Rektor Dietmar Schmidt wird in Tettau in den Ruhestand verabschiedet. Jetzt widmet er sich mehr der Kommunalpolitik und Musik.
Es ist Nachmittag. Die Sonne scheint, auf dem Schulhof spielen Schüler und freuen sich auf die großen Ferien. Eltern und Lehrer sitzen zusammen, führen Gespräche. Mit dabei ist auch Dietmar Schmidt. Für ihn ist das Schulfest ein festes Ritual, doch in diesem Jahr ist es anders. Zum letzten Mal erlebt er diese Veranstaltung als Rektor der Grundschule in Tettau. Am 30. Juli endet seine pädagogische Laufbahn, er wird in den Ruhestand verabschiedet.
"Ich gehe mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge", sagt der 62-Jährige. Er freue sich, dass er nun mehr Zeit für seine nebenberuflichen Aufgaben habe. Beispielsweise für die Kommunalpolitik. Schon seit einigen Wochen führt Dietmar Schmidt als Zweiter Bürgermeister, auf Grund der Erkrankung des Ersten Bürgermeisters Hans Kaufmann (beide SPD), die Gemeinde und nimmt viele Termine wahr.
Weiterhin ist für ihn die Musik, insbesondere der Musikverein Tettau, ein wichtiges Anliegen. Schon damals, Mitte der 70er Jahre, als er unmittelbar nach seinem Lehramtsstudium und einer einjährigen Berufstätigkeit an der Volksschule Wildflecken/Rhön in seinem Heimatort zurückkam, hatte er neben seinem Job ein Ziel: den Musikverein Tettau wieder zu beleben und junge Menschen hin zur Musik zu führen.
Schülerzahl sank von 470 auf 68 Blickt Dietmar Schmidt auf sein Schulleben zurück, so spricht er von Veränderungen. 470 Schüler wurden in den 70er Jahren an der Tettauer Schule unterrichtet, jetzt sind es lediglich 68.
Den Erweiterungsbau Mitte der 90er Jahre mit der Schaffung von vier zusätzlichen Klassenzimmern, hier fungierte er bereits als Konrektor, bezeichnet er im Nachhinein als überflüssig.
Noch heute erinnert er sich an die unangenehmen Diskussionen vor knapp zehn Jahren, als die Tettauer auf Grund mangelnder Schülerzahlen ihre Hauptschule aufgeben mussten. "Es war sehr schwer, den Eltern das zu vermitteln!" Aber auch die Schüler, die Lerninhalte haben sich im Lauf der Zeit verändert. Und: Die Bürokratie hat enorm zugenommen, beispielsweise bei der Verfassung der Zeugnisse. Früher wurden die Noten eingetragen, ein Dreizeiler wurde über das Verhalten des Schülers verfasst. Heutzutage muss jedes Fach zusätzlich analysiert werden. Oftmals habe er sich mit neuen Lernformen befassen müssen.
"Auch wir mussten uns also permanent fortbilden!"
Verhalten hat sich geändert Das Verhalten der Schüler hat sich nach Auffassung von Dietmar Schmidt während seiner Laufbahn als Lehrer und Leiter der Schule verändert. Beispielsweise habe er feststellen müssen, dass es den Heranwachsenden zunehmend an Sprachsätzen fehle. Auch habe er den Eindruck, dass früher die Familien stabiler gewesen seien. Jetzt würden mehr Erziehungsaufgaben auf die Lehrer fallen, "aber die Schule kann keine Reparaturwerkstatt der Erziehung sein".
Dietmar Schmidt ist mit Leib und Seele Tettauer. Und wenn er heute ehemalige Schüler sieht, die ihr Leben in die Hand nehmen und erfolgreich ihren Mann/ihre Frau in der Gesellschaft stehen, dann erfüllt es ihn mit Freude. Unterrichtet er die Kinder ehemaliger Schüler, kommen Erinnerungen.
Gedanken an damals werden aber auch bei einstigen Schülern wach, die ihren Nachwuchs zu Dietmar Schmidt in die Schule schicken. Einer davon ist Benjamin Baier: "Ich habe gewusst, dass meine Kinder beim Dietmar gut aufgehoben sind!" Von frühester Kindheit an spielte der Schulleiter eine Rolle im Leben des 32-Jährigen. "Als Dietmar Schmidt in der dritten Klasse mein Lehrer wurde, wusste ich nicht, ob ich ihn mit ,Du‘ oder ,Sie‘ anreden soll." Schon zuvor waren beide regelmäßig zusammen, nämlich beim Trompetenunterricht.
Ein lebensnaher Unterricht Gerne erinnert sich Benjamin Baier an den Heimatunterricht, als seine Klasse zusammen mit Dietmar Schmidt beispielsweise den Rennsteig erkundete oder die Porzellanfabriken besuchte.
"Es war ein lebensnaher Unterricht und der Dietmar war eine richtige Respektsperson".
Auch seine Kinder Natalie und Toni bezeichnen Schmidt als eine Respektsperson. Er verstand es, das Interesse der Schüler während des Unterrichts aufrecht zu erhalten. "Ich kann es beurteilen, denn ich hatte ihn in Mathe, Deutsch, Musik, Kunst und Englisch", meinte Toni.
Und was war das Erfolgsrezept? "Nun, man muss sich an die Schüler anpassen, muss mit ihnen mal einen Spaß machen und auch das Lachen gehört dazu! Mein Bestreben war es immer, dass die Heranwachsenden die Schule nicht als Last, sondern als eine Chance fürs Leben sehen!".
Dietmar Schmidt und Benjamin Baier sind nun schon seit vielen Jahren wieder beim vertraulichen "Du". "Die Hauptsache ist, dass uns der Dietmar in Tettau erhalten bleibt", so Baier.
Und wie sieht nun der scheidende Schulleiter die Zukunft der einstigen Hauptschulen? Die Verantwortlichen werden umdenken müssen, die Schülerzahlen werden weiter abnehmen. "Ich bin dagegen, dass Grundschulen künstlich aufrecht erhalten werden, wichtiger ist, den Schülern eine breite Bildungspalette anbieten zu können. Und das bedeutet Zentralisierung!"