Die Unterstützung der betroffenen Kinder durch den Lehrer oder die Förderkräfte kann dabei ganz unterschiedlich aussehen - immer angepasst an die Probleme der einzelnen Schüler. Ihre Handicaps können sich auf das Sehen, Hören, Lernen, die sozialemotionale Entwicklung, Sprache, geistige oder auch motorische Entwicklung beziehen. Die Hilfen können demnach von angepasstem Unterrichtsmaterial bis hin zu einer Begleitperson reichen.
"Die Grundschullehrer müssen Zeit und Kraft investieren", stellt Bökkerink anerkennend fest und lobt die Mitwitzer Schule: "Das läuft hier gut." Alle würden sich in das Konzept einbringen. Neuberg und die Förderschullehrerin verweisen jedoch auch darauf, dass die richtige Schulwahl gerade für Kinder mit einem besonderen Förderbedarf sehr bewusst von den Eltern getroffen werden sollte. Viele Fragen sollten im Vorfeld geklärt werden. Steht eine intensive Förderung im Zentrum? Geht es vorrangig um die soziale Teilhabe? Wie geht es nach der vierten Klasse schulisch weiter?
Bei allen Inklusionsbemühungen sei auch zu bedenken, dass an einer Regelschule trotzdem der Anspruch bestehe, dass ein Lernfortschritt erkennbar sein muss, so Neuberg. Und es dürfe nicht vergessen werden, dass das Thema "Förderung" an einer Grundschule nicht einseitig ausgelegt werden sollte: "Auch die Eltern von gut begabten Kindern erwarten eine Förderung über den normalen Unterricht hinaus. Das wird manchmal vergessen."
Auch die Schulen in Kronach und Teuschnitz haben das Profil "Inklusion"
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Die Lucas-Cranach-Grundschule in Kronach und die Grundschule in Teuschnitz sind schon einige Jahre Inklusionsschulen. Seit 2012 beziehungsweise 2011 haben sie dieses Profil. Ihre Erfahrungen damit sind trotz teilweise unterschiedlicher Rahmenbedingen vergleichbar mit denen der Mitwitzer Schule.
"Die Herausforderungen sind vermutlich ähnlich", stellt die Kronacher Schulleiterin Carmen Nüchterlein fest. Der markanteste Unterschied dürfte sich ihrer Ansicht nach auf die Schulgröße beziehen. Die 509 Kinder umfassende Cranach-Schule sei in der Zusammensetzung der Schülerschaft vielleicht etwas bunter als eine kleinere Schule. Und die damit einhergehend größere Zahl an Inklusionskindern - zurzeit etwa 20 -, die über alle Klassen hinweg eingegliedert sind, machten das Bild eben noch etwas vielschichtiger, wie Lehrerin Nina Reuschlein anfügt.
Wie das Inklusionsprofil mit Leben erfüllt wird, darin unterscheiden sich die drei Schulen ihrer Einschätzung nach jedoch wenig. Das sieht auch der Teuschnitzer Schulleiter Klemens Löffler so. Organisatorisch vermutet er ebenfalls ein ähnliches Aufgabenspektrum an allen Inklusionsschulen im Landkreis. Was das Miteinander an ihren Einrichtungen betrifft, stimmen die Aussagen der Lehrkräfte ebenfalls überein.
Gute Erfahrungen gemacht
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"Im Unterricht wird gezielt auf die Kinder eingegangen. Sie werden gut integriert und von ihren Mitschülern nicht abgestempelt", bestätigt Löffler die Erfahrungen seiner Kronacher Kolleginnen. Das Zusammenspiel in den Klassen sowie zwischen Lehrern und Schülern funktioniere gut.
Dass die Inklusion greift, liegt aus Sicht von Nina Reuschlein unter anderem an einer guten Vernetzung der Beteiligten im Landkreis sowie mit den Fachdiensten in der Region. Ein ganz wichtiger Punkt dabei ist auch die enge Zusammenarbeit mit den Schülereltern. Nur so lasse sich der individuell richtige Weg für jedes Kind finden, meint Reuschlein und rät den Eltern zu einer umfassenden Beratung vor der Entscheidung zwischen Förder- und Regelschule.
"Jeder Inklusionsfall ist anders gelagert", sagt sie. Gerade davon profitierten letztlich sogar die Lehrkräfte, weil sie sich immer wieder mit anderen Umständen bei den einzelnen Inklusionskindern befassen müssen. "Wir entwickeln uns dadurch immer weiter - das ist eine Stärke dieses Profils."
Auf diese Weise entstehen neue Denkansätze, wie ein an der Kronacher Schule umgesetzter Unterricht in "Schienen". Carmen Nüchterlein erklärt: Die Schüler aller ersten Klassen werden hierbei stundenweise zusammengebracht und nach ihrem Leistungsstand unterrichtet. So bietet sich neben dem "normalen" Unterricht die Möglichkeit, gezielt auf die unterschiedlichen (Förder-)Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Die Inklusion eröffnet also neue Wege - nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Schulen.