Eine Studie des Pestel-Instituts aus Hannover untersuchte die Wohneigentumsquote im Landkreis Kronach - mit erschreckendem Ergebnis.
Für die meisten gehört es zur Lebensplanung dazu: die eigenen vier Wände - egal ob Eigentumswohnung oder Einfamilienhaus. Doch laut einer neuen Studie wird das wohl gerade für viele jüngere Leute ein Traum bleiben - aber warum? Im Kreis Kronach gibt es rund 21 200 Wohnungen, die von ihren Eigentümern selbst genutzt werden. Damit liegt die Wohneigentumsquote im Landkreis bei 71 Prozent; nur die Kreisstadt betrachtet sind es rund 56 Prozent. Zum Vergleich: Im bundesweiten Durchschnitt liegt die Eigentumsquote bei knapp 45 Prozent. Das geht aus einer aktuellen regionalen Untersuchung zum Wohneigentum hervor, die das Pestel-Institut aus Hannover gemacht hat.
Gezwungen, zur Miete zu wohnen
Laut der Studie gibt es eine Verlierer-Generation: "Insbesondere die 25- bis 40-Jährigen können sich immer seltener ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung leisten", erläutert Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts. Immer mehr von ihnen seien dazu gezwungen, zur Miete zu wohnen. "Dabei gehören gerade die Jobstarter und Familiengründer zur typischen Klientel für Wohnungskauf und Hausbau", erklärt Günther. Rund 10 600 Mittzwanziger bis Enddreißiger leben im Landkreis, davon allein 2700 in Kronach. Deren Chance auf Wohneigentum sei stark gesunken. Innerhalb von zwölf Jahren sei die Eigentumsquote um 17,9 Prozent zurückgegangen. Oft hapere es an einer soliden Finanzierung: Immer öfter bekommen junge Leute nur Zeitverträge. Die Chance damit einen Immobilienkredit zu bekommen, sei sehr gering.
Und das könne im Alter zu Problemen führen: "Wohneigentum ist nämlich ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge. Und die kommt bei vielen jetzt zu kurz", meint Günther.
Für die Initiative "Wohn-Perspektive Eigentum", die das Pestel-Institut mit der Regional-Untersuchung beauftragt hat, sei das ein entscheidender Grund, Bund und Länder zu einer politischen Kehrtwende aufzufordern. Die Initiative appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, den Wunsch der Bevölkerung nach Wohneigentum ernst zu nehmen.
Was steckt hinter dem Vor-Ort-Kauf-Check, der für Juni angekündigt ist?Hintergrund Beim Vor-Ort-Kauf-Check im Juni schaut sich das Pestel-Institut aus Hannover noch einmal genau an, wie die Preise für Eigentumswohnungen beziehungsweise Häuser im Landkreis Kronach sind. Diese seien selbst in Franken ganz unterschiedlich - je nachdem ob Stadt oder Land. "Dafür nehmen wir die bekannten Preisdaten und schauen, was für ein Einkommen man haben müsste, um sich ein Haus leisten zu können", meint Matthias Günther, Leiter vom Pestel-Institut aus Hannover. In einer Pressemitteilung will das Pestel-Institut dann alle Ergebnisse ihres "Vor-Ort-Kauf-Checks" veröffentlichen.
Zeitvertrag und Finanzierung für die eigenen vier Wände - Ist das möglich?Wenn man sich Gedanken über ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung macht, ist die Finanzierung wohl einer der ersten Aspekte, der geklärt werden muss.
Doch welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt werden? "Um eine Finanzierung zu bekommen, benötigt man ein regelmäßiges Einkommen aus dem die monatlichen Raten gezahlt werden können", erklärt Manfred Hümmer, Finanzierungsberater der Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt. "Positiv für den Kunden ist auch der Einsatz von Eigenmitteln. Als Sicherheit dient in der Regel die neue Immobilie, die mit einem Grundpfandrecht belastet ist", erklärt Georg Kestel. Er ist der Leiter der Abteilung Wohnungsbau in der Hauptstelle der Sparkasse in Kronach.
Eine Chance mit Zeitverträgen?
