Fotograf aus Kronach auf spannender Suche in Kuba

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Lars Hofmann bringt 2014 die Fotos zu den Menschen in Kuba. Fotos: privat
Lars Hofmann bringt 2014 die Fotos zu den Menschen in Kuba. Fotos: privat
Die Geschichte von Felicia hat Hofmann stark bewegt.
Die Geschichte von Felicia hat Hofmann stark bewegt.
 

Lars Hofmann und Ulrike Mahr reisen 2014 mit 50 Fotos und einer außergewöhnlichen Idee im Gepäck nach Kuba. Sie wollen Fotos, die Hofmann bei der ersten Reise 2012 gemacht hat, den Fotografierten schenken. Eine spannende Suche.

Vier Bilder legt Lars Hofmann auf den Tisch. Fahndungsfotos sehen anders aus. Bei weitem nicht so stimmungsvoll. Und trotzdem war Lars Hofmann mit diesen Bildern auf der Suche nach eben diesen Personen, die die Bilder zeigen.

Auf einem sind beispielsweise zwei junge Männer auf einer Mauer zu sehen, auf einem anderen ein junges Mädchen mit einem weißen Schirm. "Das war die Feier ihres 15. Geburtstags. In Kuba feiert man den sehr groß, weil man glaubt, dass aus dem Mädchen da eine junge Frau wird. Die Eltern sparen dafür ihr Leben lang", erzählt Lars Hofmann. Die vier Bilder zeigen Menschen, die Lars Hofmann nur einmal getroffen hat. Im Jahr 2012. Auf seiner damaligen Kuba-Reise hat er sie fotografiert.

Ein halbes Jahr später holt er zu Hause in Kronach im Fotostudio die Bilder ab. Als er sie, noch im Auto sitzend, durchblättert, ist er begeistert. Begeistert vom Ausdruck der Menschen auf den Bildern. Die Erinnerung an die Begegnungen und Erlebnisse mit ihnen wecken in ihm das Bedürfnis, diesen Menschen "ihre" Bilder zurückzugeben. Daheim macht er seiner Partnerin Ulrike Mahr einen Vorschlag: "Wir müssen nochmal nach Kuba fahren. Ich will diesen Menschen ihre Porträts geben." Gesagt. Getan. Im März 2014 reisen die beiden wieder nach Kuba und begeben sich auf die Suche nach den Menschen, von denen Lars Hofmann die Fotos im Rucksack hat. Mehr als 50 Stück sind es. "Wir fuhren alle Orte ab, die wir eben auch 2012 besucht hatten", erklärt Lars Hofmann.

Das Mädchen, das 2012 seinen 15. Geburtstag feierte, finden die beiden nicht wieder, die beiden jungen Männer auf dem Malecón, der Ufermauer, auch nicht. "Das Baden dort wurde in der Zwischenzeit verboten, deswegen sitzen dort auch nicht mehr so viele Jugendliche." Hofmann zeigt die Bilder Passanten, bekommt so einen Hinweis auf den Aufenthaltsort des einen jungen Mannes. Als er im entsprechenden Stadtviertel sucht, sagen ihm die Passanten dort zwar, dass sie diesen Mann nicht kennen, er solle doch aber mal seine anderen Bilder zeigen. Und tatsächlich kennen sie einen kleinen rennenden Jungen, der auf einem anderen Foto zu sehen ist. Beziehungsweise dessen Großmutter. Als Lars Hofmann und Ulrike Mahr bei ihr im Wohnzimmer sitzen, ist da auch noch die Urgroßmutter des Jungen. "Für sie muss das eine ganz komische Situation gewesen sein. Da sitzen zwei wildfremde Menschen auf der Couch und haben ein Foto ihre Urenkels dabei", sagt Hofmann mit einem Lächeln im Gesicht.

