Robert Smith aus Bingham und Lisa Deckelmann aus Wallenfels haben geheiratet. Das ist die erste Hochzeit in der 30-jährigen Partnerschaft der beiden Städte. Und das wurde entsprechend gefeiert. Die beiden erzählen von ihren Hochzeitsvorbereitungen und wie sie diesen besonderen Tag genossen haben.
Am Briefkasten steht "Mr. and Mrs. Smith". Eigentlich nichts Ungewöhnliches, aber der Kasten hängt nicht an einem Haus in England, sondern mitten in der Flößerstadt
Wallenfels. Die Post aus dem Metallbehälter holen Robert Smith, der vor neun Jahren aus der englischen Partnerstadt Bingham nach Wallenfels übersiedelte, perfekt Deutsch spricht, aber immer noch einen britischen Pass hat, und seine frisch angetraute Ehefrau Lisa, geb. Deckelmann, eine Wallenfelserin.
Seit 30 Jahren gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Wallenfels und der englischen Stadt Bingham. Viele Freundschaften haben sich gebildet, aber eine Ehe ist erst 2015 entstanden. Nach Lisas Meinung hätte das schon früher der Fall sein können, "aber er hat mich ja nicht gefragt", sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln.
Robert wollte eine besondere Gelegenheit für seinen Antrag und den Austausch der Verlobungsringe abwarten - und der ergab sich 2015 an Lisas Geburtstag. "Denn die Verlobung hatte ich schon länger geplant."
Bierfass statt Hochzeitstorte
Gefeiert wurde die Hochzeit in einem Zelt im Freibad von Wallenfels als Bier- und Barbecueparty. Das kam bei den Gästen aus Bingham und dem Frankenwald sehr gut an. Das Zelt war in englischem Stil dekoriert und Braumeister Robert Smith hatte eigens ein besonderes Bier für die Hochzeit gebraut. Statt eine Hochzeitstorte anzuschneiden, hat das frisch vermählte Paar ein Bierfass angestochen.
Vorher, bei der Trauung im Rathaus, hielt Bürgermeister Jens Korn (CSU), neuer Vorsitzender des Förderkreises Bingham-Wallenfels, eine beeindruckende Rede in Deutsch und Englisch.
"An dem Tag hat von Anfang bis Ende alles gepasst", schwärmt Lisa Smith über den schönsten Tag in ihrem Leben. Sogar das Wetter spielte mit. Am Hochzeitstag herrschte eitel Sonnenschein, vorher regnete es, danach auch. Ein wenig Trouble hatte das Paar im Vorfeld der Hochzeit, weil bürokratische Hemmnisse auftraten. Robert brauchte ein Ehefähigkeitszeugnis. "Das war vielleicht ein Akt", ist Lisa Smith immer noch ein bisschen sauer auf die Bürokratie. Schließlich wurde sogar das Oberlandesgericht Bamberg eingeschaltet, um an die entsprechenden Papiere zu kommen.
Beim Fasching funkte es
Wie fand sich das Partnerschaftspaar eigentlich? Robert Smith kam im Jahr 2006 nach Wallenfels. 2008 lernte er seine Lisa bei einer Faschingsveranstaltung kennen, 2009 zogen beide zusammen.
Seitdem waren sie ein paar Mal in Bingham, auch bei der Hochzeit von Claire, der Vorsitzenden der Twinning Association, dem englischen Gegenstück zum Förderkreis Bingham. Claire heiratete jedoch keinen Wallenfelser, sondern einen Engländer.
Bei den drei vergangenen bayerischen Bierfesten in Bingham war Robert Smith mit dabei. Im Jahr 2004 hätte der junge Mann als Engländer aus Altersgründen noch nicht in die Halle gedurft. Mit Kaiserhof-T-Shirt kam er als Deutscher durch die Kontrollen. 2007 spielte er mit der Band "Die Echt'n Kroniche Hous'nküh" im Leisure Centre in Bingham auf und im Jahr 2014 war er im Auftrag der Brauerei im Ausschank tätig. Bei der Kaiserhof-Bräu hat er eine Ausbildung als Brauer und Mälzer absolviert, im Jahr 2014 bestand er die Braumeisterprüfung mit Bravour. Das Bier ist seine Leidenschaft. Jahrelang hat er gewartet, bis ein Ausbildungsplatz bei Kaiserhof frei wurde.
In der Zwischenzeit hat er in einem Sägewerk in Wallenfels gearbeitet.
Er fühlt sich in Wallenfels zu Hause
Er hat sich hervorragend in Franken integriert, spricht akzentfreies Deutsch und perfekt Wallenfelser Dialekt. "Ich fühle mich hier als Franke mit englischem Pass zu Hause und fahre zu Besuch zu meiner Familie und Freunden nach Bingham", sagt er. Von den Wallenfelsern wurde er sofort akzeptiert.
Seine Lisa war schon einige Male in England. Dort mag sie die Landschaft und den englischen Baustil, besonders die Backsteinhäuser. "Auch London hat mir sehr gut gefallen", sagt Lisa. Die Engländer allgemein findet sie sehr nett. "Die gehen auf einen zu und sind gar nicht so wie sie oft geschildert werden", hat sie herausgefunden.
Auch die Wallenfelser gingen nach der Hochzeit auf sie zu. In der Zahnarztpraxis, in der sie arbeitet, zum Beispiel. Denn die Patienten dachten, als sie das Namensschild "Smith" an Lisas Kleidung sahen, natürlich zuerst an einen Druckfehler. Weit gefehlt, denn die Wallenfelserin ist jetzt "Mrs. Smith". Darauf ist sie stolz und wirft ihrem Rob einen verliebten Blick zu.