Dunkelheit lockt die Einbrecher an

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Auf diesem gestelllten Bild versucht ein Einbrecher, durch ein Fenster in eine Wohnung einzudringen. Foto: Andreas Gebert, dpa
Auf diesem gestelllten Bild versucht ein Einbrecher, durch ein Fenster in eine Wohnung einzudringen. Foto: Andreas Gebert, dpa
Die Entwicklung in Franken. Grafik: Oksana Gepting
Die Entwicklung in Franken. Grafik: Oksana Gepting
 

Fast die Hälfte aller Einbrüche findet in der dunklen Jahreszeit statt. Weil die Zahl der Einbrüche in Franken gestiegen ist, setzt die Polizei verstärkt auf Prävention und Aufklärung. In Kronach stagnieren die Zahlen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.

Ein Wohnungseinbruch ist dem Kronacher Polizeichef Uwe Herrmann aus den vergangenen Jahren ganz besonders in Erinnerung geblieben. Am 22. Oktober 2013 verschafften sich drei Gauner aus Litauen Zugang zu einem Einfamilienhaus in Kleinvichtach. Mit einem großen Stein warfen die Männer das Fenster der Terrassentür ein - trotz Sicherheitsglas. Bei ihrer Flucht aus dem Haus wurden die Kriminellen jedoch auf frischer Tat ertappt.
Die Mutter der Hauseigentümer, die gegenüber wohnt, entdeckte die Diebe an ihrem Fluchtfahrzeug und alarmierte die Polizei. Es folgte eine spektakuläre Verfolgungsjagd mit mehreren Streifenwagen. In der Nähe von Gefrees (Landkreis Bayreuth) konnten die drei Männer schließlich dingfest gemacht werden. Trotz des vermeintlich guten Endes, entstand ein erheblicher Sachschaden.

Noch viel schlimmer als der materielle Schaden sind für Einbruchsopfer aber die psychischen Folgen.
"Viele leiden noch länger unter Schlafstörungen oder Angstzuständen", sagt Helmut Eßel von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Bamberg. Der Experte rät deshalb, sich mit der Sicherung der eigenen vier Wände zu befassen. Die mechanische Absicherung, also die Sicherung von Fenstern und Türen, sei viel wichtiger als die Installation von teuren Alarmanlagen. "Die Wirkung von Alarmanlagen ist unterschiedlich. Manche Einbrecher werden abgeschreckt, andere sogar animiert", sagt Uwe Herrmann.


Ein Drittel der Versuche scheitert

Eingebrochen werde oft über leicht erreichbare Fenster und Wohnungstüren, erklärt Helmut Eßel. Und wenn hier vorgesorgt wurde, bleibt es oft beim Einbruchsversuch. Mehr als ein Drittel aller Versuche scheitert, weil Wohnungen oder Häuser gesichert sind. "Deshalb sollte man sich schon damit befassen, wenn man einen Hausbau plant", sagt Eßel, der Firmen und Privatpersonen in ganz Oberfranken berät.

Spätestens im Herbst häufen sich die Meldungen über versuchte und tatsächliche Wohnungseinbrüche. Fast die Hälfte aller Einbrüche findet in der dunklen Jahreszeit statt, also zwischen Oktober und Januar. Die Täter schlagen meistens am frühen Abend zu. Ein Paradebeispiel ereignete sich erst vor wenigen Wochen in Oberrodach. In der Zeit zwischen 17.30 und 19.30 Uhr konnten unbekannte Täter in ein Wohnhaus einbrechen und flüchteten im Anschluss unerkannt mit mehreren Hundert Euro Bargeld.

Für den Kreis Kronach kann Uwe Herrmann die vermehrten Einbrüche in der dunklen Jahreszeit rein statistisch aber nicht bestätigen. Im Einsatzbereich der Polizeiinspektion Kronach (südlicher Landkreis) gab es heuer bisher sieben Wohnungseinbrüche. 2014 waren es elf Einbrüche, 2013 acht, 2012 sieben und im Jahr 2011 deren 14. "Die Zahlen stagnieren auf einem recht niedrigen Niveau", sagt Uwe Herrmann. "In diesem Bereich ist das Zahlenmaterial aber wenig belastbar. Ähnlich wie bei den tödlichen Unfällen, bei denen es heuer bei neun eine Steigerung von 800 Prozent gibt."

