Fachabitur-Premiere in Ludwigsstadt mit 16 Schülern

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Für Matthias Simon und Daniel Müller beginnt die Zeit der Prüfungen. Mit im Bild: Juan Carlos Abad, der an der Schule unterrichtet. Foto: Veronika Schadeck
Für Matthias Simon und Daniel Müller beginnt die Zeit der Prüfungen. Mit im Bild: Juan Carlos Abad, der an der Schule unterrichtet. Foto: Veronika Schadeck
Die private Fachoberschule ist im Schulgebäude in Ludwigsstadt untergebracht. Fotos: Veronika Schadeck
Die private Fachoberschule ist im Schulgebäude in Ludwigsstadt untergebracht. Fotos: Veronika Schadeck
 

In der kommenden Woche werden die Absolventen der privaten Fachoberschule am Rennsteig ihre Prüfungen für die Fachhochschulreife schreiben. Die Ergebnisse der ersten Gruppenprüfungen stehen sogar bereits fest.

Nicht nur die Schüler erwarten die Prüfungsaufgaben voller Spannung, sondern auch die Lehrer und die an der FOS beteiligten Unternehmen. Schließlich ist es der erste Jahrgang, der an dieser Bildungseinrichtung ihr Fachabitur anstreben.

Sie seien schon aufgeregt, schließlich schreibt man nicht alle Tage sein Fachabitur, so der Klassensprecher der zwölften Klasse, Matthias Simon und sein Freund, Daniel Müller.

Beide sind zwei von insgesamt 16 des ersten Jahrgangs, die von Montag bis Freitag in den Hauptfächern, Deutsch, Englisch, Mathematik und - je nachdem ob sie den wirtschaftlichen oder technischen Zweig belegt hatten - Betriebswirtschaftslehre oder Physik ihr Fachabitur schreiben.

Er sei zuversichtlich, dass er die Prüfung mit Erfolg ablegen wird, meint Matthias Simon. Schließlich sei man in den letzten Monaten gut darauf vorbereitet worden.
Mit "gut" spricht er die zusätzlichen freiwilligen Unterrichtsstunden an, die den Schülern der FOS an den Samstagen und in den Ferien angeboten worden.

Eine Vielzahl von Prüfungsaufgaben seien zudem in den letzten Wochen im Unterricht gelöst worden. Aufgrund dessen, dass relativ wenig Schüler in der Klasse waren, konnten die Lehrer auch verstärkt auf die persönlichen Belange der Jugendlichen eingehen.

Insgesamt seien die vergangenen zwei Jahre prägend gewesen, was ihre Persönlichkeit betrifft, meint Matthias Simon. Sicherlich gab es in der Anfangszeit die eine oder andere Schwierigkeit, es war schließlich für alle Beteiligten eine neue Situation.

Entscheidung nie bereut

Sowohl Matthias Simon als auch Daniel Müller haben ihre Entscheidung pro FOS Ludwigsstadt nicht bereut. Da ist zum einen die Wohnortnähe, berichtet Simon, er seinen Lebensmittelpunkt in Tettau hat. Als einen großen Vorteil gegenüber anderen Fachoberschulen bezeichnen die jungen Männer auch den Kontakt zu den heimischen Betrieben. Für jedes Partnerunternehmen sei ein Lehrplan ausgearbeitet worden, kontrolliert von den Fachlehrern. Jeder Betrieb bemühte sich um die Praktikanten von der FOS.

Für sie als Jugendliche seien es ganz neue Erfahrungen gewesen, verschiedene Strukturen und Abteilungen in den Firmen kennenzulernen. Man sei mit den jeweiligen Kollegen, Meistern und auch Personalchefs schnell in Kontakt gekommen, habe Fragen stellen und sich austauschen können. "Wir haben nicht gewusst, wie viele Betriebe es hier in der Region gibt!"

Und noch etwas ist klar geworden, so Daniel Müller, "dass es auch in unserer Region durchaus Perspektiven gibt und Möglichkeiten für eine berufliche Karriere vorhanden sind".

Eine gewisse Anspannung ist vorhanden, beschreibt Schulleiter Frank Kücholl seine Stimmungslage. Die ersten Gruppenprüfungen in Englisch haben schon stattgefunden, die Schulleitung ist mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

Kücholl weist darauf hin, dass die FOS-Schüler am Rennsteig die gleichen Aufgaben wie die Schüler einer staatlichen Fachoberschule lösen müssen, deshalb sei man auch mit der staatlichen FOS in Coburg in Verbindung. Deren Schulleiter hat den Vorsitz des Prüfungsausschusses inne.

20 Schüler wären ideal

Frank Kücholl hofft nun, dass alle Schüler die Fachhochschulreife mit Erfolg abschließen werden. Die Schule habe ihren Teil dazu beigetragen, meint er mit Hinblick auf den zusätzlichen Förderunterricht.

Seitens der FOS und der am projektbeteiligten Unternehmen würden die Schüler alle Unterstützungen erhalten. "Aber ohne Leistungsbereitschaft und Lernen seitens der Schüler funktioniert es nicht", sagt der Schulleiter.

Für den Hauptabteilungsleiter von Heinz-Glas, Thomas Kneitz, der zusammen mit dem Projektleiter Timo Ehrhardt oft auf Tour war, um auf die FOS am Rennsteig aufmerksam zu machen, trägt die FOS am Rennsteig zur Entscheidungsfindung bezüglich des Lebensmittelpunkts am Rennsteig bei jungen Familien bei. Es sei ein Segen, dass die Wirtschaft künftig Fachkräfte benötige und deshalb auch die FOS mitinitiierte. "Über den staatlichen Weg hätte es zu lange gedauert."

Mittlerweile sind beim dritten Jahrgang der FOS am Rennsteig 16 Schüler angemeldet. 20 Schüler wären ideal, so Schulleiter Kücholl. Er ist durchaus zuversichtlich, diese Zahl zu erreichen.

Staatliche Anerkennung könnte folgen

Daniel Müller und Matthias Simon wollen nach dem Fachabitur ein Studium im technischen Bereich aufnehmen. Einige ihrer Kollegen werden aber in der Region bleiben, denn diese - so erzählten beide - haben im Rahmen ihrer Praktikumswochen einen Arbeitgeber gefunden, bei dem sie ein duales Studium in Angriff nehmen können.

Die FOS am Rennsteig finanziert sich zurzeit durch die Hauptfinanzier, den Unternehmern Carl-August Heinz, Nikolaus Wiegand sowie Landkreis Kronach. Weiterhin wird die FOS am Rennsteig durch heimische Firmen aus der Region und dem Schulgeld finanziert.

Wenn alles gut läuft, kann im Laufe des Schuljahres 2015/2016 die staatliche Anerkennung erfolgen. Wie der stellvertretende Pressesprecher des Bayerischen Kultusministeriums, Henning Gießen, auf Anfrage, erklärte, müssen zwei Drittel der Schulabgänger an zwei aufeinanderfolgenden Jahren die Fachhochschulreife bestehen. Danach könne die Schule einen entsprechenden Antrag auf staatliche Anerkennung stelle