Der Kleintettauer, der für das "Bündnis für Tettau" angetreten ist, setzte sich gegen die SPD-Kandidatin Lydia Müller durch. Damit hat Tettau seit vielen Jahrzehnten keinen SPD-Bürgermeister mehr.
Es "wäre eine Sensation", hat Peter Ebertsch noch im Wahlkampf gesagt. Damit meinte er das, was am Sonntagabend Wirklichkeit wurde: Zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkrieges wird die SPD-Hochburg Tettau nicht mehr von einem SPD-Bürgermeister regiert. "Ich bin überwältigt, ich kann es noch gar nicht glauben", kommentiert er.
Der neue Bürgermeister hat kaum Zeit, einige Fragen zu beantworten. Erst müsse er seinen Vater anrufen, sagt er. Permanent klingelt sein Handy, auch per SMS kommen Glückwünsche von Freunden und Kollegen.
"Hoch soll er leben", wird an einem Tisch gesungen, als Peter Ebertsch das Gasthaus Ruppert nach den Telefonaten wieder betritt.
Für die Tettauerin Ursula Schirmer ist klar: "Das ist ein Mann, der mit den Rennsteiglern zusammenarbeiten kann", wobei sie gleichzeitig das Engagement der SPD-Kandidatin Lydia Müller hervorhebt.
Zu den ersten Gratulanten am Telefon zählen auch Ebertschs Chef, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Kulmbach-Kronach, Klaus Scherr: "Ich bin überrascht, nachdem was alles so über Tettau gesprochen wurde. Peter ist ein Guter, er wird seine Sache gut machen".
Auf die Frage, was er denn zuerst im Rathaus in Angriff nehmen wird, meint Ebertsch: "Jetzt lasst mich erstmal meine Sachen regeln. Immerhin habe ich in der Sparkasse rund 250 Kunden betreut. Da muss jetzt erstmal eine geordnete Übergabe an einen meiner Kollegen geregelt werden". Und danach wolle er das Gespräch mit seinen Mitarbeitern im Rathaus suchen. Eines steht für den Klein tettauer jedoch fest: Seinen Job als Bürgermeister will er mit Demut und Sachlichkeit ausführen. Dankbarkeit empfindet er gegenüber denen, die ihn in den vergangenen Wochen unterstützt haben.
Seine Freude bezüglich des Wahlausgangs kann auch der Unternehmer Carl-August Heinz nicht verbergen. "Ich bin auf dem Weg zum Gratulieren. Ich werde ihm für diese schwere Aufgabe meine Unterstützung anbieten", erklärt er auf dem Weg zur Wahlparty.
Betretene Gesichter im Rathaus Knapp eine Stunde vorher im Tettauer Rathaus: Noch zehn Minuten sind es, bis die Wahllokale schließen. Noch sind die SPD-Genossen guter Dinge. Dann, nachdem die ersten Zettel ausgezählt sind, sieht das schon etwas anders aus. "Ich glaube nicht, dass sich da noch 'was tut", meint um 18.23 Uhr Dietmar Schmidt (SPD), der seit dem Rücktritt von Hans Kaufmann amtierender Bürgermeister war. Betretene Gesichter. Eine angespannte Stimmung. Es ist ruhig im Rathaus. "So wie es ausschaut, hat die Lydia nur in Schauberg und in der Festhalle die Mehrheit erreicht", berichtet Hubert Steiner, SPD-Gemeinderat. Nach und nach verlassen die Wahlhelfer und einige Tettauer das Rathaus.
Lydia Müller klingt derweil trotz der Niederlage gut gelaunt. "Ja, es wurde so entschieden. Was soll ich da sagen?", antwortet sie auf die Frage, wie sie das Ergebnis aufgenommen hat. Für Tettau aber sei es sehr schade. Warum? "Ja, ich denke einfach, dadurch geht ein Stück Menschlichkeit verloren", sagt sie ganz offen. Immerhin sei im Vorfeld der Wahl von der Gegenseite ja auch genug "ausgteilt" worden.
Ob sie enttäuscht ist? "Im Moment noch nicht. Bisher war die Anspannung so groß", versucht sie zu erklären, räumt aber ein: "Ich denk', das kommt noch". Am Boden zerstört seien aber sicher die 40 Prozent der Wähler, "die mit mir gegangen sind". Doch sie habe sich vorgenommen, sich die Niederlage nicht mehr so zu Herzen zu nehmen "wie beim letzten Mal", als sie vor der Kommunalwahl parteiintern gegen Hans Kaufmann den Kürzeren gezogen hatte. "Es gibt immer ein Morgen. Ich will mich nicht mehr 'runter ziehen lassen."
Den restlichen Abend verbringt sie mit ihrer Familie, gefeiert werde "in dem Sinn" nicht. Vielmehr spricht sie von "bedröppelten Gesichtern" um sie herum. Sie selbst sei einfach nur erleichtert, "dass es 'rum ist". Ob sie sich weiterhin politisch engagieren wird, bei den Kommunalwahlen im März erneut antritt - zwölf Jahre ist sie ja bereits Gemeinderätin in Tettau - lässt sie sich offen. "Dazu möchte ich jetzt noch nichts sagen", erklärt sie. Sie müsse erst einmal alles sacken lassen, mit ihren Parteikollegen sprechen.
