357 Tage lang lebte die Bevölkerung der Region in den Jahren 1968 und 1969 in Angst und Schrecken. Junge Frauen waren bestialisch umgebracht worden.
In den zwölf Monaten zwischen Ende 1968 und Ende 1969 waren viele Eltern im Raum Coburg, Lichtenfels, Kronach und Bamberg froh, wenn ihre Töchter nach einem Tanzabend oder einer anderen Veranstaltung wieder wohlbehalten nach Hause kamen. Ein bestialischer Mädchenmörder trieb sein Unwesen. Der Täter: Manfred Wittmann, ein Mann im Alter von 26 Jahren, dem keiner solche Verbrechen zugetraut hätte. Seine Opfer: drei Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren aus Lichtenfels sowie aus Welsberg und aus seinem Heimatort Kaltenbrunn. Beide Dörfer liegen im Itzgrund im damaligen Landkreis Staffelstein.
Manfred Wittmann schlug vor diesen Morden bereits im Alter von 16 Jahren erstmals zu. Am 2. Weihnachtsfeiertag 1959 bedrohte er eine 19-Jährige, zwang sie, sich auszuziehen und schnitt ihr mit einem Taschenmesser in den Hals. Als Blut herausfloss, wandte er sich von seinem Opfer ab, weil er dachte, dass es tot sei. Die junge Frau überlebte jedoch. Doch die Ermittler fanden den Täter nicht. Erst nach den drei Morden ein Jahrzehnt später wurde der Täter identifiziert.
Es vergingen neun Jahre, bis Wittmann die grausame Mordserie, die die ganze Region in Angst und Schrecken versetzte, kurz vor Weihnachten 1968 begann. Er überfiel eine 14-Jährige aus Welsberg im Itzgrund, damals Kreis Staffelstein, die ganz in der Nähe seines Elternhauses arbeitete. Wittmann drangsalierte sie auf einem Feld zwischen Bodelstadt und Schottenstein im Itzgrund, fuhr sie mit seinem Auto nach Breitengüßbach, tötete sie und warf die Leiche in den Main. Als er in der Zeitung las, dass die Polizei Fußspuren des Mörders auf dem Feld gesichert hatte, verbrannte er seine Schuhe und zündete auch sein Auto an, um Spuren zu verwischen. Dieses Verhalten wurde ihm später vom Gericht entsprechend angelastet. Sein Verteidiger hatte wegen Unzurechnungsfähigkeit des Angeklagten auf Freispruch und Einweisung in eine Nervenklinik plädiert. Das Anzünden des Autos sah das Gericht als Beweis dafür, dass der Mörder sehr wohl sein Verhalten habe steuern können.
Ein gutes halbes Jahr später wurde eine 16-jährige Lichtenfelserin Opfer des grausamen Killers. Manfred Wittmann nahm die junge Frau in Coburg in seinem Auto mit. Auf einem Feld bei Beikheim im Kreis Kronach ermordete er sie mit einem Messer. Dieses benutzte er am Tag nach der Tat zum Schneiden beim Frühstück.
Unruhe in der Bevölkerung
Nach diesen beiden bestialischen Morden war die Unruhe in der Bevölkerung groß. Viele Erwachsene brachten junge Frauen und Mädchen abends zu Veranstaltungen und holten sie wieder ab. Keine sollte alleine nach Hause laufen. Und doch waren viele junge Frauen bei Dunkelheit unbesorgt unterwegs, stiegen als Anhalterinnen in fremde Autos. Diese Erfahrung machte der langjährige Leiter der FT-Redaktion Kronach, Hans Welscher, damals ein junger Mann. Unrasiert und schlecht gekleidet - beides entgegen seiner sonstigen Gewohnheit - setzte er sich eines Abends hinter das Steuer seines Autos und fuhr auf den Landstraßen der Region umher, auf der Suche nach Anhalterinnen, die er fragen wollte, ob sie nicht etwas leichtsinnig seien. Etliche junge Frauen wären bereit gewesen, mitzufahren. Der Redakteur war fassungslos angesichts der Blauäugigkeit der jungen Damen.
Die Ermittlungen nach dem unbekannten Täter liefen auf Hochtouren. Ein junger Mann aus Tettau im Norden des Kreises Kronach geriet nach dem Mord an der Lichtenfelserin ins Visier und wurde festgenommen, saß in der Justizvollzugsanstalt Kronach in Untersuchungshaft. Die Ermittler waren zuversichtlich, dass sie in dem Mann aus dem Rennsteigbereich den Täter gefasst hatten und "trugen Beweise wie Mosaiksteine" zusammen. Doch sie lagen falsch, denn der wahre Mörder wurde wieder aktiv.
