Gehen die Waldbauern im Frankenwald leer aus?

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Solche Bilder sieht man in der Rennsteig-Region oft. Hier hat ein Waldbesitzer das Datum angebracht, an dem er sein Holz für die Abholung bereit gemacht hat. Bis heute wartet er darauf. Fotos: Veronika Schadeck
Solche Bilder sieht man in der Rennsteig-Region oft. Hier hat ein Waldbesitzer das Datum angebracht, an dem er sein Holz für die Abholung bereit gemacht hat. Bis heute wartet er darauf. Fotos: Veronika Schadeck
Einst war der Wald eine gute Einkommensquelle für die Waldbauern, mittlerweile haben sie mit Borkenkäfer und Preisverfall des Holzes zu kämpfen. Ob sie vom neuen Förderprogramm Unterstützen erhalten, ist fraglich. Das Archivbild zeigt Revierleiter Martin Körlin bei einer Waldbegehung. Er zeigt auf Schäden im Forst.
Einst war der Wald eine gute Einkommensquelle für die Waldbauern, mittlerweile haben sie mit Borkenkäfer und Preisverfall des Holzes zu kämpfen. Ob sie vom neuen Förderprogramm Unterstützen erhalten, ist fraglich. Das Archivbild zeigt Revierleiter Martin Körlin bei einer Waldbegehung. Er zeigt auf Schäden im Forst.
 

Weil die Wälder in den vergangenen Monaten arg in Mitleidenschaft gezogen wurden, hat die Staatsregierung ein Förderprogramm aufgelegt. Doch deren Richtlinien stellen sich für heimische Eigentümer problematisch dar.

Der Klimawandel und der Borkenkäfer schlagen in den heimischen Wäldern hart zu. Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall verursachten seit dem vergangenen Jahr enorme Schäden. Um diese finanziell etwas aufzufangen, greift seit dem 17. Februar die Neufassung des Waldförderprogramms "Waldföpr". Mit diesem will die Staatsregierung Waldbesitzer unterstützen, ihre vom Klimawandel bedrohten Wälder bis zum Jahre 2030 in stabile Mischwälder umzubauen. Rund 100 Millionen Euro werden für die nächsten vier Jahre bayernweit zur Verfügung gestellt.

Einige Waldbesitzer jedoch stehen dem angepassten Förderprogramm skeptisch gegenüber. Der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Rennsteig (WBV), Georg Lindig, sagte am Freitagabend in der Jahreshauptversammlung, dass die heimischen Waldbesitzer keinen Nutzen aus dem Förderprogramm haben werden. Ein Anwesender bezeichnete das Programm als eine "Fehlförderung", die korrigiert werden müsste.

Der ursprüngliche Gedanken von "Waldföpr" hört sich eigentlich gut an. Wie der Revierleiter der Gemeinden Tettau, Steinbach, Ludwigsstadt und Teuschnitz, Martin Körlin, auf Anfrage erklärte, seien in den Richtlinien viele Forderungen der Waldbesitzer in Bezug auf Pflanzung und Pflege umgesetzt worden. Zudem sollen einige Waldflächen als Schutzwald ausgewiesen werden. Dadurch können Waldbesitzer auf zusätzliche Förderungen hoffen. Als Schutzwald gelten Hanglagen über 35 Grad sowie Hoch- und Kammlagen über 600 Meter. Bei der Pflanzung seien die Fördersätze teilweise mehr als verdoppelt worden, um den Waldumbau bayernweit voranzubringen. Und auch die insektizidfreie Bekämpfung der Borkenkäfer wurde geringfügig erhöht.

Bei den bisherigen Richtlinien, so erklärt Körling, seien bei der insektizidfreien Borkenkäferbekämpfung Teilbereiche gefördert worden. Das konnte beispielweise die Entrindung, das Hacken von Restholz oder das Beseitigung vom Brennholz aus dem Wald gewesen sein. Für jede einzelne Maßnahme konnte man Förderungen erhalten. Nach den neuen Richtlinien gebe es jetzt aber nur Förderungen, wenn der "Baum als Ganzes" verwertet wird. Denn die Staatsregierung vertrete die Auffassung, dass eine erfolgreiche Borkenbekämpfung nur in einer gesamten Lösung möglich sei. Und das sei in der Region schwierig. Denn innerhalb von sechs bis acht Wochen müssen die Waldbesitzer ihre Bäume fällen und abtransportieren lassen. Resthölzer, Brennholz und Nebensortimente müssen aus dem Wald. Entweder müsse dieses gehackt oder kleingeschnitten werden.

