Dieselskandal: Bleibt nach dem Update alles beim Alten?

2 Min
Betroffene Dieselwagen bekommen kostenlos ein Software-Update, um den Schadstoffaustausch zu verringern. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Betroffene Dieselwagen bekommen kostenlos ein Software-Update, um den Schadstoffaustausch zu verringern. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Beim Dieselgipfel haben sich die Autohersteller zu Software-Updates verpflichtet. Die kostenlosen Updates stoßen bei betroffenen Kronachern auf Kritik.

Der Abgasskandal hat die deutsche Automobilindustrie erschüttert. Viele Verbraucher sind verunsichert, einige sind wütend oder enttäuscht. Die Software-Updates, zu denen sich die Autohersteller beim Diesel-Krisen-Gipfel verpflichtet haben, sind da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. "Ich war schon sehr verärgert und sauer", sagt ein junger Mann aus Kronach, der nicht namentlich genannt werden möchte. Im Dezember hat er vom Autohersteller Audi einen Bescheid bekommen, dass sein Audi A4, ein Euro-5-Diesel, ein Software-Update braucht, weil die Abgaswerte nicht den Vorgaben entsprechen.


Update dauerte eine Stunde

Dafür musste sich der Kronacher mit seiner Vertragswerkstatt in Verbindung setzen, die im Januar 2017 dann kostenlos die Software installierte. Ungefähr eine Stunde dauerte das Update. Seitdem ist das Auto anders gefahren, wie der Kronacher berichtet. "Er braucht mehr Sprit und auf der Autobahn zieht das Auto nicht mehr richtig an", sagt der junge Mann. In seiner Vertragswerkstatt in Bad Kissingen stieß der Kronacher damit auf taube Ohren. "Mir wurde gesagt, dass ich mir das nur einbilde", sagt er. Sonst sei das Autohaus sehr kulant.
Inzwischen hat er seinen alten Audi verkauft und sich wieder einen neuen Dieselwagen des selben Herstellers angeschafft. "Das Ganze war sehr enttäuschend. Aber ich bin trotzdem überzeugt von der Automarke."

Beim Dieselgipfel haben sich die deutschen Autohersteller nicht nur für die Software-Updates verpflichtet. Sie haben auch Verkaufsförderprogramme, eine Art Abwrackprämie, beschlossen. Eine Abwrackprämie sei für den Kronacher nicht in Frage gekommen, weil sein Wagen mit sieben Jahren dafür noch zu neu war.

Vor einer Woche hat die Hirschfelderin Veronika Schadeck vom Autohersteller Skoda ebenfalls einen Brief bekommen, dass ihr fünf Jahre alter Dieselwagen ein Software-Update braucht. "Ich kalkuliere es mit ein, dass ich nach dem Software-Update mehr Probleme mit dem Auto habe", sagt Schadeck. Bei ihrer Vertragswerkstatt, dem Autohaus Vetter, muss sich die Hirschfelderin nun einen Termin geben lassen. Ob das Auto auf der Überholspur der Autobahn nach der Umrüstung noch genauso gut anzieht wie bisher, ist für sie fraglich. "Man fragt sich, ob das Ganze überhaupt nötig gewesen wäre", sagt Schadeck. Ihre Tochter, die einen Dieselwagen von Audi fährt, hat ebenfalls einen Bescheid bekommen, dass ihr Auto ein Update braucht.
Das Autohaus Vetter möchte zu diesem Thema keine Stellungnahme abgeben und verweist auf die Pressestelle der Autohersteller.

Im Juli häuften sich Meldungen über ein mögliches Kartell von Audi, Mercedes, VW, Porsche und BMW. Den heimischen BMW Autohäusern tut dies aber keinen Abbruch. Jochen Isert, Geschäftsführer des Autohauses Isert, erklärt: "Bei BMW wurde keine unerlaubte Software eingebaut. Bei uns gibt es eine ganz andere Technik als bei anderen Autoherstellern."

Der Münchner Autobauer bietet seinen Kunden ebenfalls eine Abwrackprämie für alte Dieselwagen an. In einer Pressemitteilung der BMW Group heißt es, dass es für Halter von Dieselfahrzeugen mit Euro-4-Abgasnorm oder älter, die ihren Wagen beim Händler in Zahlung geben, modellabhängig eine Umweltprämie von bis zu 2000 Euro gebe.


Keine Beschwerden von Kunden

Noch gibt es laut Isert keine Beschwerden im Kronacher Autohaus. "Bei uns im Autohaus wird schon über dieses Thema diskutiert. Beschwerden gab es noch keine", sagt Isert. Die Euro-5-Diesel werden laut Isert in Deutschland gut verkauft, die Euro-4-Diesel dagegen hauptsächlich im Ausland. "Es gibt bei uns keine Einbrüche, was die Nachfrage der Dieselautos betrifft", sagt Isert. Er berichtet, dass von den letzten zehn verkauften Autos sieben Diesel waren. Dabei habe es sich jeweils um Jahreswagen gehandelt. "Wir sind überzeugt, dass neue Dieselautos besser sind", sagt Isert. Das viel diskutierte "AdBlue"werde bei BMW nur für die großen Modelle ab zwei Tonnen, wie der 5er-BMW, gebraucht. Kleinere Modelle seien davon nicht betroffen. Isert versichert außerdem, dass im Vergleich mit anderen Herstellern nur die Hälfte an "AdBlue" verbraucht werde.

Die Flüssigkeit "AdBlue" wird zu den Abgasen hinzufügt. Dadurch können diese gereinigt und Stickoxide gefiltert werden. Das Problem dabei: "AdBlue" muss den Motoren reichlich hinzugefügt werden. Große Tanks sind dafür eine Voraussetzung.