Robert Smith aus der Wallenfelser Partnerstadt Bingham schloss seine Lehre mit hervorragenden Noten ab. Der bei der Kaiserhof-Bräu tätige Brauer und Mälzer wurde 3. Landessieger. Er liebt den Duft des Gerstensaftes.
Ein Brite, der in Kronach bayerisches Bier braut, perfekt Wallenfelserisch spricht und mehrere Schul- bzw. Ausbildungsabschlüsse hat, gibt es den überhaupt? Ja! Er heißt Robert Smith, ist 25 Jahre jung, ein besonnener Kumpel und überaus tüchtig.
Robert Smith, oder besser "Rob", wie ihn seine Freunde nennen, bezeichnet Bier als seine große Leidenschaft. Aber nur das Brauen. Ok, ab und zu trinkt er auch eins. Er liebt die Gerüche, die durch das Brauhaus wehen. Wenn ihm der Duft der Würze entgegenwabert, dann schließt er die Augen, atmet tief ein, lächelt und schwärmt: "Des wird a guts Bieje!" in bestem Wallenfelser Dialekt. "Ich riech des gään, wall ich waas, dess a guts Bije draus wedd", sagt Rob mit einem strahlendem Lächeln und freut sich, dass der Beruf eine Berufung für ihn ist. Ganz einfach war's nicht, denn er konnte die Lehre als Brauer und Mälzer erst im Alter von 22 Jahren beginnen.
Schon als Kind in Wallenfels
Aber der Reihe nach: Robert Smith aus Bingham bei Nottingham kam schon 1991/92 als Kleinkind mit seinem Vater Colin nach Wallenfels. Der Papa war Leiter der "Toot Hill Dance Band" aus der britischen Partnerstadt von Wallenfels und fuhr regelmäßig mit seinen Musikern zum Zelten in die Flößerstadt.
Im Jahr 2004, nach der Mittleren Reife, die er in England abgelegt hatte, absolvierte der damals 16-jährige Rob drei Praktika: im Bauhof Wallenfels, im Sägewerk Müller-Gei und bei der Brauerei Kaiserhof. Bei Letzterer wusste er: "Das ist mein Traumberuf!" Doch zunächst fuhr er die über 1300 Kilometer zurück in die Heimat und legte das A-Level (ähnlich dem Fachabitur) ab. Seit August 2006 ist er wieder im Frankenwald. Er hat zwar einen britischen Pass, aber als EU-Ausländer eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis. Er wollte "a gscheits Deutsch" lernen, denn mit den zweieinhalb bis drei Wochenstunden Deutsch in England kam er nicht hin. Inzwischen spricht er akzentfreies Hochdeutsch und perfekten Wallenfelser Dialekt, sodass kein Fremder auf die Idee käme, dass der junge Mann aus England stammt.
Arbeit im Sägewerk
Seit 2006 ist er also wieder fest im Frankenwald, aber mit der Lehre als Brauer wurde es vorerst nichts, denn die Planstelle bei der Kaiserhof-Bräu war besetzt. Also musste Rob warten, bis dieser Lehrling seine Ausbildung beendet hatte. Die Zeit überbrückte er mit Arbeit im Sägewerk Müller-Gei. 2009 schlug seine Stunde und die Ausbildung bei Kaiserhof konnte beginnen. Die unterschiedlichen Temperaturen beim Brauen des Bieres machen ihm nichts aus: 70 Grad hat die Maische, die Würze gar 100 Grad. Dann kommt das Gebräu in den Gärkeller, wo Temperaturen unter zehn Grad herrschen. Noch kälter - 0 Grad - wird es im Lagerkeller. Rob begleitet das Bier fünf Wochen lang vom Einbrauen bis zum Abfüllen. Und er hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen: "Der schlaue Mann, so glaube mir, der braut und trinkt sein eig'nes Bier!" Die Wallenfelser haben ihm natürlich auch den einen oder anderen lustigen Spruch gelernt. So antwortet er auf die Frage: "Na, Rob, wie viel Bije host'n getrunkn?" schlagfertig: "Zwaa, es öscht und es letzt!"
Bei so viel Liebe zum Bier ist es nicht verwunderlich, dass Robert Smith seine Ausbildung mit Bravour abschloss. Er wurde Kammersieger im Bezirk und 3. Landessieger im Freistaat. Die Blockbeschulung während der Ausbildungszeit fand in Kulmbach statt. "Da habe ich's noch gut gehabt. Die Lehrlinge aus dem Sägewerk müssen in die Schule nach Rosenheim", weiß Mr. Smith.
Besuch in der Heimat
Der junge Mann in Bingham, der eine Wallenfelserin zur Freundin hat, ist im Frankenwald rundum glücklich. Seine Verwandten in Mittelengland besucht er ein- bis zweimal pro Jahr für einige Tage. Das einzige aus seiner Heimat, das er außer seiner Familie in Deutschland vermisst, sind die Fahrten mit dem Linienbus nach Nottingham zu den Konzerten seiner Lieblings-Rockband. Sonst nichts! "Ich ziehe nicht mehr nach England, so fest verwurzelt wie ich jetzt hier bin", versichert Robert Smith. Er fühlt sich weder als Engländer, noch als Deutscher. "Ich fühle mich als Franke", sagt er mit bestimmter Stimme.
Den Führerschein hat er in England gemacht, den Linksverkehr dort beherrscht er so gut wie das Fahren auf der rechten Seite im Frankenwald. Dass es in England viel mehr Kreisverkehrsplätze und weit weniger Ampeln gibt, freut ihn. Wobei ihn die vielen Ampel zwischen seiner Arbeitsstelle in Kronach und seinem Zuhause in Wallenfels manchmal aufregen. "Die in Höfles und die neue in Marktrodach sind unsinnige Ampeln", stellt Robert fest.