Die Franken Bräu kommt nicht zur Ruhe. Nach drei Rückrufaktionen in knapp zwei Monaten muss die Neundorfer Brauerei nun den Heimlieferservice einstellen. Der Grund: Die verbliebenen Lkw-Fahrer haben alle gekündigt.
Seit Wochen gerät die Franken Bräu immer wieder in die Schlagzeilen. Erst sorgte ein Facebook-Post der Brauerei während des Kronacher Schützenfests für Unruhen. Nur wenige Tage später folgte die erste Rückrufaktion, innerhalb der nächsten neun Wochen zwei weitere. Wegen fehlender Fahrer ist die Brauerei jetzt gezwungen, den Heimlieferservice einzustellen. Der nächste Rückschlag.
Ganz spurlos scheinen die Turbulenzen der vergangenen Wochen nicht an Rainer Mohr vorbeigegangen zu sein. Dennoch wirkt der Inhaber der Neundorfer Brauerei vergleichsweise gefasst. In einem Nebenraum der Brauerei sitzt er mit hängenden Schultern auf der Eckbank, die Kaffeetasse mit beiden Händen umklammert. "Wir haben den Kunden teilweise seit 50 Jahren Getränke nach Hause geliefert", erinnert er an die lange Tradition der persönlichen Lieferungen. Diese gehören jetzt der Vergangenheit an.
Kein Bier mehr vor die Haustüre
In der letzten Zeit sei es immer schwieriger geworden, Lkw-Fahrer zu finden. Mehrmals wurde die Stelle ausgeschrieben, mehrmals kamen Interessenten zum Probearbeiten. Neue Heimdienstfahrer akquirierte die Neundorfer Brauerei trotzdem nicht. "Das Ausliefern der Getränke ist eine schwere körperliche Tätigkeit, die vielen zu hart ist", räumt Mohr ein. Für die Kunden seien die Heimdienstfahrer Vertrauenspersonen gewesen, die die Kästen sogar in den Keller oder in die erste Etage trugen. "Die Leute wussten, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit ihr Fahrer bei ihnen ist."
Die verbliebenen vier Fahrer haben gekündigt, die Lkws werden verkauft. "Es ist unmöglich, die Ausfälle zu überbrücken, wir haben personell bedingt keine andere Wahl, als den Heimlieferservice ab sofort einzustellen", bedauert Mohr im Gespräch mit dem Fränkischen Tag.
Die Wohlfühloase genommen
Doch weshalb kündigten die Fahrer nahezu zeitgleich? Stark dazu beigetragen habe ein Konkurrent aus der Region, meint Mohr. Denn dieser habe nicht nur Kunden, sondern auch seine Fahrer aktiv abgeworben. "Im normalen Geschäft muss jeder sehen, wo er bleibt. Aber wenn es jemandem schlecht geht, tritt man nicht noch mal nach", sagt er enttäuscht. Gerade wegen der jahrelangen Treue der Franken Bräu-Kunden, für die er sehr dankbar sei, sei ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen.
Eine Entscheidung, die sich Mohr wohl kaum hätte vorstellen können, als er die Brauerei 2015 übernahm. Damals dominierten noch die großen Pläne. "Ich wollte die Brauerei auf gesunde Füße stellen und den Ausstoß erhöhen", betont er. "Leute entlassen wollte ich nie." Nach dem FührungswWechsel folgten Modernisierungen, die das Personal entlasteten und Investitionen in die Arbeitssicherheit. Mohr denkt, dass er einigen Mitarbeitern dadurch ihre Wohlfühloase genommen hat.
Seit Januar habe die Brauerei nun vermehrt mit Sabotage zu kämpfen, sagt Mohr. "Auf den Biertanks war auf einmal Luft anstatt Kohlensäure, die für die Haltbarkeit sorgt." In den folgenden Monaten und beim Kronacher Schützenfest hätten sich die Ereignisse gehäuft. "Einmal wurde eine Verschraubung aufgedreht, sodass die Brauerei am nächsten Tag überschwemmt war", berichtet Mohr.