Das schwindet, als er das Foto von Felicia aus dem Stapel zieht: "Das Foto ist eines meiner liebsten. Wir haben Felicia 2012 in Trinidad getroffen, auf dem Weg zu einer kleinen Kirche." Das Bild zeigt eine ältere Dame, lächelnd, mit einer pinkfarbenen Blüte im Haar. Ganz anders treffen Lars Hofmann und Ulrike Mahr sie zwei Jahre später: "Sie wohnt in einem kleinen Haus gegenüber der Stelle, an der sie 2012 gesessen hatte. Als wir sie wiedergetroffen haben, wirkte sie nicht mehr so fröhlich, trug auch keine Blume mehr im Haar. Ihr Sohn ist gestorben."

Nicht die einzige traurige Geschichte, die Lars Hofmann und Ulrike Mahr erfahren: "Eigentlich gibt es nicht nur vier Bilder von Menschen, die wir nicht mehr gefunden haben, sondern fünf." Hofmann holt ein Foto von einem älteren Mann hervor, der auf einer Türschwelle sitzt, eine kleine Kuba-Fahne im Hut stecken hat. "Er ist schon gestorben, hat man uns gesagt", berichtet Hofmann.


Nur den Vornamen gekannt

Ali hingegen ist eine von vielen, die die beiden wiederfinden. In Trinidad. "Bei einigen war es verhältnismäßig einfach: Menschen, in deren Casa Particulares wir zum Beispiel übernachtet hatten. Bei der Mehrzahl war die Suche aber schwieriger und spannender. Zum Beispiel dann, wenn ich Menschen irgendwo auf der Straße fotografiert hatte, von denen ich vielleicht gerade mal den Vornamen kannte", beschreibt Hofmann die Suche. So wie bei Ali. "Als wir 2014 vor ihrer Tür standen, hat eine völlig andere Frau geöffnet. Ali wohnt sehr ärmlich. Als wir ihr das Bild gezeigt haben, hat sie angefangen zu weinen und in ihrer kleinen Wohnung - eigentlich nur ein Raum -, in der sie mit ihrem Kind lebt, ganz aufgeregt nach einem Platz gesucht, an dem sie es aufhängen könnte." Ali hat mit 15 Jahren ihre Familie verlassen, schlägt sich als allein erziehende Mutter durch.


Aus Bildern werden Geschichten

Lebensgeschichten, die Hofmann und Mahr erfahren und die sie 2014 von ihrer Reise mitbringen. Die Geschichten zu den Menschen, von denen sie bislang "nur" Fotos hatten. "Aus Gesichtern auf Bildern wurden Menschen mit Gesichtern und Geschichten", sagt Hofmann. Und eben diese Geschichten will Lars Hofmann nun erzählen. Am Sonntag, 15. November, eröffnet er bei Wintergarten Baumann in Stockheim seine Ausstellung "Gente de Cuba - Cuentos de Cuba". Übersetzt heißt das "Menschen aus Kuba - Geschichten aus Kuba".

Dort zeigt er 60 Bilder, die er bei seiner ersten Kuba-Reise 2012 gemacht hat. Dazu wird es ein Begleitheft mit den Geschichten der fotografierten Personen geben, die er 2014 mitgebracht hat. "Ich erzähle Geschichten, die ich bei den Begegnungen erlebt habe. Ich erzähle von den teilweise verrückten Erlebnissen auf der Suche nach den Menschen und von den Begegnungen mit anderen Leuten, die mir bei meiner Suche geholfen haben. Durch diese persönlichen Geschichten erhalten die Besucher auch einen Einblick in ein Kuba im Wandel." Und irgendwann will er sich mit diesen Geschichten vielleicht wieder auf nach Kuba machen. Mit im Gepäck hat er dann sicherlich auch die vier Fotos der Menschen, die er nicht gefunden hat. Der Männer auf dem Malecón und des Mädchens mit dem weißen Schirm.


Ausstellung

Vernissage Am 15. November, 17 Uhr, eröffnet Lars Hofmann die Ausstellung "Gente de Cuba - Cuentos de Cuba" bei Wintergarten Baumann in Stockheim. Zu sehen ist sie bis 23. Dezember.

Vortrag Am 21. November hält Hofmann zu der Ausstellung einen begleitenden Vortrag.