Glas in einer Vielfalt, die fasziniert

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Beliebt ist die Glasmachervorführung am früheren Halbautomaten, der für eine Arbeitserleichterung gesorgt hat. Gerd Fleischmann
Beliebt ist die Glasmachervorführung am früheren Halbautomaten, der für eine Arbeitserleichterung gesorgt hat. Gerd Fleischmann
Im Jahre 2012 präsentierte Beatrice Frankl aus München ihre Ausstellung, die das Museum bis heute bereichert. Von links: Georg Waldemer von den nichtstaatlichen Museen, Glasbewahrer-Vorsitzender Carl-Aug. Heinz sowie Stellvertreter Wolfgang Hammerschmidt.Gerd Fleischmann
Im Jahre 2012 präsentierte Beatrice Frankl aus München ihre Ausstellung, die das Museum bis heute bereichert. Von links: Georg Waldemer von den nichtstaatlichen Museen, Glasbewahrer-Vorsitzender Carl-Aug. Heinz sowie Stellvertreter Wolfgang Hammerschmidt.Gerd Fleischmann
 
Informative Schautafeln ergänzen die Flakonausstellung.Gerd Fleischmann
Informative Schautafeln ergänzen die Flakonausstellung.Gerd Fleischmann
 
Faszinierende Vielfalt von Flakons in Farben und Formen.Gerd Fleischmann
Faszinierende Vielfalt von Flakons in Farben und Formen.Gerd Fleischmann
 
Ein besonderes Erlebnis für die Kinder ist der Besuch der Glashöhle im Kleintettauer Flakonglasmuseum. Gerd Fleischmann
Ein besonderes Erlebnis für die Kinder ist der Besuch der Glashöhle im Kleintettauer Flakonglasmuseum. Gerd Fleischmann
 
Über 2400 Jahre alte Glasgefäße aus dem Orient, hergestellt mittels Sandkerntechnik, die später abgelöst wurde durch die Glasmacherpfeife.
Über 2400 Jahre alte Glasgefäße aus dem Orient, hergestellt mittels Sandkerntechnik, die später abgelöst wurde durch die Glasmacherpfeife.
 

Das Europäische Flakonglasmuseum in Kleintettau besteht seit zehn Jahren. 56 000 Besucher ließen sich seither für den Werkstoff Glas begeistern.

Vor zehn Jahren, am 20. Dezember 2008, ist das Europäische Flakonglasmusem Kleintettau durch den Verein der Glasbewahrer am Rennsteig mit den beiden Vorsitzenden Carl-Aug. Heinz und Wolfgang Hammerschmidt ins Leben gerufen worden. In einer Feierstunde wird erneut am 20. Dezember Rückschau gehalten.

Bis zum heutigen Tag hat dieses Leuchtturmprojekt 56 000 Besucher angelockt. So kann man - dank bemerkenswerter Initiativen - die Welt des Glases in wunderschönen Farben und Formen mit faszinierender Ausstrahlung erleben. Bemerkenswert ist die Kreativität und künstlerische Vielfalt der Ausstellungsstücke. Schließlich entführt das Museum - sozusagen als Zugabe - seine Gäste auf eine Reise durch 5000 Jahre Glasgeschichte, die in Ägypten und in Persien ihren Anfang und schließlich ihren Siegeszug bis heute nahm.

Die Betreuung obliegt Museumsleiter Diplom-Restaurator Sandro Welsch. Unterstützt wird er von Jana Buhrow, M.A., Sabine Thalmeyer sowie von Pressereferentin Ute Schaller. Außerdem sorgen sich 13 Museumsführer sowie 15 Glasmacher am Halbautomaten außerordentlich engagiert um die Wissbegierigen.

