Der 500 Einwohner zählende Ortsteil Haig der Gemeinde Stockheim steht am Sonntag, 7. September, ganz im Zeichen eines Jubiläums: Vor 85 Jahren wurde das Gotteshaus St. Anna durch Weihbischof Adam Senger geweiht.
Ein finanzieller Kraftakt fand im Jahre 1929 in schwieriger wirtschaftliche Zeit damit ein glückliches Ende. Die Haiger - damals meistens als Bergarbeiter in den Steinkohlengruben und als Taglöhner bei den Bauern und im Forst beschäftigt - konnten stolz auf dieses Gemeinschaftswerk sein.
Der Sonntag (7. September) wird um 8.30 Uhr mit einer Kirchenparade, an der sich alle örtlichen Vereine beteiligen, eingeleitet. Treffpunkt ist die Haiger Linde an der alten Schule. Der Festgottesdienst ist dann ab 8.45 Uhr.
Als am 13. August 1916 im ehemaligen Gasthaus Förtsch die Kirchenstiftung Haig ins Leben gerufen wurde, erhielt der Kirchenbau nach schwieriger Vorlaufzeit neuen Auftrieb. Die Ortsbewohner brachten große Opfer dafür. Bis 1922 konnten 73 000 Reichsmark angespart werden. Die Superinflation von 1923 machte den Haigern jedoch einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
Nach der Geldentwertung hatte man noch 4053 Reichsmark zur Verfügung.
Als problematisch erwies sich zunächst die Standortfrage. So sollte die Kirche ursprünglich auf dem Hasslacher Berg am Weg errichtet werden. Viele Bürger wollten das Bauwerk lieber beim Lindenkreuz oder beim Schloss haben. Der Kirchenbauverein konnte sich mit seiner Version nicht durchsetzen, sodass das Gotteshaus den jetzigen Standort erhielt.
Die neuen Pläne wurden für Gottes Lohn von dem Architekten Fritz Mayer aus Nürnberg erstellt und fanden Zustimmung. Er plante eine kühne, tonnenförmige Leimbinderkonstruktion. Die dazu benötigten Spezialbinder wurden nach seinen Anweisungen beim Sägewerk Detsch in Haig angefertigt.
Die Gemeindeangehörigen - 1927 zählte Haig 424 Einwohner - verpflichteten sich, alle Hand- und Spanndienste kostenlos zu leisten.
Der Bauplatz sowie das Bauholz wurden von der Feiherrlich Cramer Klett`schen Gutsherrschaft aus Mitwitz zur Verfügung gestellt.
Allerdings fiel der Bau in eine wirtschaftlich ungünstige Zeit, denn der Stockheimer Steinkohlenbergbau steckte damals in einer schwierigen Krise. Um so mehr sind der Wille und die Opferbereitschaft der Bevölkerung hervorzuheben, die trotz aller Schwierigkeiten den Kirchenbau meisterten.
Turmbau erst 1931 Bereits Mitte Juni 1928 erfolgte die Grundsteinlegung. Die Steine wurden beim Steinbruch am Hasenberg und Reitweg gebrochen. Die Mauersteine stammten aus der Ziegelei in Gundelsdorf. Und die Bauern mussten die Fuhren stellen. Bei der Weihe am 28. Juli 1929 waren noch keine Bänke vorhanden und der Turmbau begann erst 1931.
1969 erfolgte zum 40-jährigen Bestehen unter der Leitung von Diplom-Ingenieur Baptist Detsch eine umfassende Renovierung.
Der Innenraum wurde nach den Richtlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils vollkommen umgestaltet. 1976 wurde die Außengestaltung abgeschlossen und eine neue Orgel eingebaut. 1980 ging ein großer Wunsch in Erfüllung: Domkapitular Georg Schley weihte im Beisein von Pfarrer Rudolf Scharf drei neuen Glocken.
Mit dem Anbau an die Sakristei konnte ein weiteres dringliches Projekt in der Kirchengemeinde verwirklicht werden. Im Rahmen des Anna-Festes erfolgte in diesem Jahr die Weihe durch Pater Waldemar. Auch in diesem Falle sei, so Kirchenpfleger Adelbert Förtsch, die Opferbereitschaft beachtlich gewesen.