Auf dem Gang begegnet Johann seinem Kollegen Morten. "Na, schon eingelebt?", fragt Johann. Morten nickt. Er stammt aus Dänemark und ist vor wenigen Wochen in den Landkreis gezogen. Die Niederlassungsfreiheit machte dem EU-Bürger den Umzug leicht.
Nach Dienstschluss fährt Johann nach Kleintettau zum Tropenhaus "Klein Eden". Seine Frau hat ihm aufgetragen, frische Papayas zu kaufen. Fast drei Millionen an EU-Geldern kamen dem Modellprojekt zugute, das sich dem energieeffizienten Anbau von exotischen Früchten verschrieben hat.
Dann geht es zurück ins heimische Effelter. Das knapp 300 Einwohner starke Bio-Energiedorf kann sich zu 100 Prozent mit Strom und Wärme aus eigener Erzeugung versorgen. Zum Haus der Kronachers führt eine Leitung, über die die Familie ans Nahwärmenetz angeschlossen ist. Auf dem Dach brummt die Solaranlage. Die EU hat das Teilprojekt "Bio-Energiedorf Effelter" im Rahmen des Projekts "Energievision Frankenwald" gefördert.
Fränkischer Spargel
Johann parkt das E-Auto vor dem Haus. Als er die Haustür öffnet, steigt ihm schon ein herrlich angenehmer Duft entgegen. Elisabeth hat fränkischen Spargel gekocht. Dazu gibt es Bamberger Hörnla und Kulmbacher Bier aus dem Nachbarlandkreis. Die EU-Kommission hat diese regionaltypischen Spezialitäten mit dem Gütezeichen "Geschützte geografische Angabe" versehen. Demnach müssen die Produkte in einem bestimmten Gebiet erzeugt, verarbeitet oder hergestellt worden sein.
"Holst du bitte noch die Butter aus dem Kühlschrank?", fragt Elisabeth ihren Mann. Den Kühlschrank haben sich die Kronachers vor Kurzem gekauft und so ihr altes Gerät durch ein modernes, energiesparendes ersetzt. Das Energielabel der EU kennzeichnet Geräte nach ihrem Energieverbrauch von A bis G. Zusätzlich verfügt der Kühlschrank über eine CE-Kennzeichnung. Mit dieser bestätigt der Hersteller, dass das Produkt den EU-Richtlinien entspricht.
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Die Kronachers unterhalten sich gerade über den abgelaufenen Tag als Johanns Handy klingelt. Am anderen Ende der Leitung ist Sohn Christopher, der zurzeit ein Auslandssemester in Schottland macht. Das Hin und Her beim Brexit haben die Kronachers daher in den vergangenen Wochen aufmerksam verfolgt.
Christopher ist Erasmus-Student. Das EU-Förderprogramm unterstützt Auslandsaufenthalte an Universitäten. Der junge Mann berichtet seinen Eltern mit großer Begeisterung von seinem Ausflug in die Highlands am vergangenen Wochenende. Seit dem EU-weiten Wegfall der Roaming-Gebühren ist der Anruf für ihn nicht mehr mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Museum oder Kräutergarten
Elisabeth Kronacher erinnert sich plötzlich daran, dass am Nachmittag Freunde aus Berlin angerufen und sich für das Wochenende zu Besuch angekündigt haben. "Was unternehmen wir bloß mit denen?", fragt sie ihren Mann. "Wir könnten doch nach Kleintettau ins Flakonglasmuseum", sagt Johann. Das Museum wurde 2010 mit Mitteln aus dem Leader-Programm der EU gefördert. Der Ansatz unterstützt modellhafte Projekte im ländlichen Raum. 2015 wurde der Kreis Kronach erneut als EU-Leader-Region ausgewählt.
"Oder wir fahren nach Teuschnitz", sagt Elisabeth. "Der Kräutergarten dort ist bestimmt interessant." Auch das Projekt "Arnikastadt Teuschnitz" wurde mit Mitteln aus dem Leader-Topf gefördert. "Am Sonntag könnten wir dann zum Wandern in den Frankenwald", überlegt Johann. Der Frankenwald zählt schließlich zur "Qualitätsregion Wanderbares Deutschland". Um die Kriterien für die Zertifizierung zu erfüllen, kamen ebenfalls Mittel aus dem EU-Leader-Programm zum Einsatz.
Filmförderung
"Eine gute Idee", stimmt Elisabeth zu. Sie räumt den Tisch ab. Dann machen die Kronachers es sich auf ihrem Sofa gemütlich. Im Fernsehen läuft "The King's Speech" - ein mit vier Oscars prämierter Film über den englischen König George VI, gefördert durch das Media-Programm der EU. Als der Abspann über den Bildschirm flackert, gehen die Kronachers nach einem langen Tag ins Bett. Die EU hat sie dabei unmerklich von morgens bis abends begleitet.