Gerüst macht Weg für Wohnanlage frei

3 Min
Im Zollbühlweg besichtigten die Ausschussmitglieder den Standort des geplanten Bauvorhabens einer Wohnanlage mit 16 Wohneinheiten. Das Gerüst im Hintergrund demonstriert die Gesamtbauhöhe von 8,45 Meter. Rechts vorne Bürgermeister Wolfgang Beiergrölein mit Stadtplaner Daniel Gerber. Foto: Karl-Heinz Hofmann
Im Zollbühlweg besichtigten die Ausschussmitglieder den Standort des geplanten Bauvorhabens einer Wohnanlage mit 16 Wohneinheiten. Das Gerüst im Hintergrund demonstriert die Gesamtbauhöhe von 8,45 Meter. Rechts vorne Bürgermeister Wolfgang Beiergrölein mit Stadtplaner Daniel Gerber. Foto: Karl-Heinz Hofmann

Im dritten Anlauf gab die Stadt Kronach nun grünes Licht für den Neubau einer Wohnanlage mit 16 Wohneinheiten.

Das Projekt war umstritten, da es nach Meinung einiger Kritiker in seiner Dimension schlecht in den, an sich jetzt schon beengten Zollbühlweg passen wird. Deshalb wurde es schon einmal vom Ausschuss zurückgewiesen und einmal vertagt zur Ortsbesichtigung. Nun gab es für eine überarbeitete, reduzierte Planung endgültige Klärung bei einer Ortsbesichtigung, bei der mit einem provisorischen Baugerüst die Gesamthöhe von 8,45 Metern veranschaulicht wurde. Vor Ort informierte Stadtplaner Daniel Gerber, dass im Vorfeld der Ortsbesichtigung aus den Reihen des Bauausschusses zehn Fragen eingereicht worden waren. Diese habe er an den Bauherren weitergeleitet und dazu seien auch Antworten eingegangen. Bei der Ortsbesichtigung konnten Antworten auf alle Fragen gegeben werden. In der Diskussion im Rathaus kristallisierte sich allerdings heraus, dass einigen Räten wohl die zunehmende Nutzung der Kanalisation mehr Sorgen macht.
Schon jetzt, so war von anwesenden Anwohnern zu hören, sei die Kanalisation bei Starkregen überfordert. "Wie soll der Kanal die Abwässer aus weiteren 16 Wohneinheiten erfassen?", fragten sie. Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) sagte zu, auch dies noch einmal von den Stadtwerken prüfen zu lassen: "Wir sind bisher jedem Hinweis und jeder Anregung nachgegangen", weshalb das Projekt schon zum dritten Mal auf der Tagesordnung sei. In Zusammenarbeit mit dem Bauherrn Bernd Holzmann habe man viele Nachbesserungen und Veränderungen erreicht. Holzmann habe Verständnis und Entgegenkommen gezeigt. Fakt sei, so der Bürgermeister, "wir können diesen Bauantrag nach bestehendem Planungsrecht kaum verhindern. Es liegen keine stichhaltigen Ablehnungsgründe mehr vor." Dem stimmte auch Winfried Lebok (CSU) zu. Er brachte zwei weitere Anregungen ins Spiel, einmal solle man wegen der verkehrsrechtlichen Situation statt einem Halteverbot entlang der Straße, die Straße zur Spielstraße erheben, dann wären Autofahrer zum langsam fahren gefordert und es dürfe auch nicht, außer an gekennzeichneten Flächen, geparkt werden. Zudem würden bepflanzbare Balkonbrüstungen die Wohnanlage sicher mit Grün auflockern.
Angela Degen-Madaus (FL) empfand es dagegen sehr bedauerlich, wenn man auf Kosten eines solchen massiven, ihrer Meinung nach, kasernenartigen Bau wieder eine Grünfläche und vor allem viele Obstbäume opfere.
Wolfgang Hümmer (CSU) hielt dem entgegen, dass man Bernd Holzmann dankbar sein müsse, wenn er Wohnungen im innerstädtischen Bereich schaffe, die dringend notwendig seien.


