Die Ingenieure von morgen: Kronacher Schulen ausgezeichnet

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In der Robotik-AG am Kaspar-Zeuß-Gymnasium müssen die Schüler heuer die Roboter so programmieren, dass sie auf dem Parcours mit dem Thema "Müllrecycling" beispielsweise Gebäude abreißen können und die guten Reste vom Problemmüll trennen. Fotos: Anja Greiner
In der Robotik-AG am Kaspar-Zeuß-Gymnasium müssen die Schüler heuer die Roboter so programmieren, dass sie auf dem Parcours mit dem Thema "Müllrecycling" beispielsweise Gebäude abreißen können und die guten Reste vom Problemmüll trennen.  Fotos: Anja Greiner
Realschülerin Hanna Staub: "Am PC macht Mathe mehr Spaß." Foto: Anja Greiner
Realschülerin Hanna Staub: "Am PC macht Mathe mehr Spaß." Foto: Anja Greiner
 
Am Kaspar-Zeuß-Gymnasium freut man sich über die Auszeichnung. Foto: Anja Greiner
Am Kaspar-Zeuß-Gymnasium freut man sich über die Auszeichnung.  Foto: Anja Greiner
 
Mathelehrer Matthias Klinke und Julian Scherbel am Biotop im Garten der RS I. Foto: Anja Greiner
Mathelehrer Matthias Klinke und Julian Scherbel am Biotop im Garten der RS I. Foto: Anja Greiner
 

Als MINT-freundliche Schulen dürfen sich seit kurzem die Maximilian-von-Welsch-Realschule und das Kaspar-Zeuß-Gymnasium bezeichnen. Was das für die Schüler und Lehrer bedeutet. Zwei Ortsbesuche.

KronachWer heute bei dem Wort "Mint" noch an ein leicht blaustichiges Grün denkt, ist vielleicht Inhaber einer Modeboutique oder hat kürzlich einen Pastellfarbenmalkurs besucht. Auf keinen Fall jedoch hat derjenige schulpflichtige Kinder.

MINT steht heutzutage vor allem für eines: den Beginn einer Karriere als Ingenieur oder Mediziner.

MINT-Fächer, das sind Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Fächer also, deren Absolventen derzeit in der Wirtschaft gesucht werden. "Es ist ein toller Start in die Zukunft", sagt Renate Leive, Schulleiterin des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums beim kleinen Festakt im Foyer. Das Gymnasium sowie die Maximilian-von-Welsch-Realschule dürfen sich seit neuestem "MINT-freundliche Schule" nennen.
Eine Auszeichnung, alle drei Jahre verliehen, von der Initiative "MINT Zukunft schaffen", für besonderes Engagement der Schulen in den naturwissenschaftlichen Fächern.


Einen eigenen Roboter programmieren

Am Kaspar-Zeuß-Gymnasium zeigt sich diese Engagement beispielsweise auf einem Brett, in etwa so groß wie eine Tischtennisplatte. Darauf ist ein Parcours gezeichnet, unterteilt in verschiedene Stationen für Müllrecycling: ein Containerhafen, ein Strandabschnitt, ein Schrottplatz. Die Aufgabe der Schüler besteht darin, einen Roboter, gebaut aus Legosteinen, so zu programmieren, dass er es schafft, beispielsweise Plastikmüll aus dem und Tiere wieder in das Meer zu setzen. Oder ein Gebäude so abreißt, dass er die Wertstoffe - blaue und gelbe Legosteine - vom Problemmüll - schwarze Legosteine - trennt.

Am Ende des Schuljahres gibt es einen Wettbewerb mit anderen Schulen. Dann muss der Roboter alle Stationen in zweieinhalb Minuten meistern können.

Es gibt auch einen Chemiekurs für besonders Begabte - Pluskurs Chemie nennt sich das und wer dort mitmacht, hat in allen Fächern mindestens die Note 1,5. Rund 15 Schüler - teilnehmen können auch Schüler anderer Schulen - treffen sich dann einmal im Monat für einen ganzen Tag im kleinen Labor im Kaspar-Zeuß-Gymnasium, um Käse und Schokolade in ihre Bestandteile zu zerlegen. Oder sie gehen den Zuckermolekülen auf den Grund. Lebensmitteltechnik lautet der Forschungsauftrag heuer. Im vorherigen Jahr war es Forensik, also die kriminaltechnische Untersuchung von Spuren. "Mich interessierte, wie die Dinge aufgebaut sind, die Hintergründe von etwas", sagt Antonia Lanzloth aus dem Chemiekurs.

Ortswechsel. Hinter dem kleinen Biotop im Garten der Maximilian-von-Welsch-Realschule erstreckt sich die Streuobstwiese. Auf dem kurzen gepflasterten Weg vor dem Wasser steht Mathelehrer und Konrektor Matthias Klinke gemeinsam mit dem Zehntklässler Julian Scherbel und sagt: "Gerade hier in Kronach wünscht sich die Wirtschaft händeringend Naturwissenschaftler." Als sie das Biotop 2014 eingerichtet haben, hat Julian Scherbel gemeinsam mit dem Ingenieurbüro das Gelände vermessen und die Pläne erstellt. "Biologie ist ein Fach, wo ich Sinn dahinter sehe", sagt Scherbel. Alle zwei Wochen hat er nachmittags zwei Stunden im Wahlfach Biologie. Es gibt immer was zu tun. Das Insektenhotel muss gewartet, der Rasen gemäht und das Biotop gepflegt werden. Im Winter, sagt er, wird dann im Bioraum unterm Mikroskop untersucht, was im Frühjahr wieder draußen wächst. Nach dem Realschulabschluss will er weitermachen, am liebsten irgendwann etwas Medizinisches studieren.

Was dem einen die Pflanze, ist dem anderen die Parabel.

"Mathe ist logisch, es ist einfach, es ist lustig - warum sollte man es nicht mögen?" Diese mitunter diskutable Aussage trifft die 15-jährige Marie Siegelin, während sie am PC sitzt und Formeln berechnet.

Rund zweimal im Monat findet der Matheunterricht an PC oder Tablet statt. Die Möglichkeit, Körper zu erstellen, die Dinge bildlich zu sehen und vor allem sofort ein Feedback zu bekommen, ob es richtig war oder falsch - darin besteht für die Schüler und Lehrer der große Vorteil dieses digitalen Lernens.
Denn wenn der Lehrer in der nächsten Unterrichtsstunde eine Woche später die Mathehausaufgaben kontrolliert, hat man meist schon wieder vergessen, was man sich eigentlich mal dabei gedacht hatte.

Das Lernen am PC ist nicht nur in Mathe, sondern in allen Fächern möglich. Es ist Teil des sogenannten "Lernreichs 2.0" - einer der Gründe, warum die Maximilian-von-Welsch-Realschule heuer bereits zum zweiten Mal als MINT-freundliche Schule ausgezeichnet worden ist.