In den vergangenen drei Jahren konnte die Polizeiinspektion Kronach im Schnitt jeden vierten Wohnungseinbruch aufklären. Für konkrete Rückschlüsse verweist der Kronacher Polizeichef jedoch auf die überregionalen Einbruchzahlen der Polizei.


Situation in Franken

Und so ist die Situation bei den fränkischen Polizeipräsidien:
- "Im Vergleich zum Vorjahr war im oberfränkischen Regierungsbezirk 2014 eine Steigerung der Einbruchzahlen um 72 Fälle auf 382 Straftaten im Bereich der Wohnungseinbruchkriminalität zu verzeichnen", so Alexander Czech vom Präsidium in Bayreuth. Im laufenden Jahr bewege sich die Anzahl der Einbrüche in Oberfranken etwa auf Vorjahresniveau.

- "Im langjährigen Vergleich zeigt sich, dass wir einen Anstieg der Wohnungseinbruch-Diebstähle in Unterfranken verzeichnen", so der unterfränkische Polizeisprecher Peter Häusinger. Die Zahlen für 2015 zeigen derzeit ein ähnliches Niveau wie im Vergleichszeitraum im Vorjahr, in dem es zu 663 Einbrüchen kam. Der Schwerpunkt dieser Delikte liegt in Würzburg.

- In Mittelfranken gehen die Einbruchzahlen zurück, nachdem sie sich von 2009 bis 2014 mehr als verdoppelt hatten.

In Bayern registrierte man 2014 einen Anstieg der Fälle um 28,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In diesem Jahr rechnet Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mit einem Rückgang dieser Straftaten.

Die Polizei wird nicht müde darauf hinzuweisen, dass auch Zeugenaufrufe bei der Aufklärung eminent wichtig sind. Beispielsweise kam bei einem Einbruch in Weismain im Landkreis Lichtenfels im April der entscheidende Hinweis von einem aufmerksamen Nachbarn. Drei Einbrecher konnten bei der anschließenden Fahndung festgenommen werden. "Man sollte sich nicht scheuen die Polizei anzurufen, wenn man verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen hat", sagt Eßel. Auch Nachbarschaftshilfe, beispielsweise wenn man in den Urlaub fährt, sei wichtig, um die Einbrecher abzuschrecken.

Und wenn doch einmal eingebrochen wurde? Wie sollen sich die Menschen verhalten? Ganz wichtig: Nicht selbst einschreiten und sich womöglich selbst in Gefahr bringen. "Wenn es geht, ohne bemerkt zu werden, möglichst schnell die Polizei verständigen", sagt Uwe Herrmann. "Man sollte nicht das Risiko eingehen und die Täter selbst ansprechen. Man weiß nie, wie sie reagieren."


Sofort Polizei alarmieren

Zudem raten Ermittler, keine Spuren zu vernichten und bei Entdeckung eines Einbruchs sofort die Polizei zu alarmieren, damit alles möglichst so bleibt, wie die Täter es hinterlassen haben. Fakt ist: Durch eine professionelle Spurensicherung hat die Kripo größere Chancen, Täter dingfest zu machen.


Fünf-Punkte-Plan

Die bayerische Polizei verfolgt einen Fünf-Punkte-Plan gegen den Wohnungseinbruch. Dazu gehören bayernweite Kontrollaktionen sowie die Verstärkung der Schleierfahndung um 500 Polizisten. Darüber hinaus setzt Innenminister Joachim Herrmann auf den Ausbau der nationalen und internationalen Zusammenarbeit, um den Informationsaustausch zu verbessern und die Täterfahndung zu intensivieren. Zudem sollen effektivere gesetzliche Grundlagen für Ermittlungsinstrumente der Polizei geschaffen werden, beispielsweise mit der so genannten Vorratsdatenspeicherung. Impulse erhofft man sich auch von Präventionsmaßnahmen.

Die Prognosesoftware "Precobs" wird seit Oktober 2014 in München und Mittelfranken getestet. Sie errechnet aus den anonymisierten Falldaten der Vergangenheit, wann und in welchem Gebiet mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem Einbruch zu rechnen ist. Herrmann äußerte sich zufrieden und plant die dauerhafte Beschaffung einer Prognosesoftware gegen Einbrecher. Wie der Innenminister erläuterte, bewerten speziell geschulte Kriminalisten jede Prognose. Beispielsweise fuhren Polizisten das relevante Gebiet an und patrouillierten dort zivil oder in Uniform, um Einbrecher auf frischer Tat zu erwischen oder von ihrer Tat abzuhalten.