welt, da habe ich ihn schon angemeldet", verrät sie.

Im Garten gespielt

Sonja Welsch hat besonders gerne im Garten der Villa gespielt und geschaukelt. Im Garten habe ein echtes altes Auto von einem Kiga-Papa gestanden, was heutzutage sicherlich nicht mehr erlaubt würde. Die Kinder hätten es damals klasse gefunden, darin zu spielen. Außerdem habe man Fangen gespielt, meist die Jungs die Mädchen. "Ich habe heute noch zwei gute Freundinnen, die ich seit dem Kindergarten kenne", erzählt Sonja Welsch, der die sanierte Kita gut gefällt.

Das Beste der Kita seien aber nicht die modernen Räumlichkeiten, sondern das Personal. Dieses gebe den Eltern wertvolle und verständliche Tipps. Auch wenn das Kind einmal etwas bedrücke, könne man immer vertrauensvoll zu den Erzieherinnen kommen. Ihr Respekt vor den Erzieherinnen sei groß. Man kenne es ja schon von Kindergeburtstagen, wenn man mal sechs oder sieben Jungs einlade, was es da für "Mord und Totschlag" geben könne. Gut finde sie, dass Eltern im Kindergarten hospitieren könnten sowie den ganzheitlichen Ansatz und die praktizierte Erlebnispädagogik der Einrichtung - beispielsweise die Waldwochen. "Das Team bewahrt unsere Kinder von der realen Welt, aber es integriert sie auch darin - beispielsweise mit sehr praxisorientierten Dingen wie einem Ausflug zur Bücherei oder einer Führung durch eine Bank", lobt sie und ergänzt: "Hier werden Kinder nicht wie kleine Erwachsene behandelt, sondern hier dürfen sie noch Kind sein."

Am 5. Juli 1903 eingeweiht

Hat die "Villa Sonnenschein" in der Friedhofstraße 7 in Kronach erst im Oktober groß die Einweihung ihrer Kindertagesstätte (Kita) gefeiert, so gibt es nun schon wieder einen Grund zum Jubeln. Als erster Kindergarten in Kronach war sie am 5. Juli 1903 unter Pfarrer Strunz eingeweiht worden. Das besondere Ereignis will man am Samstag mit hoffentlich vielen Gästen gebührend feiern. Das Programm ist vielfältig und bietet für jeden etwas. Die Feier beginnt um 10.30 Uhr mit einer Andacht unter freiem Himmel. Danach bietet man - dem Anlass entsprechend - "Spiele, wie vor 110 Jahren" an. Neben Spiel und Spaß gibt es auch jede Menge Spannung und tolle Preise bei einer schönen Tombola. Als besonderes Highlight findet um 14.30 Uhr ein Mitmachzirkus statt. Parallel zum Programm können die Besucher um 13 Uhr und um 14 Uhr einen Blick in die neuen Räume werfen. Passend zum Jubiläum besteht auch die Möglichkeit, Bilder in der gelblich-bräunlichen Farbe Sepia anfertigen zu lassen und zu erwerben. Auf Wunsch wird Werner Olgemöller vom Fotostudio Thron Familien, die sich mit "Kleidung von früher" schick in Schale werfen dürfen, fotografieren - und zwar mit Sepia-Färbung, um den gewünschten "antiken" Effekt zu erzielen.

1903 wurde der erste Kindergarten in Kronach in der Friedhofstraße eingeweiht. Die Bauphase erstreckte sich über zwei Jahre, von 1902 bis 1903. Das ist jetzt schon 110 Jahre her und seitdem ist viel geschehen: Die "Kinderbewahranstalt" wurde zum "Evangelischen Kindergarten Sonnenschein" und seit September 2012 zur "Villa Sonnenschein”. Zusätzlich zu den Kindergartenkindern kommen mittlerweile auch Krippenkinder in die Villa.
"Früher arbeiteten eine oder zwei Personen mit 50 oder noch mehr Kindern in einem großen Raum. Heute sind wir ein neunköpfiges Team, das für die Erziehung, Bildung und Betreuung der 58 Kinder auf zwei Stockwerken verantwortlich ist. Die Diakonissen von damals sind heute Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen, Berufs- oder Erzieherpraktikantinnen", erzählt Kita-Leiterin Elke Reif-Beck.

Denkmalgeschütztes Gebäude

Dass das wunderschöne denkmalgeschützte Gebäude in neuem Glanz erstrahlt und es noch mehr von fröhlichem Kinderlachen widerhallt, dafür sorgte eine im vergangenen Herbst abgeschlossene Generalsanierung mit Einrichtung einer Kinderkrippe von zwölf Plätzen. Geschaffen wurden gleichermaßen moderne wie gemütliche "Wohlfühl-Räumlichkeiten" mit einer Einrichtung, die genau auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt ist. Im Erdgeschoss gibt es einen freundlichen Krippenraum, den Wickelraum, den Turnraum und Schlafraum als auch die Küche. Die "Sterne" und "Bären" der beiden Kindergartengruppen gehen in den ersten Stock. Besonderes Highlight für das Personal sind der Besprechungsraum und das große Büro im zweiten Stock.

Der Betrieb des Kindergartens unterliegt den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen. Diese beeinflussen natürlich auch die Lebenswelt der Kinder. Bestand hat im Wandel der Zeit - und das schon seit 110 Jahren - die religiöse Erziehung in der "Villa Sonnenschein". Als Evangelische Kindertagesstätte ist dem Team die religiöse Erziehung sehr wichtig. "Wir beten mit den Kindern, singen religiöse Lieder, Pfarrer Martin Gundermann kommt regelmäßig in die Villa, er erzählt biblische Geschichten und man gestaltet Andachten und Gottesdienste mit. Sehr viel Wert legen wir auf die religiösen Grunderfahrungen - wie zum Beispiel, die Schöpfung zu achten. Das erleben und erfahren die Kinder ganz gezielt bei den jährlichen Waldwochen", so das Team.

Gottes wunderbare Schöpfung

Dieses sieht gerade heute einen Schwerpunkt der Pädagogik darin, den Kindern einen wertschätzenden Umgang mit den Mitmenschen und der Natur vorzuleben, ihnen die Augen für Gottes wunderbare Schöpfung zu öffnen und einen verantwortungsvollen Umgang damit aufzuzeigen und zu üben. Man will den Kindern das Gefühl der Sicherheit bei Gott vermitteln, dass jemand da ist, der bei ihnen bleibt, auch wenn sich um sie herum manches ändert: Familien- und Wohnsituation, Kindergarten, Freunde.

In Zusammenarbeit mit den Eltern und der Kirchengemeinde will die "Villa Sonnenschein" eine Atmosphäre schaffen, die es den Kindern ermöglicht, mit einer positiven Grundeinstellung ihren Platz im Leben zu finden. Elke Reif-Beck mit ihrem Team und der Elternbeirat würden sich sehr freuen, wenn viele Gäste Lust bekommen, an diesem Tag vorbei zu schauen. Alle Besucher sind ihnen willkommen. Den Erlös von diesem Tag kann die "Villa Sonnenschein" gut für die Gartengestaltung (Sonnensegel und Kletterturm) gebrauchen.