Der alte Übergang über den Fluss Teuschnitz ist seit Monaten gesperrt. Die Gemeinde will die Materialkosten für die Erneuerung des Bauwerks übernehmen. Doch die Anwohner werden auch in die Pflicht genommen.
Herbert Böhm läuft mal wieder auf den Steinen durch den Fluss, um von seinem Wohnhaus Am Mittelberg in Gifting zur parallel verlaufenden Hauptstraße, der Lindenstraße, zu kommen. Denn der alte Steg über die Teuschnitz in Gifting, den er sonst immer benutzte, ist seit Monaten gesperrt. Die Anwohner müssen lange Umwege in Kauf nehmen - oder durch den Fluss laufen, wie Herbert Böhm.
Doch bald soll sich etwas tun, verspricht Bürgermeister Wolfgang Förtsch (CSU). Die Gemeinde hat 20 000 Euro in den Haushalt für die Erneuerung des baufälligen Stegs eingestellt. Das reicht bei weitem nicht. Denn das mit der Bestandsaufnahme beauftragte Ingenieurbüro hat die Baukosten auf mindestens 35 000 Euro geschätzt. Also müssen die Giftinger mit anpacken und etliche Stunden Eigenleistung erbringen, wenn sie denn einen neuen Übergang haben wollen, der ihnen die Wege verkürzt.
Eine schöne Abkürzung Der jetzt gesperrte Steg wird laut Herbert Böhm ziemlich häufig genutzt. Die Kinder aus dem unteren Dorf gehen über den Steg zum Spielplatz. Der Schulbus und ein Bäckereiverkaufsfahrzeug halten an der Lindenstraße in der Nähe des Stegs. Und an der Ortsstraße Am Mittelberg zu laufen ist für Fußgänger viel ungefährlicher als an der viel befahrenen Kreisstraße, die parallel jenseits des Flusses verläuft.
Der alte Steg ist jedoch marode und muss vollkommen erneuert werden: Die Holzbohlen sind faul, die Eisenträger verrostet, das Geländer ein Sicherheitsrisiko für Kinder, der Beton der Treppenstufen bröckelt. Jahrzehntelang tat der Steg seine Dienste. Er ist mindestens so alt wie Herbert Böhm. Neben dem Steg verläuft eine Furt durch den Fluss Teuschnitz.
Beides kann als Abkürzung benutzt werden, denn die Straße Am Mittelberg ist eine Sackgasse. Kreisstraße, Fluss und Ortsstraße Am Mittelberg verlaufen parallel. Flussaufwärts, beim Feuerwehrhaus, gibt es eine Brücke. Ein Stück flussabwärts einen weiteren Steg, der erst vor einigen Jahren erbaut worden ist. "Diesen Steg haben die Giftinger hervorragend gemacht. So ähnlich soll der neue Übergang flussabwärts auch aussehen", lobt Bürgermeister Förtsch.
Sperrung seit 12. April Bewegung kam in die ganze Sache, als Herbert Böhm am 11. April dieses Jahres in der Gemeindeverwaltung vorstellig wurde und darauf hinwies, dass einige Bohlen des Stegs marode seien und ersetzt werden müssten. Bereits am nächsten Tag sah sich ein Ingenieur das Bauwerk an - mit dem Erfolg, dass es am gleichen Tag gesperrt wurde. Und das ist es immer noch.
Langsam werden die Giftinger ungeduldig.
In der Zwischenzeit hatte Bürgermeister Förtsch die Giftinger zu einem Gespräch eingeladen und ihnen in Aussicht gestellt, dass ein neuer Steg gebaut werde, wenn die Bürger mithelfen. "20 000 Euro sind dafür in den Haushalt eingestellt", sagt der Bürgermeister. Es habe deshalb eine Verzögerung gegeben, weil der Haushalt der Gemeinde noch nicht genehmigt gewesen sei. Für die Bauarbeiten, die in Eigenregie der Giftinger erfolgen sollen, wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen - mit Jürgen Hempfling und Herbert Böhm. "Die Höhenmesspunkte sind auch schon festgelegt. Jetzt kann es eigentlich bald losgehen. Muss es auch, denn lange können die Giftinger Fußgänger die Furt nicht mehr benutzen. Spätestens wenn es mehr regnet oder im Winter würden sie sonst nasse Füße bekommen.