121 Schüler ziehen am Donnerstag in die neue Schule in Wilhelmsthal ein. Während die Lehrer dieser Tage schon fleißig umräumen, führen uns Planer Jochen Gleich und Rektor Ulrich Weiß durch das Gebäude.
Angela Renner strahlt. "Ich freu' mich unendlich", sagt sie, als sie in der Pausenhalle der neuen Schule in Wilhelmsthal steht. Seit 1996 arbeitet sie als Sekretärin an der Volksschule Kronachtal. "Erst war ich in Steinberg, dann in Wilhelmsthal", erzählt sie. Von einem alten Schulgebäude sei sie ins nächste alte gezogen. Doch ab diesem Schuljahr arbeitet sie in einem nigelnagelneuen.
Nicht etwa, weil sie die Schule gewechselt hat. Nein, weil das neue Schulhaus in Wilhelmsthal, das über Jahrzehnte hinweg für Diskussionen sorgte, seinen Betrieb aufnimmt. "Endlich", sagt Angela Renner und schickt ein fröhliches Lachen hinterher. Dafür nehme sie es gerne in Kauf, in den Ferien zu arbeiten, ihren neuen Arbeitsplatz einzurichten.
Sie sprudelt regelrecht vor Freude, erzählt von der Kameraüberwachung, der Sprech- und Rufanlage an beiden Eingängen und witzelt: "Ich entscheide dann, wer rein darf und wer nicht." Welten lägen zwischen den alten Schulgebäuden, in denen sie bisher gearbeitet hat, und dem neuen. "In Steinberg musste ich immer durchs Schulhaus laufen und ,Feuer‘ rufen, wenn wir den Ernstfall geprobt haben", erinnert sie sich lachend. Diese Zeiten sind im neuen Schulhaus, dank einer flächendeckenden Brandmeldeanlage, nun vorbei.
Für jedes Zimmer eine Farbe Doch das ist nicht alles. Jochen Gleich, neben Architekt Kersten Schöttner der technische Planer, führt durchs neue Schulgebäude.
Er zeigt einen Beamer im Mehrzweckraum, der sich gleich rechts der Pausenhalle befindet - und vollelektronisch ausgestattet ist.
Im sogenannten Aktionsflur - weil er schön breit und lichtdurchflutet ist, soll er für verschiedene Aktivitäten genutzt werden, erklärt Schulleiter Ulrich Weiß - stapeln sich Kartons und Bücher. Zwei Lehrerinnen tragen einen Tisch von einem ins andere Zimmer. Um genauer zu sein, vom orangen ins rote. Denn jedes Klassenzimmer hat eine andere Farbe. "Wir haben die Regenbogenfarben für die Klassenzimmer gewählt", sagt Weiß. Das habe den Vorteil, dass sich die Kinder leichter zurecht finden, schließlich haben die Garderoben jeweils die gleichen Farben.
Die Klassenzimmer liegen außerdem alle rechts des Flurs, auf der Südseite mit einer großen Fensterwand, so dass die Räume viel natürliches Licht bekommen.
Und vor dieser Fensterfront wird noch fleißig gepflastert, schließlich soll der Unterricht im Sommer auch mal draußen möglich sein.
"Dass ich das noch erleben darf", sagt Förderlehrerin Gudrun Vornhof-Gabeli. Sie trägt einen Karton auf dem Arm. Auch sie zieht in den Ferien mit um. Seit 1977 ist sie an der Volksschule Kronachtal, kennt noch die Zeit als sie zwischen den Schulgebäuden Friesen, Wilhelmsthal, Effelter und Hesselbach sowie den zwei Schulhäusern in Steinberg gependelt ist. "Das Zentralisieren aller Schulen in Wilhelmsthal war schon ein Gewinn, aber die neuen Räumlichkeiten erst - das ist toll", sagt sie.
Auf dem Flur geht es weiter vorbei am lilafarbenen, blauen und grünen Klassenzimmer auf der rechten Seite, den Toiletten und den Gruppenräumen auf der linken. Gleich erklärt derweil, dass es überall Fußbodenheizung gibt. Und Präsenzmelder.
Das bedeutet, dass sich das Licht nur dann anschaltet, wenn das natürliche Licht nicht ausreicht und auch nur in der Stärke, in der es tatsächlich notwendig ist.
"Wir sind voll im Zeitplan", zeigt sich Jochen Gleich zuversichtlich, bis Donnerstag fertig zu sein. "Und unterhalb der kalkulierten Kosten", ist er stolz. 3,8 Millionen wurden für das neue Schulgebäude veranschlagt, circa 50.000 Euro liege man derzeit darunter.
Am Ende des Flures befinden sich EDV- und Technikraum - und ein Aufzug. Die neue Schule ist nämlich barrierefrei gebaut.
Alte Schulbank zog mit um Im Obergeschoss liegen hauptsächlich die Räume der Lehrer: Lehrerzimmer, Archiv, Elternsprechzimmer sowie ein offener Raum der Verwaltung.
Denn Rektor Weiß hat sich kein eigenes Büro gewünscht, vielmehr sitzt er in einem Raum mit Sekretärin Angela Renner, seiner Stellvertreterin Astrid Staub sowie der Förderlehrerin Gudrun Vornhof-Gabeli.
Und dann liegt auch noch der wohl größte Raum im Obergeschoss: der Werkraum mit abgetrenntem Vorbereitungsraum. Und daneben gibt es ein Musik- und Förderlehrerzimmer.
"Es ist ein sehr schön gelungenes Schulgebäude, das die Schüler selbst auch noch gestalten werden", resümiert Schulleiter Weiß, als er im Aktionsflur auf einer alten Schulbank Platz nimmt. "Die musste mit umziehen. Das hab ich zwei Schülerinnen versprochen, die darauf im alten Schulhaus immer ihre Pause verbracht haben", erklärt er.