Facettenreiche Leidensgeschichte

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Der Dekanats-Chor Kronach probt Telemanns Johannespassion "Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld”. Foto: Heike Schülein
Der Dekanats-Chor Kronach probt Telemanns Johannespassion "Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld”. Foto: Heike Schülein
 
 

Der Dekanats-Chor Kronach bringt am Karfreitag in Seibelsdorf Telemanns Johannespassion "Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld” zum Klingen.

Zuversicht und Hoffnung, Freude und Jubel: Ein Chor besingt den Erlösungstod - gleich nach der Sterbeszene. Für den Anlass sehr ungewöhnliche Klänge sind an diesem Mittwochabend im evangelischen Gemeindehaus an der Kronachallee zu hören. Noch ungewöhnlicher wird es klingen, wenn dazu bei der Aufführung am Karfreitag noch triumphale österliche Trompetenklänge die sieghafte Freude verdeutlichen.

Georg Philipp Telemann schildert in seiner Passion die Leidensgeschichte facettenreich und bewegend. Dabei leuchtet er das Johannes-Evangelium aber anders aus als andere Komponisten in ihren Oratorien. Das Spenden von Trost besitzt in Telemanns Werk besonderes Gewicht.

"Chormitglieder fragten mich, als sie das Werk zum ersten Mal hörten, ob es wirklich eine Passion sei", erzählt Dekanatskantor Marius Popp, der mit den rund 30 Sängern Telemanns Johannespassion einübt.
Bei Passion denke man zwangsläufig zunächst an die Werke von Johanns Sebastian Bach - Musik, mit der der Hörer vertraut ist und bei der er weiß, was ihn erwartet.

Bei Telemann sei das anders. Leider werde der Komponist von vielen unterschätzt. Dabei habe er wunderschöne, sehr berührende Musik geschrieben. Telemann sei zum Zeitpunkt seines Todes im In- und Ausland berühmt, erfolgreich und sehr wohlhabend gewesen - im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Bach. Dieser und auch Händel begeisterten nun die Nachwelt, während Telemann zu Lebzeiten bejubelt worden sei.

Marius Popp möchte, dass die wunderbare Musik plastisch und mit packender Dramatik erklingt. Er nimmt es daher bei der Probenarbeit sehr genau. Für ihn kommt es auf die kleinste Nuance an. Er verlangt vom Dekanats-Chor, mit dem er schon viele große klassische Chorwerke zur Aufführung gebracht hat, volle Konzentration und Präsenz. Der Chor, den es seit 2003 gibt, ist ökumenisch und landkreisübergreifend.

Was im Gemeindehaus so akribisch geprobt wird, ist kein einfaches Werk. Bei den packenden Rufen der aufgebrachten Menge "Kreuzige ihn" unterbricht Popp die Sänger. Er möchte mehr Schärfe. "Das muss viel bissiger kommen", appelliert er.

Und als sie "O Haupt voll Blut und Wunden anstimmen", fordert er: "Wenn ihr Dornenkron singt, muss es den Zuhörern am Körper wehtun. In "schön gezieret" muss Entspannung rein. Das muss ganz ruhig kommen. Genießt den Text!" Der Chor reagiert augenblicklich.

Aufführung Karfreitag, 18. April, 19 Uhr, Seibelsdorf, Markgrafenkirche

Werk Georg Philipp Telemann: Johannespassion "Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld”

Mitwirkende Sebastian Köchig - Evangelist (Tenor), Rainer Grämer - Christus (Bariton), Andrea Wurzer (Sopran), Stefanie Schmitt (Alt), Alexander Fröba (Tenor), Dr. Martin Rank (Bariton), Dekanats-Chor Kronach, Popp-Consortium, Leitung: Marius Popp

Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei allen evangelischen Pfarrämtern im Dekanat Kronach-Ludwigsstadt zu den üblichen Bürozeiten sowie Restkarten an der Abendkasse.

Einführung Am Dienstag, den 15. April veranstaltet das ebw eine Einführung in Telemanns Johannespassion. Referent ist Marius Popp. Beginn ist um 19.30 Uhr im Gemeindehaus an der Kronachallee in Kronach.