Glyphosat: Fluch oder Segen?

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Glyphosat ist der weltweit am meisten eingesetzte Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln. Foto: Patrick Pleul, dpa
Glyphosat ist der weltweit am meisten eingesetzte Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln. Foto: Patrick Pleul, dpa

Über kein Mittel wird so heftig gestritten wie über dieses Herbizid. Es tötet Grünteile der Pflanzen innerhalb von Tagen ab. Aber ist es auch krebserregend?

Am Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat führt nach Ansicht von Erwin Schwarz kein Weg vorbei. Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV) hält das Mittel für notwendig, um das Unkraut auf dem Feldern wirksam bekämpfen zu können. "Es gibt kein anderes Mittel mit der gleichen Wirksamkeit auf dem Markt."

Die Voreingenommenheit vieler Menschen liegt nach Ansicht des Burggruber Landwirts daran, dass die Leute nicht wissen, wie das Mittel Glyphosat wirkt. Vor allem im Ackerbau und beim Getreideanbau werde das Herbizid eingesetzt. Früher habe man die Quecke mechanisch bekämpft, doch angesichts der Starkregen müsse man schauen, dass der Humus von den Feldern nicht weggeschwemmt werde. Das könne man am besten erreichen, wenn die Zwischenfrucht gemulcht werde. Da werde das Regenwasser besser aufgenommen. Wenn man sie einpflüge, sei die Gefahr der Erosion zu hoch.

Glyphosat wird nach Aussage von Erwin Schwarz vor allem im Frühjahr eingesät, um die Zwischenfrucht abzutöten. Die werde dann eingemulcht und einige Tage später könne man Mais oder Getreide säen. Aber auch im Herbst sei Glyphosat notwendig, um die Quecke nach der Ernte bekämpfen zu können.

Die Vorerntebehandlung sah Erwin Schwarz als problematisch an. Die komme für ihn nicht infrage. Genauso lehne er den Einsatz gentechnisch veränderter Mais- und Sojasorten wie in Amerika ab. "Die haben wir nicht und die wollen wir nicht!"

Auf den Boden habe Glyphosat keinen Einfluss, weil es ganz schnell abgebaut werde. Außerdem wirke es nur auf die grünen Pflanzenteile. Das Gift gelange bis in die Wurzeln und dies führe zum Absterben des Unkrauts.


Schutz vor Erosion

Glyphosat werde im Boden sehr schnell abgebaut. Bereits wenige Tage nach dem Ausbringen könne man das Mittel kaum mehr nachweisen. Diese Erfahrung hat Frank Stübinger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach gemacht. Glyphosat finde man kaum im Grundwasser, andere Wirkstoffe dagegen sehr wohl. "Da gibt es problematischere Mittel."

Angesichts dessen sei das Ausbringen von Glyphosat im Frühjahr - vor dem Säen von Mais - als unbedenklich einzustufen. Denn wenn man schon nach drei Wochen keine Rückstände mehr finde, dann sei dies im Herbst, bei der Mais- und Getreideernte, schon gar nicht der Fall. Wenn Glyphosat vom Markt genommen würde, müsste man auf andere Verfahren umsteigen. Aber gerade das Mulchen des Bodens sei ein hervorragender Erosionsschutz. Der blanke Mais auf schwarzem Boden würde bei den starken Regenfällen der jüngsten Vergangenheit ein großes Risiko darstellen, dass das Erdreich weggeschwemmt werden könne.

Vor allem nach einem solch milden Winter wie dem vergangenen habe man eine starke Altverkrautung, weil die Zwischenfrüchte nicht abgefroren seien.


Keine Vorerntebehandlung

Die Vorerntebehandlung mit Glyphosat sei in Deutschland grundsätzlich verboten worden, erinnerte Stübinger. Es gebe jedoch Ausnahmen für Futtergetreide. Wenn dieses am Boden liege und sonst wegen Verkrautung nicht geerntet werden könne, dürfe man Glyphosat einsetzen, müsse aber eine siebentägige Wartezeit vor der Ernte einhalten. Für Braugerste sei solches Getreide aber nicht zu verwenden. Deshalb könne man ausschließen, dass heimische und mit Glyphosat behandelte Gerste als Braugerste verwendet werde. Im europäischen Ausland sei dies bisweilen andere geregelt.

So wirkt das Herbizid

Substanz Glyphosat ist eine geruchlose, wasserlösliche und nicht flüchtige Substanz und wird als Säure und als Salz hergestellt.

Geschichte Erstmals wurde Glyphosat im Jahr 1950 in der Schweiz synthetisiert. Im Mai 1970 synthetisierte Monsanto erstmals die Verbindung und ließ Glyphosat 1971 als Herbizid patentieren. Das Patent wurde 1974 erteilt. Monsantos Patente auf Glyphosat sind in den meisten Staaten mittlerweile abgelaufen.

Verbindung Glyphosat ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Phosphonate. Es ist eine biologisch wirksame Hauptkomponente einiger Breitbandherbizide und wird seit der zweiten Hälfte der 1970er Jahre weltweit zur Unkrautbekämpfung in Landwirtschaft, Gartenbau, Industrie und Privathaushalten eingesetzt. Nutzpflanzen können mittels Gentechnik eine Resistenz gegen Glyphosat erhalten. Glyphosat ist weltweit seit Jahren der mengenmäßig bedeutendste Inhaltsstoff von Herbiziden.

Herstellung Glyphosat wird von mindestens 91 Chemieunternehmen in 20 Ländern hergestellt. Allein in China gibt es 53 Hersteller, in Indien neun und in den USA fünf. Die produzierte Jahresmenge beträgt über 700 000 Tonnen. Mehr als 40 Prozent des Glyphosats werden in China hergestellt.

Wirkung Glyphosat blockiert das Enzym EPSPS. Das Gift wird über die Pflanzen-Grünteile aufgenommen und führt innerhalb von Tagen zu deren Absterben. Eine Aussaat oder Neupflanzung kann bald nach Ausbringen des Herbizids erfolgen. Glyphosat wird in der deutschen Landwirtschaft zu drei verschiedenen Zeitpunkten verwendet: um die Aussaat herum, zwischen Ernte der Winterfrucht und Aussaat der Sommerfrucht und - stark eingeschränkt - vor der Ernte (Sikkation). Unkräuter können direkt vor oder bis zu fünf Tage nach der Aussaat mit Glyphosat bekämpft werden.

Häufigkeit Laut einer Expertenbefragung aus dem Jahr 2011 werden 30 Prozent der deutschen Ackerfläche jährlich mit Glyphosat behandelt.

Gesundheit Glyphosat wurde lange Zeit relativ einhellig als nicht krebserregend bewertet. Laut einer 2000 veröffentlichten Übersichtsarbeit hatten umfassende Laborstudien an Versuchstieren gezeigt, dass es keine Hinweise für Karzinogenität, Mutagenität, Neurotoxizität oder Reproduktionstoxizität für den Menschen gebe. Eine 2015 veröffentlichte Übersichtsarbeit untersuchte 14 Karzinogenitätsstudien, die in Zulassungsverfahren verwendet wurden. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass es keine Hinweise auf krebserregende Effekte in Zusammenhang mit Glyphosat gebe. Quelle: Wikipedia