In der ehemaligen Synagoge sind die neuen Grafiken von Günter Grass zu seinem Roman "Hundejahre" zu sehen.
                           
          
           
   
          Unheilverkündend wirkt er, angsteinflößend, bedrohlich - am Anfang kann man ihn nur erahnen: Die Finger einer Hand werfen den Schatten eines Hundekopfes an die Wand. In anderen Radierungen sieht man ihn deutlich: Es ist ein Schäferhund - zunächst mit hellerer Farbe. Dann - im Verlauf der Ausstellung - wird er dunkler und dunkler. Zum Schluss ist er schwarz wie die Nacht und er ähnelt einem Wolf. 
Im Roman "Hundejahre" ist er Hitlers Schäferhund und er heißt im dritten Buch sogar Pluto - wie der Höllenhund. Der Hund steht zentral in der dunklen, verzweigten Geschichte, die 1963 den letzten Teil der "Danziger Trilogie" bildete. Zusammen mit den selbstständigen Büchern "Die Blechtrommel" und "Katz und Maus" sicherte sie Günter Grass seinen Platz im Weltkanon. Der Literatur-Nobelpreisträger arbeitete aber auch immer wieder als Bildender Künstler - insbesondere, indem er seine eigenen Werke illustrierte. 
Zum 50. Jahrestag des Erscheinens nahm sich Grass seinen Roman "Hundejahre" vor und er erstellte zu dessen Motiven 134 neue Grafiken. Diese sind zugleich Highlights der illustrierten - sich in drei hochwertige Leinenbände gliedernden - Jubiläumsausgabe. Die in den Jahren 2012 und 2013 entstandenen bildnerischen Arbeiten des mittlerweile 86-Jährigen sind nun in der ehemaligen Kronacher Synagoge zu sehen. 
 Am Donnerstag lud der Initiator, Organisator und zugleich langjährige Freund des Künstlers, Ingo Cesaro vom Verein "Regionale Kunstförderung Kronach", zur Pressekonferenz. "Es war auf der Frankfurter Buchmesse 2011, als ich Günter Grass am Stand des Steidl-Verlags zu einem Gespräch traf. Er streckte beide Hände aus und fragte mich, ob er zittere", erinnert sich Cesaro. Als er verneint habe, kündigte Grass an, Radierungen zum 50. Jahrestag des Erscheinens von "Hundejahre" anzufertigen. 
Grass hält "Hundejahre" für sein wichtigstes und reizvollstes Werk, erklärt Cesaro. Für den Künstler sei es ein noch größeres Abenteuer als "Die Blechtrommel", in dessen Schatten es steht. 
"In seinem bisherigen grafischen, malerischen und bildhauerischen Werk gab es bei Günter Grass nahezu immer eine direkte Korrespondenz zu seinen eigenen literarischen Arbeiten", erklärt Cesaro. Er arbeite unmittelbar in verschiedenen künstlerischen Techniken. In seinem Atelier stehen zwei Schreibpulte. Hier entsteht Weltliteratur, auf dem zweiten daneben steht eine mechanische Schreibmaschine, eine Olivetti.
 Hier hackt Grass alle Texte eigenhändig. Dreht er sich um, dann befinden sich hinter ihm Arbeitstische zum Zeichnen und Malen, aber auch zum Modellieren. So könne er ohne Sperre die Medien wechseln und er finde immer etwas, an dem Weitermachen lohne. 
 "Grass ist immer Lyriker gewesen, auch wenn sein episches Werk im Vordergrund steht und stand. Für Grass ist die Zeichnung "die Nahtstelle zur Lyrik". Beide Disziplinen beschränken sich metapherngleich auf das Wesentliche und zwingen zur Präzision und Entscheidung", so Cesaro. 
  
  Treffen auf der Buchmesse Ingo Cesaro begegnete Grass erstmals 1963 in einer Galerie in Frankfurt am Main. Treffen mit Grass gab es seither immer wieder auf der Frankfurter Buchmesse und seit der Grenzöffnung bis vor zwei Jahren auch auf der Leipziger Buchmesse. "Es vergeht kein Jahr, ohne dass wir uns zwei oder drei Mal sehen. Wir nehmen uns in Frankfurt immer zwei Stunden Zeit für ein Gespräch. Grass ist ein sehr geselliger Mensch, mit dem man sich sehr gut unterhalten und viel Spaß haben kann", verrät Cesaro. 
Dieser organisierte die erste Ausstellung und Lesung 1977 in Kronach mit den Radierungen "Zum Butt". 2003 folgte eine Ausstellung mit Radierungen sowie Ausstellungen zu Lithografien zu "Letzte Tänze" 2004, "Der Schatten" 2005 sowie "Dummer August" und weitere Lithografien aus dem "Moener Tagebuch" 2007. Anschließend organsierte er weit über ein Dutzend Ausstellungen für Grass, bis nach Süd-Ungarn. 
Im Grafikständer gibt es in der Ausstellung auch einige Radierungen von 1993, Lithografien zu "Letzte Tänze", "Der Schatten" und "Dummer August". Bis 1993 entstanden nur Radierungen, dann gab es nach wie vor Plastiken und Lithografien - bis jetzt zu den Radierungen zu "Hundejahre".
 Bei den Exponaten handelt es sich um Probedrucke und "Edition Artist"-Arbeiten. Diese sind zugunsten der Stiftung von Ute und Günter Grass auch käuflich zu erwerben, ebenso die Arbeiten im Grafikständer. 
Während der Ausstellungsdauer kann Cesaro auch weitere Arbeiten über die Stiftung besorgen. 
"Nur der persönlichen Zusage von Günter Grass ist es zu verdanken, dass ich diese Radierungen zu 'Hundejahre' überhaupt ausstellen kann. Ausschlaggebend für Grass war die Tradition der Ausstellungen in Kronach", freut sich Cesaro. 
Die Ausstellung ist bis zum 6. April zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 14 bis 17 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr     
 
Es sind Grafiken vom berühmten Günter Grass. Daß damit diese Grafiken gelungen oder handwerklich gut sein müssen, ist eher zweifelhaft. Schon peinlich, wie hier jemand sein Frühwerk feiert.