Eine bedrohte Spezies: die Artenkenner

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André Maslo erhofft sich, dass sein Programm "Artenkenner" auch viele jüngere Leute anspricht. Foto: Lisa Kieslinger
André Maslo erhofft sich, dass sein Programm "Artenkenner" auch viele jüngere Leute anspricht. Foto: Lisa Kieslinger
Na, eine Ahnung was das ist? Das Artenkenner-Seminar könnte helfen, die Großen Mausohr-Fledermäuse zu erkennen. Foto: Matthias Hammer
Na, eine Ahnung was das ist? Das Artenkenner-Seminar könnte helfen, die Großen Mausohr-Fledermäuse zu erkennen. Foto: Matthias Hammer
 

Immer weniger Menschen wissen, was in der Natur zwitschert, wächst oder herumläuft. Das könnte zu einem Problem werden.

Ob es den Artenkennern wie den Tigern in Indien geht? Wer weiß? Doch Ähnlichkeiten gibt es. Denn auch die Artenkenner scheinen eine vom Aussterben bedrohte Spezies zu sein. Das hat zumindest Kai Frobel, Artenschutzreferent beim Bund Naturschutz, herausgefunden. Mit Artenkennern sind Personen gemeint, die vertiefte Kenntnisse von einer oder mehreren Gruppen von Tieren oder Pflanzen haben.

Aus dem Problem heraus entwickelte der Naturschützer, der in Mitwitz aufgewachsen ist, eine Projektidee: Interessierte Personen sollen an einem Wochenende in Theorie- und Praxisphasen zum Artenkenner ausgebildet werden. Egal ob für Vögel, Pflanzen, Pilze oder etwas ganz anderes.


Erlebnisreiches Programm

André Maslo, der seit März für die Ökologische Bildungsstätte in Mitwitz arbeitet, ist der Projektleiter und hat seine Anfangszeit damit verbracht, ein buntes Programm zusammenzustellen. Er hat externe Referenten organisiert und passende Orte für die verschiedenen Seminare ausgesucht. "In den letzten zwei Monaten war ganz schön was los", sagt er und lacht.

In der ersten Veranstaltungsreihe stehen insgesamt sieben verschiedene Gruppen der Flora und Fauna zur Wahl, die hautnah erlebbar gemacht werden. Ein Wochenende widmet sich dabei immer einer Artengruppe (siehe Infokasten). Neben theoretischem Unterricht stehen auch Exkursionen auf dem Programm. Das war André Maslo besonders wichtig. "Solche Eindrücke bleiben im Herzen und begeistern die Leute", meint der 30-Jährige. Zudem locke man niemandem mit trockener Theorie hinter dem Ofen vor.

An einem Wochenende im Juli geht es nach einer Theorie-Einheit zu Fledermäusen in das Dachgebälk eines Klosters. "Hunderte Fledermäuse hängen dort oben. Das kann man sich gar nicht vorstellen, bevor man es nicht gesehen hat", sagt der Projektleiter.

Und viele Gelegenheiten dafür gebe es nicht, da man für die Besichtigung besondere Genehmigungen von Behörden und amtlichen Stellen brauche. Auch auf das "Schmetterling-Wochenende" freut sich André Maslo schon: "Da versuchen wir nachts mit Lockstoffen und einer speziellen Leuchtröhre Nachtfalter anzulocken, die man sonst nicht sieht."

Er hofft, dass er durch die Wochenenden eine Initialzündung bei den Leuten auslösen kann. "Wir wollen die Teilnehmer zum Bleiben anregen. Vielleicht engagiert sich der ein oder andere danach auch im Naturschutz." Zudem will er mit dem Programm auch jüngere Leute begeistern. Der größte Teil der noch vorhandenen männlichen Artenkenner ist laut den Untersuchungen von Kai Frobel zwischen 50 und 60 Jahre alt. Frauen gebe es tendenziell weniger. Etwa die Hälfte sei jedoch nicht älter als 40. "Aber wir müssen auch an die jüngere Generation denken", so Maslo.

Doch bis jetzt sei er noch nicht so richtig zu ihnen durchgedrungen - die Anmeldungen, besonders von Schülern, halten sich noch in Grenzen. "Interessant finden es wahrscheinlich Einige, aber den Schritt, sich anzumelden, wagen nur Wenige - dabei sind Berührungsängste gar nicht nötig", meint der Projektleiter.


Technik statt Natur

Auch der gesellschaftliche Wandel spielt für den 30-Jährigen mit rein. "Die Leute, besonders die Jugendlichen, sind viel mehr drinnen und beschäftigen sich lieber mit Technologien als mit Tieren und Pflanzen."

Das Problem daran: Wenn sich immer weniger Leute für die Natur interessieren, werde es auch immer schwieriger werden, den Gedanken der Schutzbedürftigkeit zu vermitteln. Ganz nach dem österreichischem Zoologen Konrad Lorenz: "Man liebt nur, was man kennt, und man schützt nur, was man liebt."

Die Termine der Seminarreihe:


Für Frühaufsteher (Vögel) Am 21. und 22. Mai; Treffpunkt um 6.30 Uhr an der Ökostation Helmbrechts des LBV Hof

Für Farbenfrohe (Pflanzen) Am 11. und 12. Juni; Treffpunkt 8.30 Uhr im Wasserschloss Mitwitz

Für Sammelwütige (Wildbienen) Am 25. und 26. Juni; Treffpunkt 8.30 Uhr am Lehrbienenstand in Ziegelerden

Für Flatterhafte (Schmetterlinge) Am 16. und 17. Juli; Treffpunkt 13.00 Uhr im Wasserschloss Mitwitz

Für Nachtschwärmer (Fledermäuse) am 23. und 24. Juli; Treffpunkt 13 Uhr im Wasserschloss Mitwitz

Für Unerschrockene (Schrecken/Libellen) am 30. und 31. Juli; Treffpunkt 8.30 Uhr im Wasserschloss Mitwitz

Für Detailverliebte (Pilze) Am 1. und 2. Oktober; Treffpunkt 8.30 Uhr im Wasserschloss Mitwitz

Anmeldung
Per Mail an andre.maslo@oekologische-bildungsstaette.de oder unter 09266/8252 (45 Euro) lk