Eine Katastrophe für Händler

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In den kommenden Wochen wird Kronachs Innenstadt leer bleiben. Foto: Cindy Dötschel
In den kommenden Wochen wird Kronachs Innenstadt leer bleiben. Foto: Cindy Dötschel

Die Geschäfte des Einzelhandels bleiben bis Ende März geschlossen. Dass sich das Corona-Virus ausbreitet, bekommen auch die Gastronomie und der Tourismus zu spüren.

Leere Fußgängerzonen, geschlossene Läden. Weil sich das Corona-Virus weiter ausbreitet, hat Ministerpräsident Markus Söder am Montag den Katastrophenfall ausgerufen. Im Zuge dessen werden alle Geschäfte des Einzelhandels bis Ende März geschlossen bleiben.

"Für den stationären Einzelhandel wird es enorme Einbrüche geben", prognostiziert Johannes Fehn, Vorsitzender des Kronacher Einzelhandelsverbands. Auch Fehn selbst ist von der Richtlinie betroffen, denn er betreibt das Geschäft Leder Kestel in der Kulmbacher Straße. "Meine vier Angestellten sind zu Hause, ich werden den Reparaturservice aufrechterhalten", schildert der Kronacher die Situation.

Fehn hofft, dass die Menschen aus der Region dem Handel über die Krise hinweg treu bleiben. "Ich glaube nicht, dass wir uns schnell erholen können. Die Einnahmen sind erstmal Weg", gibt er zu Bedenken. Um eine Alternative, etwa für dringend benötigte Geschenke, zu bieten, wird der Verein kronach.er.leben, bei dem Fehn einer von drei Vorsitzenden ist, verstärkt für die Kronach Card werben. "Das Geld bleibt in Kronach und durch den Kauf wird der stationäre Handel unterstützt", berichtet Fehn.

Während des Telefonats erhält der 54-Jährige eine E-Mail. "Einer der beiden italienischen Hersteller, für die wir arbeiten, schreibt, dass ich gesund bleiben soll." Neue Ware aus Italien wird derzeit nicht an Fehn geliefert. "Wir Einzelhändler wünschen unseren Kunden und unserem Personal viel Gesundheit und Durchhaltevermögen, ich hoffe, dass im April wieder alle Geschäfte öffnen können."

Weil Achim Brettel in seinem gleichnamigen Weinhof auch alkoholfreie Getränke verkauft, die zu den Grundnahrungsmitteln zählen, hat dieser weiterhin geöffnet. "Viele Leute trauen sich nicht mehr aus dem Haus, deshalb sind die Einkäufe vor Ort etwas zurückgegangen", berichtet der Mitwitzer. Den ersten Bestandskunden hat der Unternehmer ihre Getränke dafür bereits nach Hause geliefert. "Wir haben die Ware vor der Tür abgestellt, das Geld überweisen die Kunden." Brettel hofft, dass die Paketdienste weiterhin ausliefern, denn Wein verkauft er auch online.

Abgesagte Veranstaltungen

Dennoch macht sich Brettel Sorgen: "Wir haben rund 500 Kunden in der Gastronomie, von denen ein Großteil generell erst abends öffnet. Wer Alkoholfreies für das Mittagsgeschäft bestellt, wird natürlich versorgt." Dass Veranstaltungen, wie beispielsweise "Kronach leuchtet" abgesagt sind, wertet er als Katastrophe für die lokale Wirtschaft. "Auch Konfirmationen und Hochzeiten sind betroffen- bei uns hatten Kunden bereits", bedauert er. Kunden hätten bereits Wein für die anstehenden Konfirmationen bestellt. "Ausfälle in der Gastronomie, ziehen nicht nur für uns Ausfälle mit sich - eines geht ins andere über."

