Das Volksblatt Kronach gab es ab 1. April 1949. In den ersten Wochen leistete der Fränkische Tag aus Bamberg Unterstützung und übernahm die Zeitung 1970.
Der Fränkische Tag kam im Kreis Kronach in der Nachkriegszeit gleich zweimal zur Welt. Erst leistete das Bamberger Druckhaus im Jahr 1949 Aufbauarbeit beim schwierigen Start des Kronacher Volksblatts. Als dieses gut 20 Jahre später in finanzielle Probleme geriet, übernahm der Fränkische Tag das Volksblatt ganz.
Kronach befand sich nach dem Zweiten Weltkrieg in der amerikanischen Besatzungszone. Die Amerikaner vergaben für die Herausgabe von deutschen Tageszeitungen Lizenzen. Eine davon erhielt das Bamberger Neue Volksblatt mit seiner Lokalausgabe Kronach. Lizenzen gab es aber nur für Leute mit "weißer Weste", Personen, die keine Nazivergangenheit hatten. Zwei davon waren Prälat Georg Meixner aus Bamberg und Baptist Hempfling aus Kronach. Beide Männer hatten sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass das Volksblatt eine der raren, aber begehrten Lizenzen erhielt.
Entschuldigung an die Leser
Die erste Ausgabe des Kronacher Volksblatts erschien am 1. April 1949. Die Zeitung wurde von den Amerikanern aber sofort ohne die Angabe von Gründen wieder verboten. Was tun? Hilfe kam vom Fränkischen Tag aus Bamberg, der seinen überregionalen Teil für das Volksblatt zur Verfügung stellte. Der Kronacher Lokalteil wurde von der Buchdruckerei Julius Heim in der Amtsgerichtsstraße 14-16 hergestellt. Dort sollte lange Zeit das Domizil des Kronacher Volksblatts und der Lokalausgabe Kronach des Fränkischen Tags sein. Einen Tag nach dem ersten Erscheinen, am 2. April 1949, druckte das Volksblatt eine Entschuldigung an die Leser ab: "An die Leser des Neuen Volksblatts: Dem Erscheinen unserer Tageszeitung Neues Volksblatt haben sich in letzter Minute Schwierigkeiten entgegengestellt, die bis zur Stunde noch nicht völlig bereinigt werden konnten.
Als Übergangslösung, bis zur Klärung der derzeitigen Situation, liefern wir den Abonnenten den Kronacher Teil für die nächsten Nummern vorübergehend in Verbindung mit der Ausgabe Fränkischer Tag. Wir bitten unsere werten Leser um Verständnis für die Zwischenlösung."
Starker Aufschwung
Diese Übergangsbelieferung dauerte den ganzen April an. Erst am 1. Mai 1949 konnte das Volksblatt komplett erscheinen und der Fränkische Tag musste nicht mehr aushelfen. Das Volksblatt in Kronach nahm unter Geschäftsführer und verantwortlichem Redakteur Baptist Hempfling, späterer Bürgermeister von Kronach und Landtagsabgeordneter, einen starken Aufschwung. Der "Bappist" war Tag und Nacht mit seinem Moped unterwegs, um die Zeitung weiter vorwärts zu bringen.
Er gründete sogar in Stadtsteinach, damals noch ein eigener Kreis, eine Lokalausgabe.
Die zweite Geburt
Er und seine Mitarbeiter waren schuldlos, dass das in Bamberg ansässige Volksblatt in finanzielle Schwierigkeiten geriet und mit dem Fränkischen Tag fusionierte. Ab 1. Januar 1970 erschien der Fränkische Tag im Kreis Kronach, das war sozusagen seine zweite Geburt, nachdem der FT ja bereits beim Start des Volksblatts erfolgreich Geburtshilfe geleistet hatte. Viele Leser sprachen in den folgenden Jahren und Jahrzehnten immer noch vom "Volksblatt". Deshalb war dieser Schriftzug auch im Kopf der Titelseite enthalten.
In der Amtsgerichtsstraße
Der Kronacher Lokalteil entstand weiterhin in der Amtsgerichtsstraße in den Räumen der Buchdruckerei Heim.
Dort wurden die Zeitungsseiten im Bleisatz produziert und die "Matern" per Zug nach Bamberg geschickt. "Mater" nennt man den filzähnlichen dicken Abdruck, in den die Bleibuchstaben hineingepresst wurden. Der im Vergleich zur aus Blei hergestellten Zeitungsseite sehr leichte Filz wurde getrocknet und nach Bamberg zur Druckmaschine geschickt. Dort wurden die "Matern" wieder mit Blei ausgegossen. Es entstanden schwere Halbzylinder, die auf die Druckmaschine gespannt wurden.
Mit dem Zug nach Bamberg
Das mit dem Verschicken der Matern per Zug von Kronach nach Bamberg hört sich ganz einfach an, kostete aber gar manchem Mitarbeiter Nerven, denn nicht immer wurde der Koffer mit den Matern in Bamberg aus dem Zug geholt. Gar oft fuhren die Kronacher Lokalseiten bis Forchheim oder Nürnberg mit. Rekord war Salzburg.
Da war natürlich nicht mehr an einen rechtzeitigen Rücktransport zum Andruck der Zeitung in Bamberg zu denken. Rasch wurden die Matern ein zweites Mal von den fertigen Bleiseiten gefertigt und per Auto nach Bamberg gebracht.
Das Ende der Blei-Zeit
Als sich die Blei-Zeit dem Ende zu neigte und der Fotosatz immer mehr Einzug hielt, kam auch das Ende der Seitenproduktion in den Räumen der Firma Heim in Kronach. Fortan wurden die Manuskripte und Fotos nach Bamberg geschickt, Texte gefaxt. Redaktion, Anzeigenabteilung und Geschäftsstelle blieben aber in den angestammten Räumen in der Amtsgerichtsstraße. Nach der Grenzöffnung zogen diese drei Abteilungen in neue Räume in der Rosenau in Kronach, wo vorher der Tengelmann-Markt ansässig war.
Zu dieser Zeit schlug in Kronach die Geburtsstunde einer weiteres Tageszeitung unter FT-Regie, des Thüringer Tags, der von der Kronacher FT-Redaktion und Geschäftsstelle stark unterstützt wurde. Seit etlichen Jahren werden alle Seiten am Computer produziert.
Das neue Domizil
Im Jahr 2016 zogen Redaktion und Anzeigenakquisiteure in neue Räume in die Adolf-Kolping-Straße 16, nur einen Steinwurf von den vorherigen Räumlichkeiten entfernt. Der Servicepoint für die Leser befindet sich bei Foto-Dölling in der Bahnhofsstraße in Kronach.