"Keine Handhabe dagegen"

Hans Simon (SPD) erkannte die Mühen von Bürgermeister Verwaltung und Ausschussmitgliedern an. Die vielen Gedanken und Anregungen haben sich gelohnt. Daniel Gerber habe sehr genau alles geprüft, so dass das Vorhaben den rechtlichen Vorgaben entspriche. Es könnte allerdings der Kanal ein Problem werden, deshalb muss dessen Kapazität nochmals genau berechnet werden, so Simon. Karl H. Fick (SPD) bedauerte zwar auch, dass hier ein Grünzug, der quer durch die Stadt verlaufe, nun durch Bebauung unterbrochen werden solle. Aber rechtlich gibt es keine Handhabe, das Projekt abzulehnen. Er schlug eine Dachbegrünung vor. Der Bürgermeister versicherte, man werde nochmals alles prüfen. Der Stadtplaner erklärte, dass Obstbäume nicht unter die Schutzverordnung fallen. Den Grünzug sehe er als wichtigen Bestandteil der Stadtstruktur an. Dass er nun deutlich unterbrochen würde, sei sicher zu bedauern. Allerdings sei er zu früherer Zeit von der Stadt nicht dinglich gesichert worden. Allerdings habe die Stadt keine Zugriffsmöglichkeit, solange es sich bei den betreffenden Flächen um Privatgrundstücke handle. Außerdem wurde der Grünzug auch schon in früheren Jahren durch andere Bauwerke unterbrochen, so der Stadtplaner.
Nachdem Hans-Georg Simon (FW) und Tino Vetter große Bedenken wegen der Kanalkapazitäten äußerten (Vetter meinte gar, der Bauherr müsse für einen größeren Kanal sorgen), wandte Bernd Liebhardt (CSU) ein, Starkregenfälle seien nicht die Regel und schon gar nicht berechenbar. Er zeigte Verständnis dafür, wenn die Nachbarn, die bisher beschaulich und ruhig in der kleinen Nebenstraße wohnten, gegen ein solches Objekt sind. Aber die Stadt möchte eine innerstädtische Bebauung und Belebung, daher solle ein solches Objekt genehmigt werden. Klaus Simon (SPD) meldete sich als Zuhörer zu Wort und meinte, man müsse die Einwände der Anwohner ernstnehmen und könne ihnen nicht ein solches Objekt vor die Haustüre setzen.
Gerber wies nochmals darauf hin, dass man viele Gespräche geführt habe, die auch zielführend waren, sodass manche Bedenken ausgeräumt werden konnten. Er erinnerte, dass anfangs vierstöckig geplant gewesen sei. In unmittelbarer Nähe stehen weitere Häuser, die höher als das geplante Wohnhaus seien. Die Verwaltung habe den Bauantrag neutral und intensiv geprüft. Es gäbe nunmehr aus städtebaulicher Sicht keinen Grund mehr, dieses Objekt, welches sich im rechtsgültigen Bebauungsgebiet befinde, abzulehnen.


6 gegen 3 Stimmen

Gegen den Vorwurf von Hans-Georg Simon, die Stadt wolle unbedingt dieses Objekt mit der Brechstange durchsetzen, sonst wäre der Bauplan nicht schon zum dritten Mal im Ausschuss, verwahrte sich Beiergrößlein. Wir haben öfters solche Fälle. Man habe wiederholt Bauanträge oder Vorbescheide vorgelegt erhalten, "weil wir eben alles sorgfältig prüfen." Es sei doch nur förderlich, einmal mehr über ein Projekt nachzudenken, meinte das Stadtoberhaupt. Schließlich wurde mit 6 gegen 3 Stimmen (von Hans-Georg Simon, Angela Degen-Madaus und Tino Vetter) dem Bauantrag das gemeindliche Einvernehmen, vorbehaltlich der Klärung der Kanalkapazitäten, erteilt. Die Stellplätze werden von 33 auf 28 reduziert. Das Ordnungsamt wird beauftragt, die verkehrsrechtliche Situation zu prüfen. Angeregt wurden eine Fassaden- und Dachbegrünung.