Künftig werden ankommende Flüchtlinge nicht mehr am Schulzentrum untergebracht. In drei ehemaligen Fabrikhallen der Firma Dreefs in Unterrodach hat der Landkreis eine neue Erstaufnahmestätte eingerichtet.
Begeistert sieht Oliver Skall, Zweiter Bürgermeister von Marktrodach, nicht gerade aus, aber er hat wohl beschlossen, sich damit abzufinden. Damit, dass ab dem kommenden Wochenende ankommende Flüchtlinge in den ehemaligen Fabrikhallen der Firma Dreefs in Unterrodach untergebracht werden.
Bislang diente die Mehrfachturnhalle am Schulzentrum als Erstaufnahmeeinrichtung. Am Donnerstag, sagt Skall, werde es eine Art Info-Veranstaltung geben, die in erster Linie dazu dienen soll, die unterschiedlichen Hilfsangebote aus der Gemeinde zu koordinieren. Viele wollten helfen, sagt Skall, viele seien aber auch unsicher, was da jetzt genau auf die Gemeinde zukomme.
"Die Flüchtlinge kommen hierher, weil wir sie schlecht im Schnee stehen lassen können", sagt Landrat Oswald Marr und geht voran. Halle eins: Hier ist die Essensausgabe eingerichtet und ein kleiner Aufenthaltsbereich.
Ein überdachter Durchgang verbindet sie mit Halle zwei: An der Wand gleich neben dem Eingang ist ein abgetrennter Bereich - früher das Büro der Werksleiter, jetzt für den Sicherheitsdienst und eine Spielecke für die Kinder.
Die Halle ist 30 Meter breit und 60 Meter lang. Gut ein Drittel der Fläche ist mit Bauzäunen in kleinere Nischen unterteilt, darin acht Feldbetten. "Ein Mindestmaß an Privatsphäre", sagt Marr. Farbige Leinentücher als Sichtschutz über den Bauzäunen machen das Ganze, wie Marr es nennt, "ein bisschen atmosphärisch". Grün, weiß, grau und rot. Wäre das Grau etwas dunkler ausgefallen, es wären die Farben der syrischen Flagge.
Der Schlafbereich ist zweigeteilt. Eine Seite für die allein reisenden männlichen Flüchtlinge, und eine für die Familien.
Geheizt wird über den Fußboden.
Das freie Drittel der Halle wird als Aufenthaltsraum dienen. Durch einen kleine Waschraum geht es von Halle zwei in Halle drei: Fünf Container mit Duschen und WC-Anlagen stehen darin, öffnet man das Fabriktor auf der einen Seite, kommt man auf einen kleinen Außenbereich.
Auf insgesamt 3000 Quadratmetern bieten die drei Hallen Platz für mindestens 300 Flüchtlinge - das Kontingent, für das sich der Landkreis bereithalten muss. Da es sich um eine Erstaufnahmeeinrichtung handelt - und kein Asylbewerberheim - bleiben die Flüchtlinge durchschnittlich drei bis vier Tage, bevor sie auf die Kommunen weiterverteilt werden. 15 Flüchtlinge muss der Kreis momentan pro Woche aufnehmen. Jeder Flüchtling bekommt ein Hygienepaket und - wenn absehbar ist, dass er längerfristig bleibt - ein Taschengeld, das dem Sozialhilfe-Regelsatz entspricht: 345 Euro sind das momentan.
Abzüglich der bereits erhaltenen Sachleistungen. "Wir gehen davon aus, das wir die Kosten vom Land oder vom Bund ersetzt bekommen", sagt Marr.
Was nun den Umzug vom Schulzentrum nach Unterrodach angeht, der werde jedenfalls problemlos laufen, nicht zuletzt, weil derzeit keine Flüchtlinge da sind. "Nur die Sachen werden umziehen, keine Menschen", sagt Marr.
Drei Tage lang werde die Turnhalle dann ab Samstagmittag grundgereinigt, bevor mit den Aufbauarbeiten für die Ausbildungsmesse am kommenden Wochenende begonnen wird und am 26. Oktober schließlich wieder Sportunterricht stattfinden kann.
Der Wachdienst vom Schulzentrum wird mit umziehen. Vier Mann, abwechselnd im Einsatz, rund um die Uhr. Der Chef der Truppe ist selbst Muslim, aus Bosnien. "Er hat ein Gefühl für die Menschen", sagt Marr. Bisher habe es noch keine großen Probleme gegeben.
Der Sicherheitsdienst wird ab Samstag in Unterrodach im Einsatz sein, auch wenn dann noch keine Flüchtlinge vor Ort sind.
Viel umbauen musste Werner Mischer, der Vermieter der Hallen, nicht. Einzig ein Tor musste ausgewechselt werden. Die Sanitärcontainer waren zu breit. Ein Trampolin für die Kinder hat er in den Gang neben den Feldbetten gestellt. Der Mietvertrag mit dem Landkreis läuft nun für fünf Monate. Danach müsse man weitersehen, sagt Marr. Er steht in Halle zwei, gegenüber den Feldbetten, im künftigen Aufenthaltsbreich und sagt plötzlich: "Ich werde mal bei Loewe nachfragen, ob sie einen Fernseher zur Verfügung stellen könnten." Leises Murren von Seiten einiger Fraktionsführer. Schulterzucken bei Marr: "Wieso auch nicht?", sagt er. "Die wollen sicher auch mal Nachrichten schauen."
Vielleicht könnte der FT nach 4 Wochen die Bilder mit der gleichen Ansicht nochmal einstellen?