"Wenn zwei junge Leute nur Zeitverträge haben, wird das schwierig", erklärt Hümmer. Seine Aufgabe als Finanzierungsberater sei es, zu prüfen, ob es Sinn macht, den jungen Leuten unter diesen Umständen eine solche Belastung aufzubürden. Doch man müsse immer individuell abwägen. Auch auf das mitgebrachte Eigenkapital komme es an. Finanzierung und Zeitverträge - auch Georg Kestel würde das nicht pauschal verneinen, aber: "Mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag haben sowohl der Antragsteller als auch die Sparkasse Planungssicherheit bei der Finanzierung."
Am häufigsten informieren sich laut Hümmer und Kestel 25 bis 40-Jährige über eine solche Finanzierung. "Auf dem flachen Land tendieren die Leute definitiv zu einem Eigenheim. In der Kreisstadt sind auch Eigentumswohnungen sehr beliebt", weiß Manfred Hümmer aus Erfahrung. Den Trend zu Eigentumswohnungen in Kronach sehe man auch an den vielen Wohnanlagen, die in letzter Zeit gebaut wurden.
"Allgemein ist der Wunsch nach der eigenen Immobilie sehr groß", ergänzt Kestel. Zu ihm kommen auch oft junge Leute, um sich über eine Finanzierung zu informieren. "Die niedrige Zinslage nutzen viele für Investitionen ins Eigenheim. Das kann sehr helfen", erklärt Kestel. Ein so niedriges Zinsniveau über so lange Zeit, habe es laut Hümmer lange nicht gegeben.
Ein Stichwort, dass bei einer solchen Finanzierung immer wieder fällt ist die KfW-Förderung. Doch was ist das eigentlich? Die Kreditanstalt für Wiederaufbau bietet mehrere Programme an. "Der klassische Häusle-Bauer kommt ebenso in den Genuss von Förderungen, wie der Modernisierer, der sein Wohnhaus energetisch saniert oder altersgerecht umbaut", erklärt Kestel. Es gehe um Förderkredite oder auch direkte Zuschüsse. "Das sollte jeder prüfen, ob er es bekommt", erklärt Manfred Hümmer.
Beide Banken sprechen bei der Beratung die KfW-Förderung mit an. Das Gespräch sollte jedoch vor Baubeginn stattfinden. Denn um die Förderungen zu bekommen, müssen laut Hümmer gewisse Vorgaben eingehalten werden wie beispielsweise die Dicke des Dämmmaterials oder technische Voraussetzungen. "Das muss dann jeder für sich abwägen, ob er das machen will", sagt Hümmer.
lk
Meinung: Rosige Zukunft? Von wegen!Teil der Verlierer-Generation zu sein, fühlt sich nicht gerade gut an. Als ich die Pressemitteilung zur Regional-Untersuchung des Pestel-Instituts gelesen haben, schwand in mir plötzlich jede Hoffnung auf ein schönes Häuschen im Grünen mit kleinem Garten und Terrasse. Der Traum, der zugegeben noch ein paar Jährchen Zeit hat, platzte auf einmal wie eine Seifenblase. Doch eigentlich sind die Ergebnisse der Studie nicht überraschend, wenn man mal realistisch darüber nachdenkt.
Aber das Ganze schwarz auf weiß auf Papier zu lesen und als Teil der "Verlierer-Generation" bezeichnet zu werden, das saß dann doch mehr, als ich dachte. Und plötzlich mache ich mir Gedanken über Sachen, die die ganze Zeit noch so weit weg waren: Was ist, wenn ich mir wirklich nie ein Häuschen leisten kann? Wie soll ich mir dann, wenn ich in Rente gehe, ein Dach über dem Kopf leisten können?
Im Hinterkopf immer die Diskussionen um die Rentenversicherung. Schließlich wird der jüngeren Generation immer gesagt: "Schaut bloß, dass ihr euch irgendwie anders fürs Alter absichert. Von eurer Rentenversicherung werdet ihr nichts haben." Dann wären wir ja die Verlierer-Generation in doppelter Hinsicht. Kein Wunder, wenn immer mehr junge Leute, der Zukunft mit großen Ängsten entgegen blicken.
lk
Und nun erhöhen die vielen Flüchtlinge in ganz Deutschland noch den Druck auf den Wohnungsmarkt ! Das wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern und läßt Mieten und Baukosten weiter steigen. Auch wird das Geld der Kommunen dadurch immer knapper werden und durch weitere Steigerung der Grunderwerbs- und Grundsteuern wieder hereingeholt werden müssen. Ein Faß ohne Boden.