Der Bitumenmischer Manfred Wittmann brachte Mitte November 1969 eine 16-Jährige aus seinem Heimatort Kaltenbrunn um. An der Bushaltestelle im Ort stieg sie arglos zu ihm ins Auto ein, wollte nach Untersiemau. Doch dort kam sie nie an. Ihr späterer Mörder fuhr mit ihr zu seiner Firma. Er quälte die Jugendliche, fügte ihr Brandwunden zu, indem er sie an die heißen Rohre der Bitumenmischanlage seines Arbeitgebers presste.
Bombendrohung im Gericht
Nach dem Verschwinden der 16-Jährigen aus Kaltenbrunn gerieten die Menschen fast in Panik. Die Morde geschahen in immer kürzeren Zeitabständen. Der Mörder wurde immer dreister. Manfred Wittmann sagte in seinem Heimatort mit einem Grinsen im Gesicht, dass man den Mörder nicht finden werde, "weil der zu schlau ist". Doch kurze Zeit später wurde er in der Wohnung seiner Eltern festgenommen, gestand acht Stunden später die grausamen Taten und führte die Polizei zum Versteck der Leiche seines dritten Opfers. Die Menschen waren erleichtert. Der dreifache mutmaßliche Mädchenmörder saß in der Justizvollzugsanstalt Kronach in Untersuchungshaft.
Zwei Jahre später, Ende November 1971, wurde ihm der Prozess gemacht: vor dem Schwurgericht Coburg. Der Andrang der Zuschauer war groß. Hunderte drängten sich vor dem Saal, doch nur 140 wurden eingelassen. Die Menge wollte den Mörder am liebsten lynchen, forderte die Wiedereinführung der Todesstrafe für solche grausamen Taten. Es gab eine Bombendrohung für den Gerichtssaal, Zuschauer wurden nach Waffen durchsucht.
An den Tatorten gab es Ortstermine. Dorthin fuhren alle Prozessteilnehmer mit einem Bus. Mehrere Hundert Menschen warteten an den Tatorten und bedrohten den Angeklagten. Der Andrang war derart massiv und die Lage drohte zu eskalieren, so dass Wittmann einmal im Polizeiwagen mit Blaulicht und Martinshorn weggebracht werden musste. Das Gericht verurteilte Wittmann zu lebenslanger Haft, die er in Straubing verbüßen musste. Nach 43 Jahren, im Jahr 2013, wurde Wittmann, inzwischen über 70 Jahre alt und gebrechlich, aus der Haft entlassen, aber nicht in Freiheit, sondern in einem Altenheim betreut.
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Wittmann hat dem Steuerzahler genug gekostet (Gefängnisaufenthalt)!
Stellt ihn vor die Gefängnistür und tschüß ......! Von mir aus endlich in die Gosse ...!
Ich wünsche dem Wittmann alles erdenklich schlechte, für seine hoffentlich kurze Zukunft.
...aus Spiegel-Bericht v. 20.12.1971:
"..Denn von Manfred Wittmann hatten zwei Gutachter in Coburg gesagt, er sei für die drei von ihm begangenen Morde und einen Mordversuch strafrechtlich nicht verantwortlich zu machen. Derartige Gutachten gelten als das Produkt eines Pakts mit dem Teufel, in dem sich "die moderne Wissenschaft verpflichtet hat, der irdischen Gerechtigkeit so viele Straftäter wie möglich zu entziehen, auf daß der Sieg des Bösen näherrücke.
siehe unter Google:
"Spiegel geistig und körperlich gesund"
...und:
"Spiegel nei in Ofen"
Bei Wittmann wurde die Todesstrafe gefordert.
U.a. ist im Spiegel-Bericht zu lesen:
"Allzu hohe Ansprüche sollte der wohl nicht stellen, was die Menschenwürde anbelangt.
Man muß doch berücksichtigen, wie der mit der Würde seiner Opfer umgegangen ist."
Ein bulgarischer Abgeordneter sagte zum Gesetz über die Abschaffung der Todesstrafe:
"Wie können wir um die Menschenrechte eines Mörders besorgt sein,
wenn wir die Menschenrechte seiner Opfer nicht garantieren können."