In Kleintettau, vor dem Gasthaus Ruppert, ist mittlerweile der Vater des neuen Bürgermeisters, Albert Ebertsch, eingetroffen. Sein Blick drückt Nachdenklichkeit aus. Auf die Frage, ob er sich denn nicht freut, antwortet er: "Ich bin hin- und hergerissen, mit meinem Gefühlen. Es ist eine schwere Aufgabe und als Bürgermeister kann man nie allen Bürgern gerecht werden."
ci/vs
Wer nahezu 60 % der Stimmen erhält, hat schlichtweg die Wahl gewonnen und das "Votum" der Bürger erhalten.
Aber was solls, ein bißchen "Katzenjammer" sei erlaubt ...
Ohne Zweifel ist Frau Müller die kompetentere, fachkundigere, sozial engagiertere Kandidatin.
Das steht auf ihrer Haben-Seite.
Dumm nur, dass ihre Person selbst, wohl einigen Bürgen und Genossen trotzdem als „rotes Tuch“ galt.
Mir tut es persönlich um Frau Müller sehr leid, die trotz der Schmach der letzten parteiinternen Niederlage gegen Herrn Kaufmann es noch einmal gewagt hatte sich aufstellen zu lassen. Das war wahrer Mut (nicht die lächerlichen Behauptungen Hr. Ebertsch hätte diesen gehabt... er konnte nur gewinnen).
Die Tettauer SPD hätte es wissen müssen, die Kandidatin war fachlich die richtige Besetzung, aber leider bei zu wenigen Bürgern und Genossen wirklich „beliebt“.
Nun zu CAH:
Herrn Heinz schätze ich als Unternehmer überaus. (Klein-)Tettau kann froh sein so jemanden zu haben. Wie clever CAH ist, konnte man an seinen Anzeigen eindrucksvoll sehen. Sie waren rhetorisch nahezu perfekt in Szene gesetzt, noch dazu erschien dieser zu allerbesten Zeitpunkt, Frau Müller hatte keine Chance manche zweifelhafte Aussage richtig zu stellen.
Und hier kommt der bittere Beigeschmack bei dieser Wahl...
Noch ein Wort zum neuen Bürgermeister:
Ich kann nur hoffen, dass aus der „grauen Sparkassenmaus“ bald ein „bunter Tropenhausvogel“ wird, der es schafft die tiefen Wunden die diese Wahl aufgerissen hat vielleicht doch am Ende zu heilen.
Herrn Ebertsch, der es in seinem Berufsleben zum Dozent an der bayerischen Sparkassenakademie gebracht hat, und bei seinem Arbeitgeber zum stellvertretenden Leiter der Vermögensberatung wurde, die fachliche Kompetenz abzusprechen ist schon sehr abenteuerlich.
Auch ist es das gute Recht eines Unternehmers sich politisch zu engagieren. Mündige Bürger lassen sich durch einschlägig motivierte Anzeigen nicht beeinflussen und entscheiden nach Ihrer eigenen Meinung.
Das auf demokratischer Basis in Tettau zustande gekommene Wahlergebnis ist meiner Meinung nach auf zwei Punkte zurückzuführen. Erstens hat der Wähler Herrn Ebertsch eher zugetraut die Probleme der Gemeinde Tettau anzugehen als Frau Müller. Zweitens haben die Mitglieder der SPD Ortsvereine in dieser Gemeinde vor und nach der Wahl nicht unbedingt den Eindruck gemacht, dass sie hinter ihrer Kandidatin stehen / gestanden haben (und sie wahrscheinlich auch nicht geschlossen gewählt haben). So kann man beispielsweise auf www.infranken.de (Bilder zum Artikel vom 03.11.2013 über den Wahlsieg von Peter Ebertsch)) ein Urgestein der Kleintettauer SPD auf der Wahlparty des Bündnisses für Tettau sehen. Daher ist das Ergebnis nicht verwunderlich.
Ohne Familie und Firma Heinz müsste Tettau gar keine Bürgermeisterwahlen durchführen.
Weil es auch keine Bürger gäbe!
Wo / was wäre Tettau denn ohne Heinz? Ein weißer Fleck auf der Landkarte.
Und es leben ganz viele Menschen sehr gut von / mit / durch Heinz, vom Mitarbeiter über Zulieferanten,
Bäcker, Gaststätten etc etc.
Man sollte sich schon mal überlegen, was der so genannte "Marionettenspieler" alles schon Positives
für die Region geleistet hat. Ein gutes Miteinander von Industrie und Gemeinde ist wichtig! Je besser das Miteinander, desto mehr profitiert die Gemeinde.
Unabhängig davon: die Mehrzahl der BürgerInnen aus Tettau hat erkannt, worauf es ankommt. Selbst
SPD-Anhänger haben nicht ihre Kandidatin gewählt, weil sie befürchten mussten, dass die von ihr viel zitierte "Zukunft" nur negativ für Tettau ausfallen würde.
@Fussabtreter:
Es ist schon sehr mutig, in einem öffentlichen Forum jemanden derartig zu beleidigen. Aber das ist nichts gegen den Mut, den Peter Ebertsch aufbrachte, sich in der roten Hochburg Tettau als Kandidat gegen eine SPD Bürgermeisterkandidatin aufstellen zu lassen. Ich bin mir sicher, dass Herr Ebertsch dank seiner fachlichen und sozialen Kompetenz die bessere Alternative für Tettau ist!