Ähnlich sieht die Situation im Kaufhaus Weka aus. "Die Waren für die Osterzeit befinden sich bereits im Laden oder im Wareneingang und warten darauf, dass Kunden kommen, die nicht mehr kommen werden", schildert Geschäftsführer Jochen Friedrich die Situation. Die laufenden Kosten bleiben trotz der fehlenden Einnahmen bestehen. "Die Ware, die eingeht, muss ja schließlich bezahlt werden, und kaum ein Einzelhändler wird die Reserve haben, die kommenden Wochen zu überbrücken ", sagt der Geschäftsführer, deshalb wurde in der Weka Kurzarbeit angemeldet.

Dennoch stuft er die Entscheidung der Regierung als vernünftig ein. "Das Land muss zusammenhalten und dem folgen, was der Ministerpräsident sagt, um das Virus einzudämmen." Weshalb die Bundesländer nicht einheitlich reagieren, kann er allerdings nicht nachvollziehen. "Wir haben noch eine Filiale in Schleiz und wissen bis jetzt nicht, was dort passieren wird", berichtet Friedrich und gibt zu bedenken, dass die Leute trotz der aktuellen Situation ins benachbarte Bundesland gehen könnten, um dort einzukaufen.

Waldhotel Bächlein im Stand-by-Modus

Durch ausgesprochene Reisewarnungen und geschlossene Grenzen wirkt sich das Virus auch auf den Tourismus aus. "Wir schließen unser Hotel und unser Restaurant bis Ende März", bedauert Georg Jung, der das Waldhotel Bächlein 2018 in dritter Generation übernommen hat. Zumindest das Sonntagnachmittagsgeschäft möchte er für seine Gäste unter Berücksichtigung der Vorgaben zunächst aufrecht erhalten. "Ansonsten ist alles auf Stand-by, die Kosten laufen trotzdem weiter." Der Hotelinhaber hofft, dass bald wieder Normalität einkehrt. Dennoch befürchtet er, dass die Situation bis Ende März noch nicht überstanden ist. "Noch stehen die Buchungen für Ostern auf aktiv - ich gehe aber fest davon aus, dass sie noch storniert werden", befürchtet Jung, der in engen Kontakt mit den Reiseanbietern steht. Jung hat Bedenken, dass die Maßnahmen bis Pfingsten ausgeweitet werden. "Der Ostersonntag und der Ostermontag sind für uns zwei der umsatzstärksten Tage im Jahr", räumt er ein.

Wie die Einzelhändler muss auch das Reisecenter Kronach schließen. "Wir sind aber von 10 bis 17 Uhr telefonisch oder per Mail für unsere Kunden erreichbar", erzählt Inhaberin Mirja Kestel-Wolf. Bis Ende März werden werden zwei Mitarbeiter vor Ort im Büro sein, die Tür muss allerdings geschlossen bleiben. "Die Reiseveranstalter haben alle Reisen bis zum 27. März abgesagt, unser kleines Glück in der schwierigen Situation ist, dass wir im März und April nicht so viele Abreisen haben", erklärt Kestel-Wolf. Im Reisebüro sei noch keine Saison.

Zahlreiche Umbuchungen

Gut die Hälfte der Kunden, die über Ostern wegfahren wollten, haben umgebucht. "Die Kunden wollten nicht auf ihren Urlaub verzichten und fahren deswegen im Herbst - die Reiseveranstalter sind sehr kulant", freut sich die Kronacherin. Sie selbst wollte über Ostern nach Sylt fahren, stattdessen hat sie ihre Reise nun in den August verschoben.

Von den Kunden des ReiseCenter Kronach musste niemand seine Reise abbrechen. "Die Kreuzfahrten bis zum 6. April wurden abgesagt, aber der Reisepreis wird komplett erstattet. Die Kunden bekommen vom Veranstalter außerdem einen Reisegutschein, den sie bei einer Umbuchung einlösen können", berichtet Kestel-Wolf. Das Entgegenkommen würden viele nutzen. Auch sei es für die Reisegäste in den USA, Südamerika und auf den Kanaren kein Problem gewesen, nach Deutschland zurückzukommen: "Unsere letzten Gäste kommen von Teneriffa mit ihrem normal gebuchten Flug zurück. In Amerika wurden zum Teil Sondermaschinen eingesetzt."