Der DLRG-Kreisverband Kronach kommt zum Eisregel-Training in die Grundschulen im Landkreis. Der Auftakt war in Stockheim.
"Puh, ist das kalt", schüttelt sich Sophia. Das Mädchen taucht seine Finger in Eiswasser, während Sebastian Küpferling bis zehn zählt. Wie kalt mag es erst sein, wenn man mehrere Minuten in solch kaltem Wasser verbringen muss?
Ein Kind, das in ein Eisloch gestürzt ist und voller Panik versucht, alleine wieder herauszuklettern. Dabei stützt es sich zu sehr ab, das Eis bricht und das Kind fällt wieder zurück ins eiskalte Wasser" - dieses und noch weitere Horrorszenarien am Eisweiher stellten am Freitagvormittag die beiden Bundesfreiwilligendienstleistenden der DLRG Kronach, Louisa Kolb und Sebastian Küpferling, beim Eisregel-Training (
www.eisregeln.info) in der Grundschule Stockheim nach. Unterstützung erhielten sie dabei vom Ehepaar Marliese und Richard Bär.
Bei solchen Schreckensvisionen handelt es sich keineswegs um Utopien, ein solcher Fall der Fälle kann durchaus bittere Realität werden. So belegen Statistiken der DLRG, dass jeden Winter bundesweit nach wie vor viele Menschen ertrinken. Um dem entgegen zu wirken, führt die DLRG-Jugend Bayern an Grundschulen Eisregel-Trainings durch. Das Angebot richtet sich schwerpunktmäßig an Grundschüler, da diese die Gefahren am Eis schlecht einschätzen können. "Glücklicherweise haben wir in Kronach unsere beiden Bufdis, die diese Aufgaben übernehmen. Sonst könnten wir das nicht anbieten", erklärte Richard Bär.
"Stellt Euch vor, die ganze Turnhalle ist ein See. Wenn das Eis Risse bildet, knackt oder knistert, ruft laut um Hilfe und verteilt euer Gewicht auf dem Eis.
Legt euch ruhig auf den Bauch und versucht, langsam zum Ufer zurückzurobben", appellierten Louisa und Sebastian, als sie den sehr aufmerksamen Kindern - zunächst der ersten und später der zweiten Jahrgangsstufe - auf spielerische Art und Weise die wichtigsten Eisregeln und Rettungsmaßnahmen vermittelten. Das Präventions-Projekt dauert zwei Schulstunden. In der kommenden Woche werden die beiden Bufdis im Reitscher Schulgebäude auch die Dritt- und Viertklässler über Gefahren rund ums Eis aufklären.
Eingebrochen ins Eis - jetzt muss schnell gehandelt werden: In kindgerechter, leicht verständlicher Form übten sie mit den Kindern anhand eines Parcours sowohl Selbst- und Fremdrettung als auch Erste-Hilfe-Maßnahmen ein. Dabei "retteten" die Jungen und Mädchen ihre Klassenkameraden beispielsweise mit einem zugeworfenen Seil oder Schal. "Wenn jemand einbricht, dürft ihr keinesfalls auf das Eis laufen, um zu helfen.
Und wenn ihr merkt, dass euch das Kind mit dem - von euch zugeworfenen - Seil selbst mit aufs Eis zieht, müsst ihr sofort loslassen", warnten die beiden. Stattdessen übten die Kinder das Absetzen eines Notrufs. Doch selbst wenn eine Rettung aus dem Eiswasser gelungen ist, droht infolge der Unterkühlung weiterhin Lebensgefahr. Die "unterkühlten" Schüler mussten daher rasch in wärmende Rettungsfolien gehüllt werden. Obwohl diese sehr dünn sind, dichten sie ab und lassen sie die Wärme zurückstrahlen (Goldschicht nach außen, Silberschicht nach innen). An einer anderen Station galt es, aus einem "Eisloch" aus Turnkästen zu klettern. Gar nicht so einfach! Bei dieser Übung merkten die Kinder, dass es fast unmöglich ist, allein aus dem eingebrochenen Eis zu klettern, obwohl dabei die Übung im Warmen und ohne nasse Kleidung stattfand.
Die Kinder wie auch Lehrkräfte zeigten sich begeistert.
"Das macht Spaß und man lernt ganz viel dabei", meinte die kleine Sophia. Schulleiterin Astrid Kestel lobte das Engagement des DLRG-Kreisverbands. "Die Sicherheitserziehung der Kinder liegt uns sehr am Herzen", betonte sie. Eine sichere Schule habe man daher auch im Schulleitbild verankert. Ihr Dank galt dem Elternbeirat für die Übernahme der Unkosten.