Wie Körlin einräumt, der am Rennsteig für rund 6000 Hektar private Waldflächen verantwortlich ist, werden derzeit aufgrund der aktuellen Lage Hunderte von Festmetern von holzverarbeitenden Betrieben nicht abgeholt. Wegen Mangels an Maschinen können Baumstämme nicht entrindet und das Restholz nicht gehackt werden. Beim Hackschnitzel sei der Markt gesättigt. Die Folge sei, dass das Holz an den Waldrändern gelagert werde. Hierbei sei eine Abstand zum Wald von mindestens 500 Metern einzuhalten. Solche Flächen seien aber äußerst rar in der Rennsteig-Region. Zudem müssen solche Hölzer auch entrindet werden. Dazu gebe es oberfrankenweit lediglich zwei Entrindungsmaschinen. Hinzu komme, dass Anträge immer vor einer Aktion gestellt werden müssten.

Maschinen anschaffen

"Das alles kann nicht funktionieren", betont Georg Lindig. Er als Waldbesitzer müsste sich ja sämtliche dafür benötigte Maschinen wie Lkw, Entrindungsmaschine etc. anschaffen, um den Zeitrahmen einhalten zu können. Und er ist überzeugt, dass die heimischen Waldbesitzer bei den geltenden Förderrichtlinien leer ausgehen werden.

Die Waldbesitzer haben es derzeit nicht einfach, betont auch der Seniorchef vom Wallenfelser Sägewerk Müller-Gei, Reinhard Müller-Gei. Er könne nicht für alle in der Branche sprechen, aber in seinem Familienunternehmen sei man bemüht, soweit wie möglich Holz von heimischen Wäldern zu beziehen. Jedoch stoße auch ein Sägewerksbesitzer an seine Kapazitäten und könne nicht unendliche Massen an Holz auf seinem Gelände lagern. Glücklicherweise habe die Baubranche noch eine gute Auftragslage zu verzeichnen. Probleme gebe es allerdings bei der Hackerschnitzel- und Zellstoffverwertung. Hier seien die Lager überfüllt.

"Es ist eine schwierige Situation", stellt der Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kulmbach, Michael Schmidt, fest. Er weist darauf hin, dass die neuen Förderrichtlinien für ganz Bayern gelten und in Oberbayern die Situation der Waldbesitzer nicht mit der im Frankenwald vergleichbar sei. In Südbayern gebe es mehr Niederschläge, auch sei die Borkenkäferproblematik in der Art nicht vorhanden. Solange der Wald als Wirtschaftsobjekt eingestuft sei, werde der Staat nur Hilfeleistungen in einem begrenzten Umfang geben. Anders wäre es, wenn der Erholungs- und der Klimaschutzwert des Waldes maßgeblich höhergestuft werden würde, dann könnten eventuell mehr Fördergelder fließen. Letztendlich sei jeder Waldbesitzer gefordert, seinen Wald eigenverantwortlich zu pflegen.

Er sei dankbar, dass die Staatsregierung so ein Programm als Hilfe der Waldbesitzer ins Leben gerufen hat, betont Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner (CSU). Sein Dank gilt auch Landrat Klaus Löffler, der als Mitinitiator mitgewirkt hat. "Wir wollen den Waldbesitzern damit helfen." Wenn nun heimische Waldbauern keine finanziellen Unterstützungen erhalten, dann müsse eine Nachbesserung geprüft werden. Er werde sich jedenfalls stark dafür einsetzen.

Das würden auch einige Waldbesitzer in der Rennsteigregion begrüßen. Denn sie treibt die Sorge um, dass durch diese zwar gut gemeinten, aber für sie nicht greifenden Förderrichtlinien der eine oder andere Waldbesitzer keine Waldpflegemaßnahmen mehr durchführen wird.