Als Ergänzung zum Museum sind in den letzten Jahren zwölf Wechselausstellungen angeboten worden. Zum Auftakt konnte Stockheims Ortsheimatpfleger Gerd Fleischmann die ehemalige Champagnerflaschenfabrik Sigwart & Möhrle aus Stockheim vorstellen. Bisher wurden vier Ausbaustufen im Europäischen Flakonglasmuseum mit hohem Finanzaufwand realisiert, so dass aktuell auf 600 Quadratmetern an die 3000 Exponate begutachtet werden können. Weitere 4000 Ausstellungsstücke befinden sich im Depot.

Als Sternstunde erwies sich im Jahre 2012 der Einsatz von Beatrice Frankl aus München in Kleintettau. Mit ihrer Dauerausstellung "Parfümflakons - eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert" ergab sich dadurch eine beachtliche Aufwertung und Bereicherung der musealen Einrichtung. Immerhin können 2500 ihrer insgesamt 6000 "Schätze" als Leihgabe bewundert werden. Dieser Teil der Sammlung zeigt kommerzielle Flakons, Puderdosen, Werbeanzeigen, Duftkarten und andere limitierte Objekte aus Frankreich, Deutschland und den USA - hauptsächlich aus den Jahren 1920 bis 1990.

Die Parfümeriekultur der DDR

Doch das ist noch nicht alles, denn das Flakonglasmuseum hat mittlerweile eine international hochrangige Privatsammlung zum Thema "Parfümerie- und Kosmetikkultur der DDR" als Schenkung von Monika Jürgens-Winefeld erhalten. Darunter befinden sich neben den original gefüllten und verpackten Flakons die dazugehörige Werbung mit Werbeaufstellern, zeitgenössische Werbeprospekte und Zeitschriften. Die Sammlung, so Museumsleiter Sandro Welsch, stelle eine hervorragende Ergänzung zu den bisherigen Beständen dar. Derzeit erfährt sie eine wissenschaftliche Aufarbeitung und soll im Jahre 2019 in zwei zusätzlichen Ausstellungsräumen mit rund achtzig Quadratmetern die Dauerausstellungen bereichern.

Die Kleintettauer Glasbewahrer können darüber hinaus mit weiteren Attraktionen punkten. So unter anderem mit der Glashöhle. Staunend erleben die Kinder die Welt des Glases in den magisch wirkenden Räumlichkeiten. Großer Beliebtheit erfreuen sich die Glasmachervorführungen am fast einhundert Jahre alten Halbautomaten, der 1926 die personalintensive Mundglasproduktion abgelöst hat. Die Besucher erleben hautnah die einstige anstrengende Produktionsweise. Und man kann sich im Beisein von 15 erfahrenen Glasmachern aktiv daran beteiligen. Schon längst beherrschen hochmoderne IS-Vollautomaten die heimischen Glashütten.

Mit der vierten Ausbaustufe ergab sich eine weitere Attraktion mit Alleinstellungsmerkmal: Von einer Besuchertribüne aus kann man die moderne Herstellung erleben. Kernstück der Glasproduktion ist der Feeder oder auch Speiser genannt. Das Glas läuft in den kanalartigen Feeder zum Feederkopf und wird über eine Öffnung im Boden tropfenweise in die darunter stehende Glasmaschine geführt.

Die Idee, am Rennsteig ein Glasmuseum zu errichten, wurde bereits Anfang der 80er Jahre geboren. Allerdings erwies sich die Realisierung damals noch als relativ schwierig, vor allem was den Standort betraf.

Nach der Grenzöffnung ergab sich dann eine neue Situation: Nachdem es bereits im nahe gelegenen thüringischen Lauscha ein Glasmuseum gab, musste eine völlig andere Konzeption entwickelt werden. Als Schwerpunkt kristallisierte sich das Thema "Flakon" heraus. Die Betreiber, und zwar der Glasbewahrer-Verein am Rennsteig, haben damit den richtigen Weg gefunden, diesen Jahrtausende alten Werkstoff am Rennsteig einer breiten Öffentlichkeit mit anderen Gewichtungen zu präsentieren.